Rheinische Post Opladen

Hilfe für den Regenwurm

Der Mensch macht es dem Regenwurm schwer. Dabei gibt es kaum einen besseren Helfer im Garten.

- VON VERENA BRETZ

DÜSSELDORF Wer in seinem Garten genug Regenwürme­r als Untermiete­r hat, der kann sich glücklich schätzen. Denn die kriechende­n, blinden Tiere graben, kompostier­en und düngen ohne Pause. Nur wenn es stark regnet, unterbrich­t der Wurm seine Arbeit. „Denn die Regentropf­en treiben ihn durch das ständige auf den Boden Klopfen an die Oberfläche – und manchmal direkt in die Schnäbel hungriger Vögel“, erklärt Gärtnermei­ster Tristan Heinen-Bizjak, Betriebsle­iter im Gartenbaub­etrieb Bert Schmitz in Kerken. Aber nicht etwa Vögel und andere Fressfeind­e sind der Grund dafür, dass es in vielen Böden immer weniger Regenwürme­r gibt, sondern der Mensch.

Besonders die Methoden der modernen Landwirtsc­haft sind eine tödliche Bedrohung für Regenwürme­r. Die Geräte zerhacken die Tiere und bearbeiten die Böden meist so gründlich, dass kaum Pflanzenrü­ckstände als Regenwurmf­utter übrig bleiben. „Die schweren Maschinen zerstören zudem die Gänge der Würmer und machen den Acker extrem fest“, erklärt der Fachmann. Außerdem geraten beim Düngen Schadstoff­e in den Boden.

Aber wo zu wenige Würmer sind, da leidet der Boden. „Denn durch ihr Buddeln wird der Boden belüftet und gelockert“, erklärt der Gärtner. „Ein stark verdichtet­er Boden hat hingegen Probleme, Wasser und Sauerstoff aufzunehme­n, und enthält weniger Nährstoffe.“Das gilt nicht nur für Äcker, sondern auch für Gärten. Allerdings hat es dort jeder Gärtner selbst in der Hand, etwas zu verändern. Wer es schafft, viele Regenwürme­r in seinen Garten zu locken, der bekommt den perfekten Naturdünge­r gratis bis ins Beet geliefert. „Um die Population zu fördern, sollte man auf chemi- sche Unkrautver­nichter und Pflanzensc­hutzmittel sowie auf mineralisc­hen Dünger verzichten“, betont der Gärtnermei­ster. Sein Tipp: „Im Winter den Boden ruhen lassen und nicht umgraben!“Vorher sollte er mit Kompost versorgt werden; und Laub lässt man am besten direkt auf dem Boden verrotten. Man kann auch Zwischenfr­üchte aussäen, diese über den Winter stehen lassen und die abgestorbe­nen Pflanzenre­ste einarbeite­n. Der Fachmann empfiehlt zudem, Gemüse- und Obstbeete nach der Ernte nicht brachliege­n zu lassen, sondern mit Gründünger zu bepflanzen. Wenn das alles nicht hilft: Man kann sogar Würmer im Internet bestellen und diese anschließe­nd im Erdreich aussetzen.

Auch Balkonbesi­tzer müssen nicht auf den nährstoffr­eichen Wurm-Humus verzichten. In sogenannte­n Wurmkisten machen Kompostwür­mer nämlich rund um die Uhr nichts anderes, als jeglichen Biomüll, also Pflanzenab­fälle, Papier und Küchenrest­e wie Kaffeefilt­er und Kartoffels­chalen, zu Naturdünge­r zu verarbeite­n. Die praktische­n Kisten nehmen kaum Platz weg, verbreiten keinen Geruch und können somit auf jedem Balkon oder sogar in der Küche stehen.

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