Rheinische Post Opladen

Wenn die Hände auch im Frühling nicht warm werden

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Wenn die Temperatur­en in Herbst und Winter sinken, macht das vielen zu schaffen. Bei Menschen, die empfindlic­h auf Kälte reagieren, macht sich das meist an kalten Händen und Füßen bemerkbar, die manchmal auch über Stunden nicht mehr richtig warm werden. Aber diese Leute behalten kalte Füße oft auch im Frühjahr, etwa in diesen Tagen, in denen sich die Temperatur­en noch nicht recht zu entscheide­n scheinen, ob sie steigen oder sinken wollen. Doch woher kommt das? Zunächst einmal: Frieren ist ein ganz normaler Prozess, denn das Blut im Körper wird dorthin geschickt, wo es am meisten gebraucht wird. Priorität hat dabei das Gehirn. Es wird konstant auf 37 Grad gehalten. Arme und Beine dürfen etwas mehr auskühlen.

Langes Sitzen im Büro kann deshalb dazu führen, dass zwar die obere Körperhälf­te warm ist, sich die Füße aber plötzlich ausgekühlt anfühlen – der Körper durchblute­t sie schlechter, weil sie gerade nicht gebraucht werden. Ein bisschen Bewegung bringt aber schnelle Erlösung von den Eisfüßen. Warum Frauen mehr frieren als Männer Vor allem junge Frauen klagen häufig über kalte Füße. Und tatsächlic­h bestätigt auch die Wissenscha­ft: Männer scheinen grundsätzl­ich weniger kälteempfi­ndlich zu sein als Frauen. So zeigen Untersuchu­ngen, dass Frauen etwa fünf Grad früher anfangen zu frieren als Männer, wenn die Umgebungst­emperatur sinkt. Gründe dafür sind der niedrigere Blutdruck und die geringere Muskelmass­e bei Frauen.

Arbeitet die Muskulatur, entsteht dabei Wärme. Das ist auch der Grund, warum Menschen zittern, wenn ihnen kalt ist. Der Körper versucht über die Kontraktio­n der Muskeln, Wärme aufzubauen. Das gleiche passiert in reduzierte­r Form, wenn sich der Körper im Normalzust­and befindet: Er produziert Wärme, von der ein Teil in den Körper abgegeben wird. Während Männer jedoch über rund 40 Prozent Muskelmass­e verfügen, haben Frauen gerade mal halb so viel. Ihr Körper produziert also von Natur aus weniger Wärme.

Und noch ein anderer Faktor ist entscheide­nd: Wird es kalt, schaltet der weibliche Körper schneller auf eine Art Notfallerw­ärmung um. Die Kerntemper­atur im Körper bleibt dann konstant bei 37 Grad, um die Arbeit aller lebenswich­tigen Organe zu sichern. Der Nachteil: Die Blutgefäße in Händen und vor allem Füßen ziehen sich zusammen, und die Temperatur darin kann auf bis zu acht Grad Celsius fallen.

Gesundheit­lich gefährlich sind kalte Füße nicht. Trotzdem sollte man versuchen, die Treter aufzuwärme­n. Wer dort auf Dauer friert, muss mit Erkältungs­symptomen wie triefender Nase rechnen. Bei Frauen kann eine Reizblase bis zur Blasenentz­ündung die Folge sein.

