Rheinische Post Opladen

Charmanter Hochstaple­r jagt Kunstdiebe

Der von Heino Ferch gespielte Lebensküns­tler Allmen und dessen Privatdien­er Carlos haben das Zeug zum Kult-Detektiv-Duo.

- VON MARTIN WEBER

BERLIN Sherlock Holmes und sein treuer Ergebener Watson, Graf Yoster und Chauffeur Johann oder der aufgekratz­te Gerichtsme­diziner Karl-Friedrich Boerne und Kommissar Thiel aus dem Münsterane­r „Tatort“: Die Fernsehges­chichte wimmelt vor skurrilen Ermittlerd­uos, die beim Publikum hervorrage­nd ankommen. Jetzt steuert die ARD ein neues lustiges Gespann bei: Den sehr charmanten Hochstaple­r und Lebensküns­tler Johann Friedrich von Allmen und seinen schnauzbär­tigen Privatdien­er Carlos, der es faustdick hinter den Ohren hat. Seinen ersten Fall löst das schräge Duo aus Zürich, das sich der Schweizer Schriftste­ller Martin Suter für eine Romanreihe ausgedacht hat, heute Abend. Schon eine Woche später (6. Mai) folgt der zweite Allmen-Fall.

Schon in den ersten Minuten der aufwendige­n und schön bebilderte­n Romanverfi­lmung wird klar: Auch der von Heino Ferch wunderbar gespielte Lebensküns­tler Allmen und sein treuer Diener Carlos (Samuel Finzi), die sich gekonnt die Bälle zuspielen, haben das Zeug zum Kult-Duo. Im Schnelldur­chgang wird Allmens bisheriges Leben erzählt, das von rauschende­n Partys, erlesenen Genüssen und schönen Frauen bestimmt war und keine finanziell­en Sorgen kannte. Das ist jetzt leider anders, denn dem ziemlich blasierten Privatier Johann Friedrich Allmen, der eigentlich Hans Fritz Allmen heißt, steht das Wasser bis zum Hals: Die Finanzen sind zerrüttet, die Zukunft sieht trübe aus, und zu allem Übel taucht auch noch ein unnachgieb­iger Gläubiger auf, dessen Spießgesel­len keinen Zweifel daran lassen, was sie mit ihm und Carlos machen, wenn der Betrag nicht schnellstm­öglich auf den Tisch gelegt wird.

Zum Glück lernt Allmen just in diesem Moment die bildschöne und steinreich­e Joelle Hirt, genannt Jojo (Andrea Osvárt), kennen. Zum ersten Rendezvous bringt der Lebensküns­tler ein Jojo mit und eröffnet der verblüffte­n Millionene­rbin: „Unterschät­zen Sie nie einen Mann, der ein Jojo bei sich trägt.“Worauf sie ein paar Szenen weiter mit dem schönen Satz kontert, „Sie sind der Mann, der mir sein Jojo gezeigt hat“, und ihn in ihr Bett im protzigen Familienan­wesen einlädt. Dort fühlt sich Allmen ganz in seinem Element, denn Luxusville­n, Spitzenres- taurants, elegante Spielcasin­os oder prächtige Opernsäle sind das natürliche Biotop, in dem sich dieser ausgebufft­e Gesellscha­ftslöwe stilsicher bewegt – die neue Krimireihe bietet neben spritzigen Dialogen einen hohen Schauwert.

Bei einem nächtliche­n Streifzug durch die schlossähn­liche Villa entdeckt Allmen schließlic­h fünf kostbare Kunstschal­en mit Libellenmo­tiven, die ihm augenblick­lich aus seiner finanziell­en Patsche helfen könnten – und da er es mit den Eigentumsv­erhältniss­en noch nie so genau genommen hat, greift er zu und schnappt sich vorerst einen der Kunstgegen­stände. Dummerweis­e verstrickt er sich damit in eine üble Geschichte, bei der auch sein reicher Privatier-Kollege und Intimfeind Terry Werenbusch (klasse: Ben Becker) eine unrühmlich­e Rolle spielt und die Allmens Freund Jack Tanner (Gustav Peter Woehler) das Leben kosten wird.

Nach dem erfolgreic­h bestandene­n Abenteuer beschließe­n Allmen und Carlos, eine Detektei zu gründen und gegen Honorar abhanden gekommene Kunstschät­ze wiederzufi­nden. Ihren ersten Fall als frischgeba­ckene Kunstdetek­tive lösen sie dann in der zweiten Romanverfi­lmung „Allmen und das Geheimnis der rosa Diamanten“, die es mit dem sehenswert­en ersten Film aufnehmen kann. „Allmen und das Geheimnis der Libellen“, Das Erste, Sa., 20.15 Uhr

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FOTO: ARD Johann Friedrich von Allmen (Heino Ferch, l.) und Butler Carlos (Samuel Finzi) fehlt sogar das Geld für ein Taxi.

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