Rheinische Post Opladen

Aus der Traum!

Das 1:2 in Freiburg beendet etwaige Gedankensp­iele, die verkorkste Saison mit einer Europa-League-Teilnahme zu retten. Die Richtungsf­rage ist geklärt: Der Blick richtet sich nach zuletzt ambivalent­en Aussagen nach unten.

- VON DORIAN AUDERSCH

FREIBURG Zumindest einen kleinen Grund zur Freude hatte Rudi Völler nach der 1:2-Niederlage gegen den SC Freiburg. Auf dem Weg zum Mannschaft­sbus der Werkself skandierte­n etliche wartende Fans der Gastgeber den beinahe obligatori­schen Chor, der die Einzigarti­gkeit von Bayers Sportchef ohrwurmver­dächtig hervorhebt. Während sie frei von Häme „Es gibt nur einen Rudi Völler“sangen, hellte sich die Mine des 57-Jährigen kaum auf. Zu tief saß die Enttäuschu­ng über die Pleite in letzter Minute.

Der etwa drei Minuten zuvor eingewechs­elte Pascal Stenzel traf nach einer Weitergabe des ebenfalls in der Schlusspha­se eingewechs­elten Havard Nielsen zum 1:2 aus Sicht der Werkself (88.). Es war – wenn man so will – eine Joker-Joker-Koprodukti­on. Die Niederlage beendet jegliche Leverkusen­er Träumereie­n, noch den Sprung in die Europa League schaffen zu können. Freiburg hingegen hat nun gute Chancen, in der kommenden Saison internatio­nal vertreten zu sein.

Freilich ist es rechnerisc­h immer noch möglich, dass Bayer 04 einen Platz unter den ersten sechs Teams der Liga erobert. Aber selbst der unerschütt­erliche Optimismus-Chefbeauft­ragte Völler wollte davon nach dem Abpfiff nichts hören. Nach oben zu schauen, betonte er, sei ab sofort verboten. Damit ist immerhin klar, was das letzte verbleiben­de Ziel in der Liga ist: Das Abrutschen auf den Relegation­srang, der nur vier Punkte entfernt ist, muss um jeden Preis vermieden werden.

In der Analyse der Bruchlandu­ng im Breisgau waren ungewohnt selbstkrit­ische Töne aus dem Lager der Werkself zu hören. Anstatt Schicksal, Pech oder das Unvermögen des Schiedsric­hters als Grund für die neuerliche Pleite anzuführen, ging nicht nur Kevin Volland mit seinem Team (und sich selbst) hart ins Gericht. „Kopflos“habe Bayer 04 gespielt, sagte der Torschütze zum 1:1. Volland hatte in der 60. Minute einen Foulelfmet­er souverän verwandelt und so die frühe Führung durch Nils Petersen (11.) egalisiert.

„Dass wir so spät noch das Gegentor bekommen, darf uns nicht passieren“, monierte der 24-Jährige. Da sei es besser, mit einem 1:1 nach Hause zu fahren. Insgesamt habe es vor allem in der ersten Halbzeit an grundlegen­den Tugenden im Leverkusen­er Spiel gefehlt: „Ohne Laufbereit­schaft und Zweikampfv­erhalten gewinnt man kein Spiel in der Bundesliga – egal, gegen wen“, diagnostiz­ierte Volland. „Das war zu wenig. Wir müssen uns alle hinterfrag­en.“Als Lichtblick machte er die starke Phase der Werkself nach Wiederanpf­iff aus, die nach seinem Pfostentre­ffer (63.) wieder abebbte.

Rätselhaft bleibt, warum Bayer 04 trotz des Ausgleichs das Heft wieder aus der Hand gab. Der Freiburger Sieg war keineswegs glücklich, sondern verdient. Bereits im Vorfeld des entscheide­nden Treffers hatte die Elf von Trainer Christian Streich mehrere hochkaräti­ge Chancen ausgelasse­n. Auch Volland schloss sich daher der Analyse seines Sportchefs an: „Nach oben brauchen wir jetzt nicht mehr zu schauen.“

 ?? FOTO: DPA ?? Kevin Volland (r.) – hier im Zweikampf Onur Bulut (l.) – und Bayer 04 ließen sich im Schwarzwal­d-Stadion in Freiburg von den Hausherren den Schneid abkaufen. Auch Wendell (hinten) schaute oft nur zu.
FOTO: DPA Kevin Volland (r.) – hier im Zweikampf Onur Bulut (l.) – und Bayer 04 ließen sich im Schwarzwal­d-Stadion in Freiburg von den Hausherren den Schneid abkaufen. Auch Wendell (hinten) schaute oft nur zu.

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