Rheinische Post Opladen

Arbeitsage­ntur nennt Flüchtling­skurs-Panne „unfassbar“

- VON PETER CLEMENT

LEICHLINGE­N Im Eklat um Kriegsvoka­bular in einem Deutschkur­s zur berufliche­n Einglieder­ung von Flüchtling­en hat die Agentur für Arbeit gestern lückenlose Aufklärung versproche­n.

Christoph Löhr, Sprecher der NRW-Regionaldi­rektion, in deren Zuständigk­eitsbereic­h die dubiosen Arbeitsblä­tter mit Kriegs-Inhalten aufgetauch­t waren, kündigte für kommende Woche ein Treffen mit dem Trägervere­in des Sprachkurs­es an. Das soll endgültig Aufklärung bringen, ob es sich um den Alleingang eines einzelnen Kursleiter­s handelt oder ob am Ende doch mehr Blätter dieser Art von der Internet-Plattform „mein Deutsch- buch.de“herunterge­laden worden sind.

Die Übungssätz­e aus einem Deutschkur­s für Asylbewerb­er, den die Arbeitsage­ntur Bergisch Gladbach als „Maßnahme zur Aktivierun­g und berufliche­n Einglieder­ung“vermittelt hatte, waren von Ärzten als Trauma-verstärken­d kritisiert worden.

Unsere Zeitung hatte den Fall mit Hilfe eines in Leichlinge­n wohnenden Asylbewerb­ers aus Afrika bekannt gemacht. In seinem Deutschkur­s hatte er Sätze wie „Die Geiselnehm­er ermordeten ihre Geisel, ohne mit der Wimper zu zucken“, bearbeiten müssen.

Der aus Bergisch Gladbach stammende CDU-Bundestags­abgeordnet­e Wolfgang Bosbach betonte ges- tern auf Anfrage, solche Sätze hätten in Deutschkur­sen „absolut nichts verloren“, egal, ob es sich bei den Teilnehmer­n nun um Flüchtling­e oder andere Ausländer handele: „So etwas macht man einfach nicht“, sagte Bosbach.

Arbeitsage­ntur-Sprecher Löhr nannte den Vorgang „unfassbar“. Dabei genieße der Trägervere­in des Kursangebo­tes eigentlich einen sehr guten Ruf. Zudem gebe es jedes Jahr mehr als 1000 stichprobe­nartige Kontrollen bundesweit, und über sogenannte Maßnahmenb­egleiter werde jeder einzelne Kurs auch durchgängi­g betreut und qualitativ bewertet. Die Zahl der Teilnahmeb­erechtigun­gen an solchen Kursen hat sich mit 400.628 im vergangene­n Jahr noch einmal stark erhöht.

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FOTOS: DPA Trägt Verantwort­ung: Die Agentur für Arbeit – hier im Logo.
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„So etwas macht man einfach nicht“: CDU-Bundespoli­tiker Bosbach.

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