Ronaldo schießt den FC Bayern ab
Madrids Stürmerstar erzielt beim 4:2-Sieg gegen die Münchner drei Tore. Die Gäste gehen durch Lewandowski (Elfmeter) und Ramos (Eigentor) zweimal in Führung, verlieren aber nach Vidals Platzverweis in der Verlängerung.
MADRID (sid) Der Traum vom erneuten Tripel geht für Bayern München auch unter Trainer Carlo Ancelotti nicht in Erfüllung. Nach einem unglücklichen 2:4 (2:1, 0:0) nach Verlängerung in einem Fußball-Krimi bei Titelverteidiger Real Madrid steht der deutsche Rekordmeister erstmals seit 2011 nicht mindestens im Halbfinale der Champions League. In den entscheidenden Phasen des Spiels hatten die aufopferungsvoll kämpfenden Münchner allerdings jede Menge Pech.
Der vorentscheidende Treffer des dreifachen Torschützen Cristiano Ronaldo zum 2:2 (105.) fiel aus klarer Abseitsposition, zudem spielten die Bayern nach Gelb-Rot für Arturo Vidal (84.) zu diesem Zeitpunkt bereits in Unterzahl. Anschließend fiel Ronaldo, der lange Zeit unauffällig blieb, auch sein dritter Treffer gegen weit aufgerückte Münchner nicht schwer (110.) wie Marco Asensio der letzte Treffer (112.).
„Wir haben bei den Schiedsrichterentscheidungen leider ein bisschen Pech gehabt“, sagte Phillip Lahm nach seinem letzten internationalen Spiel bei Sky. Gemeint haben könnte der Mannschaftskapitän damit auch Gelb-Rot für Vidal, der zwar permanent in Gefahr war, vom Platz zu fliegen, in der entscheidenden Szene aber den Ball spielte. Bereits im Hinspiel (1:2) hatte Gelb-Rot für Javi Martinez (60.) Real zum Sieg verholfen.“Es ist bitter, dass wir ausscheiden. Ich glaube, dass die Mannschaft es verdient gehabt hätten, weiterzukommen“, sagte Lahm.
Der riskante Einsatz von Mats Hummels und Jerome Boateng sowie von Torjäger Robert Lewandowski zahlte sich am Ende nicht aus – auch wenn der Pole per Foulelfmeter zur Führung traf (52.). Der bis dahin unauffällige Ronaldo, der im Hinspiel doppelt getroffen hatte, besorgte das 1:1 (76.), ehe ein Eigentor von Real-Kapitän Sergio Ramos (77.) den Bayern zunächst die Verlängerung bescherte. Die Fehlentscheidung des Schiedsrichter-Gespanns um Viktor Kassai (Ungarn) warf die dezimierten Gäste dann entscheidend zurück.
Nach den drei Halbfinal-Pleiten unter Pep Guardiola war zum vierten Mal nacheinander eine spanische Mannschaft Endstation für den Serienmeister der Bundesliga. Die Hypothek, die sich der FC Bayern durch das 1:2 im ViertelfinalHinspiel in München aufgeladen hatte, erwies sich als zu schwer. Darüber hinaus schien den Münchnern lange der letzte Glaube zu fehlen, den Rückstand noch wettzumachen zu können – erst nach dem Treffer von Lewandowski änderte sich das.
Die Bayern konnten allerdings froh sein, zu diesem Zeitpunkt überhaupt noch im Spiel zu sein. Nach gutem Beginn, aber nur wenigen Chancen hatten sie sich die Kontrolle über das Spiel entreißen lassen. Die Abwehr um Hummels und Boateng wankte, nur der Abschlussschwäche von Real war es geschuldet, dass die Münchner nicht schon zur Pause alle Hoffnungen fahrenlassen mussten. Ein Glücksfall war der Pfiff von Schiedsrichter Kassai, der die Berührung von Casemiro an Arjen Robben als Foul wertete. Le- wandowski traf zu seinem sechsten Champions-League-Treffer gegen Real. Es folgten eine hektische Schlussphase und eine zunächst offene Verlängerung – mit dem unglücklichen Aus für die Bayern.
Mit dem Aus geht bei den Münchnern die Ära einer großen Mannschaft zu Ende. Für Lahm war sein 113. Spiel in der Champions League sein letztes internationales, er tritt am Saisonende ebenso ab wie Xabi Alonso. Franck Ribéry (34) und Robben (33) befinden sich längst auf der Zielgeraden ihrer Laufbahn.