Grüne Wahlkämpfer bei Bayer-Treffen
Bei der Hauptversammlung kam es zu Tumulten. Naturschützer und Bankenvertreter kritisieren den Monsanto-Deal.
BONN/LEVERKUSEN Der Regionalexpress aus Norden war voll: Viele Kleinaktionäre von Bayer fuhren gestern morgen per Bahn nach Bonn, wo der Konzern erstmals seine Hauptversammlung abhielt. Einer packte sein Butterbrot aus, das er am Tag zuvor beim RWE-Treffen bekommen hatte. Ein anderer fragte sich angesichts der vielen Polizisten vor dem Bonner „World Conference Center“: „Ist hier ein Terroranschlag?“Nein, aber wegen der angekündigten Proteste gab es scharfe Einlasskontrollen, ein massives Angebot an Polizei und Sicherheitskräften. Aufsichtsrats-Chef Werner Wenning betonte, man sei nach Bonn gegangen, weil es dort nach schrumpfenden Teilnehmerzahlen in den Vorjahren einen passenderen Raum als in der Messe Köln gegeben habe, wo man zuvor häufig war.
Umweltschützer aus mehreren Ländern demonstrierten vor und im Versammlungssaal gegen die geplante Übernahme des US-Konzerns Monsanto. Aktivisten verbrannten symbolisch Kaufverträge. „Genmanipuliert, patentiert, abkassiert – stoppt die Fusion“, hieß es auf einem Plakat. Bauern und Naturschützer fürchten, dass durch die Fusion Gentechnik in Europa durch die Hintertür eingeführt wird und Bauern weltweit abhängig vom neuen Riesen werden. Proteste
Bayer-Chef Werner Baumann wies die Kritik zurück: „Für die Ängste gibt es keinerlei Grundlage. Grüne Gentechnik ist sicher.“Die Übernahme bringe Vorteile für Mitarbeiter, Aktionäre und Gesell- schaft, warb der Krefelder um Zustimmung. „Die Übernahme passt perfekt zu unserer Strategie.“
Gleich mehrere Grüne nutzten das Treffen, um in Bonn Wahlkampf zu machen: Renate Künast, Mona Neubaur und Bundestags-Fraktionschef Anton Hofreiter. „Bayer macht mit der Übernahme von Monsanto einen schweren Fehler“, sagte Hofreiter. Monsanto sei ein „besonders übler Konzern“, er verantworte, dass in Lateinamerika Tausende Kleinbauern vertrieben und auf ihrem Land Genpflanzen angebaut würden.
Aber auch Banken-Vertreter sind besorgt. „Wie wollen Sie sicherstellen, dass Monsanto nicht dauerhaft einen Schatten auf Bayer wirft?“, fragte Ingo Speich vom Fonds Union Investment. Eine bessere Kommunikation mit dem Kapitalmarkt sei umso wichtiger, als Bayer mit Monsanto alles auf eine Karte setze.
Neben dem Megathema Monsanto ging es auch um andere Umweltthemen. Bienenschützer warben für ihr Anliegen wie die Initiative gegen die Leverkusener Mülldeponie. „Stoppt die CO-Pipeline“forderte die Initiative, die gegen die Kohlenmonoxid-Röhre von Dormagen nach Krefeld kämpft. Sprecher Dieter Donner forderte Bayer auf, sich für ein endgültiges Aus stark zu machen. Baumann verwies darauf, dass dafür die rechtlich selbstständige Tochter Covestro zuständig sei.