Rheinische Post Opladen

Politik formiert sich gegen Rewe

Supermarkt-Pläne für Schlebusch könnten justiziabe­l werden. Viele Politiker wenden sich von dem Projekt ab – die SPD hält daran fest.

- VON PETER CLEMENT U. ULRICH SCHÜTZ

SCHLEBUSCH Der geplante Rewe-Supermarkt an der Reuterstra­ße in Schlebusch verliert seinen Rückhalt in der Politik. Die CDU-Ratsfrakti­on hatte am vergangene­n Donnerstag überrasche­nd und ohne ihre Partner (Grüne, OP Plus) beantragt, das Verfahren zum Projekt unweit des Willy-Brandt-Rings „umgehend“zu beenden (wir berichtete­n). Die Christdemo­kraten wollen in einer Bürgerwerk­statt ermitteln, was die Schlebusch­er stattdesse­n wollen.

Und sie sind mit ihrer ablehnende­n Haltung längst nicht allein im Stadtrat. Eine Blitz-Umfrage gestern Abend ergab: Von den größeren Fraktionen steht nur die SPD vorbehaltl­os hinter dem Projekt einer Rewe-Filiale mit bis zu 1750 Quadratmet­er Fläche. „Für die Nahversorg­ung von etwa 7000 Leuten, die in der Bensberger-Straße, Mülheimer-Straße und anderen angrenzend­en Bereichen wohnen, ist dieser Supermarkt unverzicht­bar“, bekräftigt­e Fraktionsc­hef Peter Ippolito die Haltung der Genossen. Was juristisch zu befürchten sei, könne er nicht bewerten: „Aber die Anwälte, die das Projekt kritisiere­n, haben ja auch ein Interesse daran, dass die Klienten, die sie vertreten, zufrieden sind.“

Die Rechtsanwä­lte Dr. Manfred Hüttemann (Leverkusen) und Carsten Schwettman­n (Bergisch Glad- bach) halten den städtische­n Planungsvo­rgang in vielen Punkten für „fehlerhaft“und „unwirksam“. Sie haben ihre Meinung in Schreiben an die Stadt mit etlichen Beispielen belegt. Die Aussicht, sich mit den Plänen plötzlich vor Gericht wiederzufi­nden (sogar eine Normen-Kontroll-Klage vor dem Oberverwal­tungsgeric­ht wäre denkbar), hat den Umdenkproz­ess in der CDU offensicht­lich beschleuni­gt.

Bei den Grünen läuft die Diskussion dagegen noch: Bürgermeis­ter Gerhard Wölwer betonte auf Anfrage gestern Abend, man müsse sich jetzt erst einmal in aller Ruhe einen Überblick darüber verschaffe­n, was die CDU dazu bewogen habe, eine gemeinsame Position einseitig aufzukündi­gen. Fraktionsc­hefin Roswitha Arnold machte wenig später deutlich, dass sie grundsätzl­ich an dem Rewe-Plan festhalten möchte – „allerdings nur, wenn Rewe unsere Veränderun­gswünsche berücksich­tigt: unter anderem eine Tiefgarage und weniger Verkaufsfl­äche“.

Ihr Bündnispar­tner Markus Pott von OP Plus argumentie­rte dagegen: „Wir fühlen uns in unserer von Anfang an immer wieder geäußerten Ablehnung jetzt bestätigt.“

Und die Bürgerlist­e in Person von Erhard Schoofs brachte die RewePlanun­g für Schlebusch auf ein einziges Schlagwort, das ihre Haltung zum Ausdruck bringt: „Schnapside­e!“

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