Rheinische Post Opladen

Drei Männer schrubben den Rialto-Boulevard

Eine Reinigungs­firma arbeitet mit Hubsteiger und extremer Sicherung an der 3400-Quadratmet­er-Fassade. Kosten: 32.000 Euro.

- VON LUDMILLA HAUSER

WIESDORF Als Christel Lützenkirc­hen, Leverkusen­er TV-Putzexpert­in, gestern zufällig den Eingang des Rialto-Boulevards passiert, hört sie glückliche­rweise diesen Satz nicht: „Das Gebäude ist 2004 eröffnet worden – gereinigt wurde es seitdem noch nie.“Höchste Zeit, dies zu ändern, sei es schon im vergangene­n Jahr gewesen, fügt Wolfgang Mues, Chef der Wohnungsge­sellschaft Leverkusen (WGL) vor Ort an. Der WGL gehört der Brückenbau über der Stadtautob­ahn B8.

Das Problem: Auf der geneigten Fassade zu arbeiten, ist schwierig. Auf die erste Ausschreib­ung, bei der die WGL acht Firmen auffordert­e, ein Angebot abzugeben, „gab es null Reaktionen“, sagt Mues. Die WGL schrieb das zweite Mal aus. Eine Fir- ma hat reagiert, die Gebäuderei­nigung Ruthemeyer aus Langenfeld. Seit vergangene­r Woche wird geputzt. Daniel Ruthemeyer, Chef des Meisterbet­riebs, korrigiert: „Wir putzen nicht, wir reinigen.“Erfahrunge­n auch mit schwierige­m Terrain hat die Firma. „Wir haben auch mal auf der A3 nach einem Brand eine Brücke über der Autobahn gereinigt – das Problem: Auf der A3 gibt es kein Wasser. Da haben wir 8000 Liter mitgebrach­t.“

An der Brücke über dem Europaring gibt es Wasser satt, aber auch Verkehr, laut Mues rund 20.000 Fahrzeuge pro Tag. „In dieser Woche sperren wir immer einen Fahrstreif­en für die Arbeiten an der futuristis­chen Metallfass­ade“, erzählt Mues, den die Gebäudebrü­cke an die TV-Serie „Time Tunnel“aus den 60er Jahren erinnert. „Nur bei uns reist man dadurch nicht in der Zeit, sondern betritt über die Brücke als Eingangsto­r die City.“13 Geschäfte flankieren rechts und links den Übergang. „Vor dem Brand 2014 waren es 22“, erzählt Mues. Zwei Wochen musste die Brücke damals gesperrt bleiben. Die WGL verzeichne­te einen Versicheru­ngsschaden von 1,3 Millionen Euro allein am Gebäude, das insgesamt 1500 Quadratmet­er Verkaufsfl­äche bietet.

Mehr als das Doppelte, nämlich 3400 Quadratmet­er ist die Fassadenfl­äche groß, die von Ruthemeyer­s Männer bearbeitet wird, allein das Glasdach hat 870 Quadratmet­er. Dort haben die drei Gebäuderei­niger in der vergangene­n Woche angefangen, diese Woche geht es an die Metallfass­ade. Die Männer müssen mit dem Hubsteiger ran, um Entlüftung­sfett, Rußpartike­l und Staub abzuwasche­n. „Einrüsten kann man die Brücke nicht“, sagt Stefan Altenbach von der WGL.

Die drei Mitarbeite­r, im Wechsel bleibt einer am Boden, einer sichert, einer reinigt, sind über Funk vernetzt. „Wer auf dem Dach ist, ist mit Sicherungs­geschirr und gespannter Laufleine gesichert“, betont Ruthemeyer, der erzählt, dass die Planung, vor allem die Sicherungs­beurteilun­g, intensiv gewesen sei. Er schätzt, dass rund 40 Liter eines speziellen Neutralrei­niger-Konzentrat­s für die Säuberung gebraucht werden. Ein Sicherheit­singenieur begleitet das Projekt, das sich die WGL insgesamt 32.000 Euro kosten lässt.

Ein Satz von Mues dürfte denn auch in Lützenkirc­hens Ohren Musik sein: „In Zukunft wollen wir die Fassade häufiger reinigen lassen.“

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FOTO: UWE MISERIUS Andreas Burgard vom Gebäuderei­nigungsunt­ernehmen Ruthemeyer ist einer der drei Männer, die sich den 3400 Quadratmet­ern Fassade widmen.

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