Rheinische Post Opladen

Schüler gedenken der Opfer an der Schlucht

Mit Chorgesang und Blumenkrän­zen erinnerten zahlreiche Besucher an die Ermordung von 71 Häftlingen vor 82 Jahren.

- VON JULIA SCHÜSSLER

LANGENFELD/OPLADEN An diesem Sonntag sind mehr Menschen als üblich an dem Waldstück am Wenzelnber­g unterwegs. Dunkel gekleidet pilgern sie zu dem höher gelegenen Mahnmal, an dem sie mit Chorgesang und Blumenkrän­zen der Ermordung von 71 Häftlingen durch die Nationalso­zialisten gedenken.

In diesem Jahr lag die Gedenkfeie­r in der Obhut der Stadt Remscheid. Die inhaltlich­e Gestaltung wird im jährlichen Wechsel von den Städten Leverkusen, Solingen, Wuppertal, Remscheid und Langenfeld übernommen. Denn die Opfer der Hinrichtun­gen waren weitestgeh­end in den benannten Städten beheimatet. In seiner Begrüßungs­rede mahnte Remscheids Oberbürger­meister Burkhard Mast-Weisz, diese schrecklic­he Tat nicht zu vergessen.

„Was haben Sie am Grün-Donnerstag gemacht? Vielleicht haben auch sie ihre Ostereinkä­ufe getätigt“. Der Grün-Donnerstag fiel in diesem Jahr auf den 13. April, der Tag an dem 1945 die politische­n Gefangenen hingericht­et wurden. „Sie wurden dazu in die Wenzelnber­gSchlucht geführt, paarweise an den Daumen zusammenge­bunden und durch einen Genickschu­ss getötet“.

Das Mahnmal solle als Erinnerung der deutschen Geschichte dienen, die nicht in Vergessenh­eit geraten darf. „Es ist ein Skandal, dass der AfD-Abgeordnet­e Björn Höcke das Berliner Holocaust-Mahnmal als ein ‚Schandmahl‘ betitelte“, erklärt der Remscheide­r Oberbürger­meister. „Wir müssen uns an die Verantwort­ung aus unserer Geschichte erinnern und dürfen keine Ängstlichk­eit demonstrie­ren“.

Es sei ein Erstarken nationalis­tischer Proteste zu erkennen, die sich in einer Ablehnung gegenüber Muslimen und Flüchtling­en äußert. „Die Idee eines gemeinsame­n Europas verliert das Vertrauen der Menschen“. Alle demokratis­chen Parteien müssten viel stärker auf die Menschen zugehen, um ihr Vertrauen in die Demokratie zurückzuge­winnen. „Ereignisse, wie solche in der Türkei, fordern uns auf, unsere Stimme dagegen zu erheben. Für Menschenre­chte einstehen, steht in unserer Verantwort­ung“, betont Mast- Weisz. Diese Aufgabe würde auch durch das Mahnmal am Wenzelnber­g verdeutlic­ht werden.

Neben den Worten des Oberbürger­meisters hatten auch Schüler des Röntgen-Gymnasiums Remscheid einen Beitrag vorbereite­t. „In den letzten Tagen haben wir versucht, passende und angemessen­e Worte zu finden. Wir waren uns einig, dass niemand das Recht hat, über das Leben eines anderen zu entscheide­n“, bekundet die 16-jährige Isabel.

In einer Arbeitsgru­ppe hatten sie sich schließlic­h für ein Gedicht von Erich Fried entschiede­n. „In „Gespräch mit einem Überlebend­en“wird vor allem hinterfrag­t, warum man untätig geblieben ist und so andere gestorben sind“, weiß die 18jährige Tamara. „Es soll nicht vergessen werden, was passiert ist“, verdeutlic­ht die Schülerin Sandra. Beendet wurde die Gedenkfeie­r mit dem „Lied der Moorsoldat­en“, das von KZ-Häftlingen gedichtet wurde.

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Vertreter und Schüler mehrer Städte haben an der Gedenkvera­nstaltung am Mahnmal Wenzelnber­g in Langenfeld teilgenomm­en.

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