Bayer-Kritiker: Zehn Cent Dividende reichen
LEVERKUSEN Kaum mehr als eine Woche noch, dann treffen sich im Bonner World Conference Center die Bayer-Aktionäre zur Hauptversammlung. Termin: 28. April. Auch die Kritiker werden da sein – bei Protesten vor dem Center, aber auch am Mikrofon vor den Aktionären. Jetzt hat Bayer ordnungsgemäß die Gegenanträge zur Tagesordnung veröffentlicht. Die Kritiker, allen voran der Verein Coordination gegen Bayer-Gefahren, führen etwa dies an, damit Vorstand und Aufsichtsrat nicht entlastet werden:
• der Gerinnungshemmer Xarelto (Wirkstoff Rivaroxaban): Die Zulassungsstudien seien mit Nierengesunden und Menschen unter 70 Jahren durchgeführt worden, das seien aber nicht die typischen Patienten, die einen Gerinnungshem- mer benötigten. „Bei alten und nierenschwachen Patienten bedeutet die Therapie mit Rivaroxaban einen Blindflug, der nicht selten tödlich endet“, behauptet die Coordination. Es sei ethisch nicht vertretbar, die Arznei zu verordnen bzw. seitens Bayer zu vermarkten.
• die Monsanto-Übernhame Bayer werde dadurch „zum mit Abstand größten Agro-Konzern der Welt, der wichtige Glieder der Nahrungsmittel-Kette kontrolliert. Das hätte schlimme Konsequenzen für die Welternährung“, fürchtet Axel Köhler-Schnurra von der Coordination: Landwirte hätten mehr Kosten für Pestizide, aber weniger Auswahl, Verbraucher wegen schrumpfender Sorten-Vielfalt in den Läden ein geringeres Angebot. In manchen Bereichen erhalte Bayer eine Monopolstellung. „Arbeitsplatzvernichtungen (wegen der hohen Schulden, durch die Transaktion) und niedrigere Steuer-Zahlungen seitens Bayer sind ebenfalls zu befürchten.“
• die Dividenden-Höhe Sie solle auf zehn Cent (geplant: 2,70 Euro pro Aktie) gekürz werden. Die freiwerdenden Gelder sollen verwendet werden: für Erhalt und Schaffung sicherer Arbeitsplätze und die Zahlung sozial gerechter Löhne; für einen Fonds zum Ausgleich von Schäden, „die infolge der Geschäftstätigkeit an Mensch und Umwelt eingetreten sind; für den umfassenden ökologischen und sozialen Umbau des Konzerns ohne doppelte Standards und schließlich für die Zahlung von Wiedergutmachungen für die Verbrechen von Bayer und des von Bayer mitbetriebenen IG Farben-Zusammenschlusses an die Opfer bzw. an deren Angehörige und Nachkommen“, fordert die Coordination.