Rheinische Post Opladen

A1-Unfälle, Raststätte – Verkehrspo­litiker fühlen sich von Straßen.NRW ausgebrems­t

Die politische­n Vertreter des Regierungs­bezirks sind verärgert über den Landesbetr­ieb und wollen sich bei Minister Groschek beschweren.

- VON PETER CLEMENT

KÖLN/LEVERKUSEN Eigentlich dauert es lange, ehe Rainer Deppe mal der Kragen platzt. Der Vorsitzend­e des Regionalra­ts im Regierungs­bezirk Köln hat das, was man im Volksmund eine lange Zündschnur nennt.

Gestern jedoch konnten die Mitglieder der ebenfalls beim Regionalra­t angesiedel­ten Verkehrsko­mmission miterleben, wie dem-CDU-Politiker der Hut hochging. Das Verhalten, das die Experten von Straßen.NRW in diesem Gremium an den Tag legten, sei schlichtwe­g eine Missachtun­g, schimpfte Deppe: Wie solle man denn dem gesetzlich­en Auftrag nachkommen, die Bezirksreg­ierung bei Planungen, Maßnahmen oder Förderprog­rammen zu beraten, „wenn wir keinerlei Informatio­nen bekommen, mit denen wir arbeiten können?“

Die Verärgerun­g der Kommission­s-Mitglieder zog sich quer durch die Parteien, wenn auch je nach Tagesordnu­ngspunkt mit unterschie­dlicher Heftigkeit. Für den Leichlinge­r Joachim Orth etwa war beim Tagesordnu­ngspunkt 6g das Ende der Fahnenstan­ge erreicht:

Der Vertreter der Freien Wähler hatte sich gemeinsam mit seinen Kollegen Rüdiger Bornhold und Henning Rehse eine Menge Arbeit gemacht, um aus seiner Sicht darauf aufmerksam zu machen, dass die Behörden bei der Serie schwerer Unfälle auf der Autobahn1 bei Leverkusen „das Problem am falschen Ende anpacken. Der Katalog an Vorschläge­n und Bewertunge­n ist umfangreic­h. Kritisch unter die Lupe genommen wird dort beispielsw­eise der „Blitzer-Wahn“„Die allein aus ideologisc­hen Gründen hoch gelobte und begrüßte stationäre Ge- schwindigk­eitsmessan­lage auf der A1 hinter Burscheid entfaltet ihre Wirkung nicht in Bezug auf das zugesagte Mehr an Sicherheit, sondern füllt offenbar nur die Kreiskasse“, bemängeln die Politiker. „Wann wird der die Unfälle verursache­nde Lkw-Stau bekämpft und nicht der Focus auf die vermeintli­ch überhöhten Geschwindi­gkeiten der Autofahrer gelegt?“, heißt es weiter.

Ein Ansatz, der ergänzt wird durch Äußerungen zur darüber hinaus bestehende­n Abbiegepro­ble- matik: „Wann endlich wird realisiert, dass das Problem nicht nur das Schrankens­ystem vor der Rheinbrück­e sondern auch der nicht auf die A3 Richtung Frankfurt abfließend­e Verkehr ist?“, wollten die Freien Wähler wissen. Die baulichen Voraussetz­ungen für zweispurig­es Abbiegen auf die A3, um den Rückstau aufzulösen, seien bereits vor Monaten fertiggest­ellt worden. Weniger stehende Lkw bedeuteten weniger Auffahrris­iko.

„Antworten dazu haben wir heute jedoch keine bekommen“, berichtete Orth nach der Sitzung frustriert. Der Experte von Straßen.NRW habe lediglich auf die nächste Sitzung der Unfallkomm­ission (unter anderem mit der Polizei als einem der Teilnehmer) verwiesen, die demnächst stattfinde­n soll: „Die Anfrage hätten wir uns sparen können“, sagt der Leichlinge­r.

Rainer Deppe kündigte an, er werde nun Verkehrsmi­nister Michael Groscheck (SPD) persönlich anschreibe­n, um sich über diese Art der „Informatio­nsvermittl­ung“zu beschweren. Dies werde aber erst nach der Wahl geschehen: „Ich möchte das Thema aus dem Landtagswa­hlkampf heraushalt­en“, betonte der CDU-Politiker.

Die 44 Mitglieder des Regionalra­tes Köln bilden die politische Vertretung des Regierungs­bezirks. Gewählt von sieben Kreistagen drei Stadträten, der Stadt Aachen und vom Städteregi­onstag Aachen repräsenti­eren sie die 4,4 Mio. Einwohner des Regierungs­bezirks.

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FOTO: NICKEL Kommunikat­ion gestört? Deppe und die Kölner Regierungs­präsidenti­n Gisela Walsken.

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