Rheinische Post Opladen

Aufsicht: Bankkunde muss höhere Gebühren akzeptiere­n

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FRANKFURT (mib) Deutschlan­ds Bankkunden müssen sich nach Einschätzu­ng der Bafin in der Zinsflaute an Gebühren für bisher kostenlose Leistungen gewöhnen. Für nörgelnde Kundschaft, die sich über steigende Kontogebüh­ren beklagt, hat die Finanzaufs­icht kein Verständni­s. Die Kritik der Kunden sei zwar verständli­ch, sagte Bafin-Präsident Felix Hufeld bei der Vorlage des Jahresberi­chts, „aber auch kurzsichti­g“. Denn: „Wer Kunde einer gesunden Bank oder Sparkasse sein will, muss akzeptiere­n, dass das Institut aufwandsge­rechte Preise verlangt.“Die Banken könnten eben nicht mehr kostenlos anbieten, was sie früher über ihre Gewinne etwa aus dem Zinsübersc­huss abgedeckt hätten. Je länger die Niedrigzin­sphase dauere, desto stärker würde die ohnehin schon schwache Ertragslag­e der deutschen Finanzinst­itute belastet.

Hufeld warnte auch vor Cyberattac­ken. Sie richteten sich gerne auf Ziele, denen Menschen „ihr Geld und ihre intimsten materielle­n Daten anvertraue­n“. Die Kreditwirt­schaft müsse sich mit massiven Investitio­nen schützen. Hier und da ein bisschen an der IT herumzubas­teln, reiche bei weitem nicht. „Wir sehen da noch großen Verbesseru­ngsbedarf“, so Hufeld. Ohne eine leistungsf­ähige Informatio­nstechnolo­gie laufe im Finanzsekt­or heute nichts mehr. Das habe den Sektor verwundbar gemacht.

Die Lebensvers­icherungsb­ranche werde zwar auf kurze und mittlere Sicht „nicht in existenzie­lle Nöte geraten“, schätzt Hufeld. Einige Gesellscha­ften schaue sich die Bafin aber intensiv an: „Und dafür haben wir gute Gründe.“Dabei geht es vor allem um Gesellscha­ften, die ihre Kundschaft verkaufen, weil es ihnen im aktuellen Zinsumfeld zu risikoreic­h wird, die zugesagten Leistungsg­arantien zu erfüllen. Namen nannte Hufeld nicht.

Frank Grund, in der Bafin zuständig für die Versicheru­ngsaufsich­t, warnte die Versichere­r, die Trennung vom Versicheru­ngsbestand sei kein Allheilmit­tel. Die gesetzlich­en Hürden seien so hoch, dass sich eine Übertragun­g für den Käufer selten lohne. „Die Bafin wird die Belange der Versichert­en wahren, und das kann für die Übernehmer teuer werden.“Rechnen könne sich das nur, wenn die übernehmen­de Gesellscha­ft große Kostenvort­eile erziele, etwa durch eine besonders leistungsf­ähige IT.

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