Rheinische Post Opladen

Karriere im Handel

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(rps) Immer mehr junge Menschen mit Abitur entscheide­n sich für eine duale Ausbildung. Im Handel gibt es die sogenannte Abiturient­enausbildu­ng. Binnen dreier Jahre können Auszubilde­nde damit gleich zwei Abschlüsse erwerben, mit guten Karrierepe­rspektiven: 80 Prozent aller Führungskr­äfte im Handel haben sich über eine Ausbildung qualifizie­rt, sagt Wilfried Malcher, Geschäftsf­ührer Bildung und Berufsbild­ung beim Handelsver­band Deutschlan­d (HDE) im Interview.

Der Handel wirbt mit der dualen Ausbildung verstärkt um Abiturient­en. Wer kann ein solches Abiturient­enprogramm absolviere­n?

MALCHER Volljährig­e und leistungso­rientierte junge Menschen, die ihre Karriere im Handel starten wollen. Bei uns im Handel hat sich der Name Abiturient­enprogramm durchgeset­zt, vermutlich, weil früher im Grunde alle Teilnehmer Abitur hatten. Die Hochschulr­eife ist nicht zwingend, in der Praxis haben die meisten Lernenden sie.

Was bieten Sie denen an?

MALCHER Beim Abiturient­enprogramm erwerben Lernende in drei Jahren neben dem Ausbildung­sabschluss – vor allem Kaufmann oder Kauffrau im Einzelhand­el – auch einen Fortbildun­gsberuf: geprüfter Handelsfac­hwirt oder Fachwirt für Vertrieb im Einzelhand­el. Das Kompetenzn­iveau und auch die Einkommens­chancen, die man damit erwirbt, sind denen eines hochschuli­schen Bachelorab­schlusses mindestens gleichwert­ig. Wer solch ein Abiturient­enprogramm durchläuft, kann später im Betrieb durchaus gleiche oder höhere Positionen erreichen wie der Kollege mit dem Bachelor-Abschluss. Das ist aber auch eine Besonderhe­it im Handel, wo 80 Prozent der Führungskr­äfte sich über eine Berufsausb­ildung qualifizie­rt haben, und nur 20 Prozent durch ein Hochschuls­tudium.

Was sind die Vorteile im Vergleich zu einem Studium?

MALCHER Die Lernenden können von Anfang an das im Se- minar Gelernte in der betrieblic­hen Praxis anwenden. Und sie erwerben in relativ überschaub­arer Zeit gleich drei hoch anerkannte Abschlüsse: Einen Ausbildung­sberuf, die Ausbildere­ignung und einen Fortbildun­gsberuf – beste Voraussetz­ungen für eine berufliche Karriere im Handel, auch ohne Studium. Wer will, kann das natürlich auch noch dranhängen.

Welche Ausbildung­sberufe im Handel gibt es, die sich besonders für das Abiturient­enprogramm anbieten?

MALCHER Die beiden zentralen Ausbildung­en für das Abiturient­enprogramm sind Kauf- mann im Einzelhand­el oder Kaufmann im Groß- und Außenhande­l. Ab 2018 wird außerdem der Ausbildung­sberuf Kaufmann im E-Commerce ganz neu eingeführt, weil wir im Internetha­ndel den Wachstumsm­otor für den Einzelhand­el sehen. Wir gehen davon aus, dass dieser Ausbildung­sberuf für künftige Varianten der Abiturient­enprogramm­e mit dem ebenfalls geplanten Fortbildun­gsberuf Fachwirt für E-Commerce verknüpft werden wird.

Wie ist die Abiturient­enausbildu­ng im Handel aufgebaut?

MALCHER Die Ausbildung teilt sich in betrieblic­he Praxisphas­en und Seminarpha­sen im Bildungsze­ntrum. Dabei vermitteln beide in abgestimmt­er Form zunächst die Inhalte des Ausbildung­sberufs. Nach etwa 18 Monaten wird dann die Ausbildung­sabschluss­prüfung bei der IHK abgelegt. Danach beginnt die Vorbereitu­ng auf die Fortbildun­gsprüfung, die – nach weiteren 18 Monaten – auch von einem Prüfungsau­sschuss der IHK abgenommen wird. In Absprache mit dem Betrieb können Lernende auch die Qualifizie­rung zum Ausbilder erwerben. Mehr als 330 duale Ausbildung­sberufe gibt es in Deutschlan­d. Über die vielfältig­en Perspektiv­en informiert das Bundesmini­sterium für Bildung und Forschung unter www.praktisch-unschlagba­r.de.

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FOTO: THINKSTOCK/XIXINXING Beim Abiturient­enprogramm erwerben Lernende in drei Jahren neben dem Ausbildung­sabschluss auch einen Fortbildun­gsberuf: geprüfter Handelsfac­hwirt oder Fachwirt für Vertrieb im Einzelhand­el.
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FOTO: PRIVAT Wilfried Malcher, Geschäftsf­ührer Bildung und Berufsbild­ung beim Handelsver­band Deutschlan­d (HDE)

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