Rheinische Post Opladen

Planlos in der Abwärtsspi­rale

Das Alptraumsz­enario Relegation­splatz gewinnt zunehmend an Wahrschein­lichkeit, wenn sich Bayer 04 nicht dem Existenzka­mpf stellt.

- VON DORIAN AUDERSCH

LEVERKUSEN Wie Abstiegska­mpf funktionie­rt, konnten Bayers Profis gestern Nachmittag beobachten. Der FC Augsburg zeigte gegen den ebenfalls akut bedrohten Hamburger SV ein starkes Spiel – und gewann das Kellerduel­l verdient 4:0. Durch den Erfolg des FCA schmilzt Bayers Vorsprung auf den Relegation­splatz, den nun der HSV inne hat, auf drei Zähler.

Was für ein hilfloses Bild gaben dagegen die Profis der Werkself am Freitagabe­nd ab? Die 1:4-Pleite gegen den FC Schalke war in vielerlei Hinsicht bemerkensw­ert. Noch nie lag Bayer 04 bereits nach 18 Minuten im eigenen Stadion 0:3 zurück, es war eine der höchsten Heimnieder­lagen der Klubhistor­ie und Trainer Tayfun Korkut gelang es auch im vierten Anlauf nicht, einen Sieg im eigenen Stadion feiern zu können. Außerdem war es nach dem 0:3 gegen Hoffenheim bereits die zweite deutliche Schlappe gegen ein blauweißes Team im eigenen Stadion. Aber an der Farbe der Trikots wird der streckenwe­ise desolate Auftritt wohl eher nicht gelegen haben.

Die Ursachen für die klare Niederlage liegen laut Korkut vor allem im „brutalen Spielverla­uf“begründet. Bayer 04 begann stark, hatte zügig zwei gute Chancen, aber fiel nach dem frühen Gegentreff­er durch Schalkes Torjäger Guido Burgstalle­r (6.) regelrecht auseinande­r. Die Werkself stellte den Betrieb ein. Nur zehn Minuten später stand es 0:3. Den Fans reichte es bereits zur Halbzeit. Ein Teil der frustriert­en Anhängersc­haft versammelt­e sich vor dem Stadion zu einer Blockade. Der Forderung nach einer Aussprache kam das Team am späten Abend nach.

„Es ist wichtig, dass wir das schnell verdauen“, sagte Korkut. Wie das gelingen soll, ist eine der vielen Fragen, auf die es nach wie vor keine Antwort gibt. Immerhin hieß es bereits nach dem 1:2 in Freiburg, dass man das möglichst schnell verarbeite­n müsse. Dies gelang offenkundi­g nicht. Die Werkself wirkte verunsiche­rt, ideenlos und bisweilen kon- Rudi Völler fus. „Die Mannschaft hat keine Erfahrung mit Abstiegska­mpf“, betonte der Coach. „Trotzdem müssen wir uns alle der Situation stellen.“

Daran scheint es jedoch gewaltig zu hapern. Das liegt wohl auch an dem zu lange anhaltende­n Gerede über einen vielleicht doch noch möglichen Europa-League-Platz. Als der Weg der Mannschaft längst ins untere Tabellendr­ittel führte, sprachen Sportchef Rudi Völler und Korkut immer noch beinahe trotzig davon, nicht nach unten schauen zu wollen. Erst nach der Bruchlandu­ng im Breisgau schlich sich das Wort Abstiegska­mpf in das Vokabular der Verantwort­lichen. „Es ist eine Kopfsache“, stellte Völler fest und griff einmal mehr tief in die verbale Mottenkist­e: „Wir dürfen jetzt nicht zusammenbr­echen und müssen Flagge zeigen.“Dem nachhaltig erfolglose­n Coach gab der Sportchef eine „absolute“Jobgaranti­e bis zum Saisonende. „Uns fehlt noch ein Dreier und den müssen wir eben nächste Woche holen“, sagte Völler. Nach einem klaren Plan klingt das nicht.

Gegner ist dann der FC Ingolstadt, der sich mit Abstiegska­mpf bestens auskennt. Mit einer „Leistung“wie gegen Schalke dürfte beim Vorletzten nichts zu holen sein.

„Uns fehlt noch ein Dreier und den müssen wir eben nächste Woche holen“ Sportdirek­tor von Bayer 04

 ?? FOTO: MISERIUS ?? Leere Blicke, hängende Schultern: Nicht nur Kevin Volland, Ramazan Özcan, Bernd Leno, Julian Brandt, Jonathan Tah, Karim Bellarabi und Admir Mehmedi (v.l.) waren nach dem 1:4 gegen Schalke sichtlich mitgenomme­n.
FOTO: MISERIUS Leere Blicke, hängende Schultern: Nicht nur Kevin Volland, Ramazan Özcan, Bernd Leno, Julian Brandt, Jonathan Tah, Karim Bellarabi und Admir Mehmedi (v.l.) waren nach dem 1:4 gegen Schalke sichtlich mitgenomme­n.

Newspapers in German

Newspapers from Germany