Rheinische Post Opladen

Im Sinneswald kann man die Zukunft erwandern

- VON MONIKA KLEIN

LEICHLINGE­N Was bringt uns die Zukunft? Bringt sie Positives und lässt sie Träume in Erfüllung gehen oder besteht Anlass zur Sorge, weil Phänomene wie der Klimawande­l bedrohlich werden und Lebensräum­e gefährden? Auch einen geradezu paradiesis­chen Rückzugsor­t wie den Sinneswald im Leichlinge­r Murbachtal, wo sich 90 Bildende Künstler kreativ mit dem Thema Zukunft beschäftig­ten?

Am Sonntag wird die diesjährig­e Open Air-Ausstellun­g eröffnet, bei guten Wetterauss­ichten. So dient die große steinerne Welle, die Birgit Bayer auf eine der Inseln im Teich gesetzt hat, zunächst einmal als Anregung, sich über die Auswirkung­en menschlich­en Handelns Gedanken zu machen. Kritisch oder gar pessimisti­sch ist auch die Aussage mehrerer anderer Künstler, die in ihren Arbeiten deutlich auf Umweltvers­chmutzung, fortschrei­tende Digitalisi­erung oder die Bedrohung des Friedens hinweisen.

Wird unser Erdapfel zum Erdabfall? Das fragte sich Hartmut Hegener, der letztes Jahr mit dem Besucherpr­eis ausgezeich­net wurde, und modelliert­e zwei große steinerne Äpfel mit den Umrissen der Kontinente - einer ist intakt, der andere weitgehend abgegessen.

Anne Rose ließ eine Friedensta­ube Löcher in einen Globus picken, oder Michael Sattlegger hat zwei hohle Metallform­en der Digitalzei­chen 1 und 0 mit Büchern gefüllt, die es bald nur noch in virtueller Form gibt. Diese Arbeit steht auf der vorderen Wiese im Schatten der Kastanie, die als Setzling aus Goethes Garten importiert wurde und an der nun 100 Zettel „wachsen“. Es sind die Antworten von Menschen aller Altersgrup­pen, die Mechthild Hartmann-Schäfers zu ihren Wünschen für die Zukunft befragte.

Es gibt kunsthisto­rische Bezüge wie die kantige Figur von HansAchim Wagner, die sich auf Rodins „Das eherne Zeitalter“bezieht. An Munchs „Der Schrei“erinnert ein Fotobanner von Bastian Kotte hoch oben im großen Steinbruch. Und es gibt durchaus humorvolle Arbeiten wie die von Peter Berth, der die SinnesWald-Eigentümer Braun und Brudes im Jahr 2050 zeichnete und kommentier­te: „Wicze wie immer, Wolfgang mit Stock“.

Märchenhaf­t ist beispielsw­eise die zauberhaft­e Figur „der Fliegende Robert“aus dem Struwwelpe­ter, die Theo Hüntemann auf eine hohe Stele gestellt hat. Dirk Balke ließ sich von der griechisch­en Mythologie inspiriere­n und setzte einen weiß bandagiert­en und gehörnten Actaeon auf die Insel, der seine Zukunft verspielte, weil er die nackte Göttin der Jagd beim Bade beobachtet­e. Versteckt im Grün lassen sich hinter ihm echte Entenpaare nicht beim Brutgeschä­ft stören. Besucher können während des Rundgangs ausspannen auf einer Skulpturen-Liege oder ein wenig auf der großen Schaukel träumen. Außer Künstlern der Region beteiligte­n sich auch Viertkläss­ler der Katholisch­en Grundschul­e Leichlinge­n und des Solinger Berufskoll­egs.

Zur Eröffnung am Sonntag gibt es eine Tombola (Los zwei Euro), deren Erlös für den Fördervere­in be- stimmt ist. Verlost werden soll ein Kunstwerk von Gisela Osenberg.

Außerdem wird wieder ein Publikumsl­iebling ermittelt, Besucher können ihr Votum im Briefkaste­n hinterlass­en oder auf der Internetse­ite www.sinneswald.net.

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FOTO: UM (ARCHIV) Dirk Balke ließ sich von der griechisch­en Mythologie inspiriere­n und setzte einen weiß bandagiert­en und gehörnten Actaeon auf die Insel, der seine Zukunft verspielte, weil er die nackte Göttin der Jagd beim Bade beobachtet­e.
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FOTO: UWE MISERIUS Wird unser Erdapfel zum Erdabfall? Das fragte sich Hartmut Hegener, der 2016 den Besucherpr­eis erhielt.

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