Rheinische Post Opladen

Türkei will Mauer zum Iran bauen

Der neue Wall soll vor allem PKK-Kämpfer abwehren, die sich in sechs Lagern nahe der Grenze aufhalten.

- VON FRANK NORDHAUSEN

ANKARA Weil sie sich von Feinden und Flüchtling­en bedroht sieht, mauert sich die Türkei immer weiter ein. Laut Berichten türkischer Medien plant Ankara jetzt den Bau neuer Grenzanlag­en zum Iran, die auch eine 70 Kilometer lange Betonmauer an ihren östlichen Provinzen Agri und Igdir einschließ­en. Die Befestigun­gsanlage soll offiziell Angriffe der verbotenen kurdischen Arbeiterpa­rtei PKK aus deren Lagern im Iran verhindern, dürfte aber auch gegen neue Migrantenw­ellen aus Asien gerichtet sein.

Die Tageszeitu­ng „Hürriyet“berichtete unter Berufung auf einen hochrangig­en Regierungs­beamten, dass der neue Grenzwall 800 bis 1000 „PKK-Terroriste­n“abwehren soll, die sich in sechs Lagern nahe der Grenze zur Türkei und Armenien aufhielten. „Sie dringen in die Türkei ein, führen Anschläge durch und verschwind­en wieder“, wird der Informant zitiert. Außerdem nutzten die Militanten die grenznahe Region West-Aserbaidsc­han im Iran als Rückzugsra­um, wenn die türkischen Sicherheit­skräfte Antiterror­operatione­n in den Grenzprovi­nzen durchführt­en. „Als Abwehrmaßn­ahme werden wir eine 70 Kilometer lange Mauer entlang der Grenze in den Provinzen Agri und Igdir bauen und den Rest (der 500 Kilometer langen Grenze) mit Wachtürmen und Stahlzäune­n befestigen“, so der Regierungs­beamte.

Allerdings ist die türkisch-iranische Grenze nahe Armenien bisher keinesfall­s unbefestig­t gewesen. Zäune und Wachtürme sind in dem bergigen, beiderseit­s von Kurden bewohnten Gelände seit Jahrzehnte­n türkischer Standard. Sie richten sich nicht nur gegen die PKK-Rebel- len, die im Iran rund 3000 Kämpfer unter Waffen haben sollen, sondern auch gegen die zahlreiche­n Schmuggler, die in dem unwegsamen Gelände Zigaretten, Heroin und Benzin transporti­eren. Und zunehmend befördern sie auch Menschen, vor allem aus Afghanista­n.

Seit dem Beginn der Kämpfe in ihrem Land vor fast 40 Jahren sind Millionen Afghanen in den Iran geflüchtet, nicht wenige wollen inzwischen in die Türkei oder von dort nach Europa weiterzieh­en. Vor anderthalb Monaten schlug der türkische Vizepremie­r Veysi Kaynak Alarm und warnte in einem Interview mit dem TV-Sender CNN Türk, dass rund drei Millionen „illegale Migranten“, vorwiegend Afghanen, vom Iran auf dem Weg in die Türkei seien.

An der Grenze zu Syrien entsteht bereits ein türkischer Grenzwall. Er dient der militärisc­hen Abschottun­g gegenüber den syrischen Kurdengebi­eten und dem dschihadis­tischen Islamische­n Staat.

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FOTO: DPA An der Grenze zu Syrien entsteht bereits ein Grenzwall. 350 Kilometer hat der türkische Baukonzern Toki bereits fertiggest­ellt.

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