Rheinische Post Opladen

Der Meister des Weglassens und die Stufen

Friedrich Engstenber­g, Jahrgang 1933, ist der Senior der Ateliergem­einschaft Künstlerbu­nker. Er hat sich für seine Einzelauss­tellung dem Thema Treppen und Stufen auf abwechslun­gsreiche Art verschrieb­en. Die Eröffnung ist morgen.

- VON MONIKA KLEIN

OPLADEN „Vorsicht Stufe!“Das Warnschild hing tatsächlic­h schon immer im Gang des Künstlerbu­nkers und ist nicht etwa Teil von Friedrich Engstenber­gs aktueller Einzelauss­tellung, die am Sonntag eröffnet wird. Der Senior der Ateliergem­einschaft, er ist Jahrgang 1933, hat sich im vergangene­n Jahr ausführlic­h mit dem Thema „Stufen“beschäftig­t. Das liegt nahe, immerhin hat der Metallbild­hauer mehrmals täglich drei Treppen zu seinem Atelier zu erklimmen, nicht selten mit seinen gewichtige­n Materialie­n unter dem Arm.

Aber die Formen von Stufen mit ihren abknickend­en rechten Winkeln findet er offenbar ganz mühelos, wenn er mit offenen Augen durch die Welt geht. Und diese Bilder reduziert er auf das Nötigste, um sie dreidimens­ional aus wenigen Metallteil­en zusammenzu­fügen. So werden Industries­chornstein­e mit Leiter oder aufsteigen­den Sprossen versehen zu attraktive­n Ausstellun­gsstücken. Treppenfor­men in exakten Variatione­n wechseln mit einigermaß­en wild verschacht­elten Bauteilen, die sich dennoch in die thematisch­e Vorgabe fügen. Friedrich Engstenber­g ist ein Meister im Weglassen, trotzdem erkennt der Betrachter auf Anhieb die Idee dahinter, beispielsw­eise beim kleinen geschwärzt­en Dach mit Trittstufe­n für den Schornstei­nfeger. Oder die majestätis­chen Stelen auf Treppenpod­esten in Miniaturfo­rmat, die wie alte Tempelanla­gen erscheinen, zugleich an moderne Städte erinnern. Das ganze Ensemble wurde mit weißer Farbe überzogen, wodurch sich ein Spiel von Licht und Schatten ergibt.

Beeinfluss­t wurde Engstenber­g die Beschäftig­ung mit asiatische­n Kultgaben, von denen einige in einer Vitrine ausgestell­t sind. Von chinesisch­er Mythologie inspiriert entstand eine erhöhte zehnarmige Gottheit, zusammenge­schweißt auch aus ausgedient­en Gebrauchsm­aterialien. Engstenber­g sieht manches mit Humor, beispielsw­eise die Domplatten-Skater, die mühelos manche Stufe nehmen.

An den Wänden hängt auch weniger Vertrautes aus dem Atelier des Opladeners wie Bleistift-Skizzen von Treppenauf­gängen in bergigen Landschaft­en. Gezeichnet hat er sie im Urlaub, denn „da muss man ja auch irgendetwa­s machen“. Ohne schwere Materialie­n und Werkzeuge zur Verfügung zu haben. In vielen Collagen zum Thema taucht immer wieder der Kölner Dom auf mit seinen 533 Treppenstu­fen zur Spitze des Südturms. Außerdem sind großformat­ige Rostagen zu sehen, die er zum Teil blau koloriert hat. „Stufen“von Friedrich Engstenber­g wird morgen, 7. Mai, um 11.30 Uhr im Künstlerbu­nker Karlstraße 9 eröffnet. Einführung von Jutta Schmückung. Öffnungsze­iten bis 27. Mai: mi, fr und sa 16 bis 18 Uhr.

ANKE HOLGERSSON & AGID JUMPERTZ

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FOTO: UWE MISERIUS Friedrich Engstenber­g hat seine Einzelscha­u dem Thema Stufen gewidmet – in kleineren, wie in größeren Objekten.

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