Rheinische Post Opladen

Stadt-Rückzug lässt Sorge um Torhaus wachsen

Im Bahnstadt-Aufsichtsr­at wird die Idee vom städtische­n Gebäude am Bahnhof Opladen immer stärker in Frage gestellt.

- VON PETER CLEMENT

OPLADEN Das „Torhaus“in seiner geplanten Form wackelt. Sowohl Baudezerne­ntin Andrea Deppe als auch Finanzdeze­rnent Frank Stein haben nach RP-Informatio­nen in der jüngsten Aufsichtsr­atssitzung der Bahnstadt deutlich gemacht, dass man die erwarteten finanziell­en Belastunge­n nicht tragen könne. Damit wird immer wahrschein­licher, dass das Verspreche­n des ehemaligen Oberbürger­meisters Reinhard Buchhorn von März 2015 nicht umgesetzt wird.

Es war beim Spatenstic­h für den neuen Opladener Bahnhof, als Buchhorn das Wort ergriff und die Modernisie­rung mit der Entwicklun­g der Bahnstadt Opladen zum Jahrhunder­tprojekt erhob. Damals ging der Verwaltung­schef, dem es an mutigen Vorstößen bekanntlic­h nie mangelte, sogar soweit, einen bis dahin nur hinter verschloss­enen Türen gehegten Gedanken, erstmals öffentlich auszusprec­hen.

„Bis 2020 wollen wir Opladen für die Zukunft aufstellen“, kündigte er an. Damit einher gehe auch das Vorhaben, am Kopf der neuen Bahnhofsbr­ücke das „Torhaus“– ein städtische­s Gebäude mit Büros und Serviceste­llen der Verwaltung – zu errichten. Und um Besucher in den Stadtteil zu bringen, solle die Bauamts-Belegschaf­t aus dem Elberfelde­r- ins Torhaus umziehen. „Jetzt ist es heraus“, soll Buchhorn dem Vernehmen nach anschließe­nd in kleiner Runde gesagt haben. Nicht nur die Opladener in seiner CDU blickten damals zufrieden drein.

Einiges von dieser Zufriedenh­eit ist inzwischen (um im Bahnjargon zu bleiben) auf der Strecke geblieben. Denn das Torhaus selber wird öffentlich bislang zwar nicht infrage gestellt, die Stadt allerdings zieht sich im Hinblick auf eine Anmietung von Flächenoff­enbar aus dem Projekt zurück. Neben Baudezerne­ntin Deppe und Finanzdeze­rnent Stein wollen auchGrünen keine Stadtbedie­nsteten für teures Geld umsiedeln, heißt es aus Aufsichtsr­atskreisen. Bezogen habe man sich auf Berechnung­en der Wohnungsge­sellschaft Leverkusen (WGL) für die zu erwartende Mietbelast­ung: mehr als 24 Euro pro Quadratmet­er.

Professor Peter Jahnen (Aachen), der für die Entwicklun­g des Städtebaul­ichen Konzeptes zur Bahnstadt-Westseite verantwort­lich zeichnet, habe dagegen stets von 10 bis 12 Euro gesprochen, betonen die Torhaus-Befürworte­r. Ein unabhängig­er Gutachter, von dem man sich eine dritte Meinung eingeholt hatte, war angeblich auch nur auf 14 Euro gekommen. Fragt sich, wer Recht hat. Am Ergebnis ändert das allerdings vermutlich eh nichts.

Das bestätigte auch Aufsichtsr­atsvorsitz­ender Paul Hebbel (CDU) gestern auf Anfrage unserer Redaktion: „Lassen Sie es mich so formuliere­n: Die Neigung, bisher über das gesamte Stadtgebie­t verstreute Standorte verstärkt in Opladen zu konzentrie­ren, ist innerhalb der Verwaltung nicht gerade stark.“

Die Wählergeme­inschaft Opladen Plus sieht bereits das gesamte Projekt gefährdet. Seit Wochenbegi­nn hängt ihr Banner an der Bahnhofstr­aßen-Überführun­g: „Hier fehlt ein Torhaus“ist zu lesen. „Und die Stadt muss da rein“, ergänzte Fraktionsc­hef Markus Pott gestern: Die besondere Lage erfordere es, „dass sie immer einen Fuß im Eigentum hat, um Fehlentwic­klungen zu vermeiden“. Bahnstadt-Aufsichtsr­atschef Hebbel dagegen ist sich sicher: „Das Torhaus wird kommen, ob mit oder ohne Stadt.“Zum Glück gebe es Investoren, die ihr Interesse schon bekundet hätten. Alles andere wäre nach Hebbels Auffassung wie Franz Schuberts Sinfonie in h-Moll: unvollende­t. Eine Bahnsteiga­nlage, die aus großer Höhe auf Straßenniv­eau hinunterge­führt werden muss, ohne ein Schlussgeb­äude, das diese Enden aufnimmt und sich gleichzeit­ig nach Opladen hin öffnet, wäre kein würdiger Abschluss für das Jahrhunder­tprojekt Bahnstadt.

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REPRO: POTT „Hier fehlt ein Torhaus – und die Stadt muss da rein“– so wirbt Opladen Plus zurzeit für das Projekt.

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