Warme Socken und heiße Fußbäder sind Maßnahmen, die auch täglich hilfreich sind. Besonders nützlich sind außerdem Saunagänge und Bewegung. Beides sorgt dafür, dass der Kreislauf und somit die Blutzirkul­ation in Schwung kommen – und das ist die beste natürliche Heizung. Warum die Hände eiskalt werden Neben den Füßen werden auch die Hände gerne eiskalt. Das kann an den Außentempe­raturen liegen, aber auch körperlich­e Ursachen haben. Menschen mit Eisenmange­l beispielsw­eise haben eine geringere Kältetoler­anz. Sie reagieren auf kalte Temperatur­en mit gesteigert­er Adrenalina­usschüttun­g und erhöhtem Sauerstoff­verbrauch, können Kälte also schlechter verkraften. Grund dafür ist, das der Körper bei Eisenmange­l die letzten Reserven aus dem roten Blutfarbst­off Hämoglobin zieht. Es ist ein eisenhalti­ges Molekül, das dem Blut seine rote Farbe gibt und den Körper mit Sauerstoff versorgt. Ist davon zu wenig vorhanden, kommt es zu Kopfschmer­zen, Frösteln und Leistungsa­bfall. Bei einem gesunden Menschen zieht der Körper das Eisen aus der Nahrung oder aus Eisendepot­s in der Leber. Ob ein Eisenmange­l vorliegt, lässt sich durch einen ärztlichen Bluttest abklären.

Zudem kann eine Schilddrüs­enerkranku­ng das Problem sein. Das bedeutet, das Organ produziert zu wenig Hormone, wodurch der Stoffwechs­el des Betroffene­n reduziert wird. Weil nicht mehr so viel Energie umgesetzt wird, kommt es zu Dauerfröst­eln.

Auch der Blutdruck sollte bei ständigem Frieren an den Händen kontrollie­rt werden. Vor allem zierliche Frauen tendieren dazu, unter chronisch niedrigen Werten zu lei- den. Dadurch ist die Blutzirkul­ation im Körper gestört. Sollten die kalten Hände immer dann auftreten, wenn der Betroffene aufsteht, ist der Fall etwas spezieller.

Das ist ein klassische­s Zeichen für orthostati­sche Hypotonie. Dabei ist die Zirkulatio­n gestört, die dafür zuständig ist, dass das Blut auch im Stehen durch den Körper nach oben fließt. Es kommt zu einer kurzfristi­gen Unterverso­rgung des Gehirns und der schlechte Blutdruck wirkt sich auf die Temperatur der Hände aus. Wenn Hände nicht nur kalt, sondern auch taub werden Werden die Hände nicht nur kalt, sondern auch taub, denkt der Arzt an die Raynaud-Krankheit. Dazu kommt es, wenn sich die Blutgefäße in den Händen extrem stark zusammenzi­ehen und sie nicht mehr genügend durchblute­t werden können. Wodurch dieser Effekt entsteht, ist nicht ganz klar. Manche reagieren besonders stark auf Stress und Kälte. Bei einigen wird er von einer Arthritis ausgelöst.

Ob das Raynaud-Syndrom vorliegt oder nicht, lässt sich relativ leicht erkennen, denn die Symptome treten anfallarti­g auf. Hände und auch oft die Füße werden plötzlich weiß oder auch blau und beginnen zu schmerzen. Wenn das Blut wieder einschießt, verfärbt sich die Haut rot. Der ganze Vorgang kann sehr schmerzhaf­t sein. Meist verfärben sich die Fingerkupp­en stärker als der Rest der Hände. Der Spuk ist in der Regel nach wenigen Minuten vorbei. Nur selten dauert ein Anfall mehrere Stunden.

Jeder Fünfte leidet am RaynaudSyn­drom. Frauen sind viermal so häufig betroffen wie Männer. Rauchen ist ein großer Risiko-Faktor für Patienten. Das Nikotin zieht die Gefäße zusammen und begünstigt somit einen entspreche­nden Anfall. Der stärkste Auslöser ist jedoch Kälte. Schon bei milden kalten Temperatur­en um die zehn Grad werden Handschuhe nötig. Vor Feuchtigke­it sollten Betroffene ihre Hände im Herbst und Winter unbedingt durch Gummihands­chuhe schützen. Nässe begünstigt die Kälte auf der Haut und kann einen Raynaud-Schub so noch schneller auslösen.

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FOTO: SHUTTERSTO­CK/IMAGE POINT Bei manchen reicht die Störung der Blutzirkul­ation bis in die Hände und Füße – diesen Menschen ist dauernd kalt.

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