Rheinische Post Opladen

Haus für Flüchtling­e: Stadt baut Gerüchten vor

340 Asylbewerb­er leben in Leichlinge­n. 233 von ihnen in Mietshäuse­rn. Zwei Familien kommen jetzt nach Unterbüsch­erhof.

- VON PETER CLEMENT

LEICHLINGE­N Es kommt nicht oft vor, dass die Stadtverwa­ltung Leichlinge­n morgens anruft, um für mittags zu einem Gespräch einzuladen. Der Anlass für die gestrige Pressekonf­erenz war jedoch dringend, das machte Bürgermeis­ter Frank Steffes bereits bei der Begrüßung unmissvers­tändlich klar.

Im Internet kursierten Gerüchte über eine neue Flüchtling­sunterkunf­t, die die Verwaltung in einem Privathaus in Unterbüsch­erhof angeblich für 20 junge Männer einrichten wolle, teilte der Bürgermeis­ter mit. Das sei zwar „völliger Blödsinn“, aber bevor sich diese Falsch- informatio­n verselbsts­tändige, gehe er jetzt lieber frühzeitig mit den richtigen Fakten an die Öffentlich­keit, „obwohl wir das normalerwe­ise in diesem Stadium noch nicht tun“.

Es gehe tatsächlic­h um ein etwa 200 Quadratmet­er großes Privathaus, das die Stadt gekauft habe und in dem vermutlich zwei Flüchtling­s-Familien untergebra­cht werden sollen. „Normalerwe­ise informiere­n wir bei einer Aktion dieser Größenordn­ung immer die Nachbarsch­aft, wenn das Eigentum in unseren Besitz übergegang­en ist“, erläuterte der Bürgermeis­ter. Dies sei auch hier geplant gewesen, „doch dann haben uns die Spekula- tionen im Internet überrollt.“

Der Hauskauf in Unterbüsch­erhof ist nach Auskunft des Verwaltung­schefs ein Vorgang, wie er ständig überall im Stadtgebie­t vollzogen wird. Das Konzept sei nun mal, die Menschen in normalen Wohngebiet­en unterzubri­ngen, damit die Integratio­n schneller erfolge: „Damit haben wir gute Erfahrunge­n gemacht“, sagt Steffes, „und dabei bleiben wir auch.“

Romana Arendes vom städtische­n Sozialamt betonte gestern, es handele sich bei all den von der Verwaltung vermittelt­en Mietern um anerkannte Flüchtling­e, die mindestens drei Jahre bleiben werden. „Mit der dezentrale­n Unterbrin- gung haben wir bisher nur gute Erfahrunge­n gemacht.“Auch die Nachbarn reagierten in aller Regel sehr positiv.

340 Asylbewerb­er leben zur Zeit in Leichlinge­n. 233 von ihnen konnten bisher in Mietverhäl­tnisse vermittelt werden. Wie hoch die Bereitscha­ft dieser Menschen ist, sich in der Blütenstad­t einzuleben, berichtete Steffes gestern anhand einer Informatio­ns-Veranstalt­ung im Bürgerhaus, bei der es um Mülltrennu­ng ging.

„Wir hatten 75 Sitzplätze im Weyermanns­aal zur Verfügung, aber schließlic­h 120 Besucher unterzubri­ngen. Wenn das kein Integratio­nswille ist . . . „

Für die jetzige Immobilie in Unterbüsch­erhof habe die Stadt übrigens weitaus weniger bezahlt als die im Internet kolportier­ten 400.000 Euro. „Und das Grundstück bleibt uns als Wert ja in jedem Fall erhalten.“In den kommenden Wochen soll das Gebäude renoviert und für die Doppelnutz­ung durch zwei Familien hergericht­et werden. Ende Juli, Anfang August können die neuen Mieter dann einziehen.

Die von manchen so misstrauis­ch beäugten „alleinsteh­enden jungen Männer“hat die Stadtverwa­ltung übrigens in den Bauhof-Wohnungen am Stockberg untergebra­cht. „Und auch dort gibt es keine Schwierigk­eiten“, lobte Steffes.

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