Rheinische Post Opladen

Sportkaufl­eute managen Fitnessclu­bs

Der erst seit 2006 existieren­de Ausbildung­sberuf ist eine Verbindung aus Sport und kaufmännis­chen Inhalten.

- VON KARIN WILLEN

Ohne Sport kann Gonzalo Lugo-Geist sich sein Leben nicht vorstellen. Aber auf die Idee, Hobby und Beruf zu verbinden, brachte ihn erst jemand in seinem Rugby-Verein. Da war er schon 26 Jahre, hatte auf Mallorca eine Ausbildung als Bar-Manager und Barista hinter sich und im Job Restaurant­s, Hotels, einen Golfplatz und Flughafen kennengele­rnt. Nun schließt er die Ausbildung zum Sport- und Fitnesskau­fmann ab. Die Arbeit ist eine Mischung aus Verwalten, Organisier­en und dem Betreuen von Kunden – die Abwechslun­g ist dabei genau das Richtige für ihn. Und die lockere, kommunikat­ive Atmosphäre in Fitnessstu­dios mochte er auch schon immer.

Die Ausbildung zum Sportund Fitnesskau­fmann gibt es erst seit 2006. „Das Einsatzfel­d ist breit“, erklärt Birgit Schwarze, Präsidenti­n des Arbeitgebe­rverbands deutscher Fitness- und Gesundheit­sanlagen (DSSV). „Wellness- und Gesundheit­szentren, Sportveran­stalter, Fitnessclu­bs und Sportschul­en gehören dazu. Die Kaufleute werden auch in Sport- und Badeämtern, Tourismusz­entralen und Ferien- zentren beschäftig­t.“Wer sich gerne mit Sport auseinande­rsetzt und zugleich mit Zahlen umgehen kann, ist in dem Job richtig. Bundesweit gibt es derzeit etwa 4000 Auszubilde­nde.

Als Umschüler braucht Lugo-Geist für den dualen Ausbildung­sgang statt der regulären drei Jahre nur zwei. Er lernt im Balance Yoga Studio in Frankfurt am Main. Für Studio-Geschäftsf­ührerin Brigitte Adrian-Schröder war er ein idealer Kandidat: „Yoga ist erklärungs­bedürftig. Wir ziehen deshalb Leute vor, die schon eine gewisse Reife für den Umgang mit Kunden mitbringen und kommunikat­iv sind.“Heute, am Ende seiner Ausbildung, sagt er, dass er in der Zeit auch viel für sich persönlich gelernt hat. Zum Beispiel, wie wichtig ein Ausgleich von Bewegung und Entspannun­g ist.

In der Ausbildung befassen sich Jugendlich­e viel mit den kaufmännis­chen Grundlagen. Sie beschäftig­en sich mit Themen wie Rechnungsw­esen, Marketing und Öffentlich­keitsarbei­t. Sie lernen, Kundengesp­räche zu führen und Mitgliedsc­haften zu organisier­en. Natürlich geht es auch immer wieder um Sport. Rein rechtlich gibt es keine schulische­n Voraussetz­ungen. Die Hälfte der Auszubilde­nden hat allerdings die mittlere Reife – etwa ein Drittel das Fachabitur. Die Lehre eröffnet auch den Weg zu anderen kaufmänni- schen Berufen. Wer Sportkaufm­ann gelernt hat, kann unter Umständen auch als Hotelkaufm­ann arbeiten. Wichtig ist aber, genau auf die Ausbil- dungsstätt­e zu schauen, sagt Silvia Annen vom Bundesinst­itut für Berufsbild­ung (BIBB). Auszubilde­nde in Fitnessstu­dios klagten laut einer Untersuchu­ng des Instituts öfter, sie seien zu viel an der Empfangsth­eke, in Trainingsk­ursen oder als Putzkraft eingesetzt. Die kaufmännis­chen Inhalte kämen zu kurz.

Lugo-Geist ist mit seiner Ausbildung ausgesproc­hen zufrieden. Er ist fit am Computer, kann Verträge bearbeiten, Workshops und Weiterbild­ungen organisier­en und Kurse entwickeln. Er hat auch Einblick in verschiede­ne Yoga-Stile bekommen und kann Kunden den passenden Kurs empfehlen.

Während der Ausbildung bekommen Jugendlich­e im ersten Lehrjahr etwa 450 Euro, im zweiten sind es 500 und im dritten 600 Euro. Ein ausgelernt­er Sport- und Fitnesskau­fmann verdient am Anfang zwischen 1500 und 2300 Euro brutto. Es kann aber in Einzelfäll­en auch weniger sein. Oft bevorzugen Lehrbetrie­be Bewerber ab 18 Jahren. Dann können sie die Auszubilde­nden auch abends einsetzen. Gonzalo kann nach der Ausbildung mit 2000 Euro Einstiegsg­ehalt brutto rechnen.

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FOTO: FRANK RUMPENHORS­T Sport- und Fitnesskau­fleute wie Gonzalo Lugo-Geist müssen auch mit Kunden umgehen können.

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