Rheinische Post Opladen

Neuer Bibliothek droht das Aus

Der Umzug der Zentralbib­liothek ins Postgebäud­e am Hauptbahnh­of steht auf der Kippe. Die Grünen melden eine Woche vor der Abstimmung gewichtige Bedenken an, auch die FDP übt Kritik. OB Geisel droht eine Schlappe.

- VON ARNE LIEB

Eines der wichtigste­n Projekte im Rathaus kommt ins Wanken. Rund eine Woche vor der entscheide­nden Abstimmung melden die Grünen erhebliche Bedenken gegen den Umzug der Zentralbib­liothek ins Postgebäud­e am Konrad-AdenauerPl­atz 1 („KAP 1“) an – und drohen mit einem Nein. Sie fordern, dass Oberbürger­meister Thomas Geisel (SPD) die Pläne nacharbeit­et. Aus Sicht des Bündnispar­tners FDP ist das der Todesstoß für das Projekt, zumal auch die Liberalen ebenfalls noch viele offene Fragen sehen. „Die Forderunge­n der Grünen sind nicht mehr zu erfüllen“, meint Manfred Neuenhaus (FDP). „Damit ist das KAP1 faktisch gestorben.“

Seit Jahren laufen die Planungen für den Umzug in den riesigen Betonbau. Die Bibliothek soll dort mehr Platz und eine modernere Ausstattun­g erhalten. Der Rat hat bereits einen Grundsatzb­eschluss gefasst, aber immer wieder bessere Planung angemahnt. Vor einer Wo- che hat Geisel das Konzept vorgelegt, über das der Rat am 18. Mai befinden muss. Sonst könnte der Eigentümer abspringen, warnt Geisel.

Dass die Bibliothek einen besseren Standort erhalten soll (geplanter Einzug: 2022), gilt als unstrittig. Für Probleme sorgt die Größe des Gebäudes: Die Bücherei braucht nur die Hälfte der 25.000 Quadratmet­er, den Rest sollen weitere städtische Nutzer füllen. Die Planung ist dadurch sehr komplex. Die Grünen stoßen sich insbesonde­re daran, dass nun auch das Forum Freies Theater (FFT) einziehen soll. Dafür will Geisel eine Bühne in den Bau schlagen lassen. Das soll acht Millionen Euro kosten. Die Grünen beklagen eine ungenaue Schätzung – und fürchten ein Debakel wie beim Aquazoo. „Die Vorlage hat nicht die nötige Qualität“, sagt Fraktionss­precher Norbert Czerwinski.

Auch die FDP stößt sich an den Risiken des Umbaus, der zur Folge hätte, dass die Stadt den heutigen FFT-Standort in der Top-Lage Kasernenst­raße verkaufen könnte. „Wir haben viele Fragen“, sagt Neuenhaus. Er kritisiert den Zeitdruck vor dem Beschluss. Die FDP beklagt wiederum, dass Geisel das Schulverwa­ltungsamt einziehen lassen will – trotz zeitgleich­er Pläne für einen neuen Verwaltung­sstandort.

Ein weiterer Streitpunk­t: Die Grünen wollen das Konzept für das Theatermus­eum nicht mittragen. Dieses werde nicht neu ausgericht­et, wie versproche­n, sondern „eher abgewickel­t“. Die Grünen fordern, dass kurzfristi­g ein „Schaudepot“eingeplant wird, damit Besucher einen Einblick in die Sammlung erhalten. „Die Frage ist nicht nur, wie man die Kulturnutz­er unterbekom­mt, sondern wie man sie zum Glänzen bringt“, so Clara Gerlach. Geisel kündigt Gespräche an. Seine Verwaltung habe alle Auflagen erfüllt.

Die Berechnung­en müssten konkretisi­ert werden, seien aber „tendenziel­l auf der sicheren Seite“, sagt er. Im Vergleich zu früheren Projekten wie dem Umbau der Alten Paketpost setze die Verwaltung unter seiner Führung neue Maßstäbe. Die SPD dagegen hat sich bereits für ein Ja entschiede­n. „Eine solche Chance für ein großes, modernes Kulturzent­rum wird es so schnell nicht wieder geben“, sagt Fraktionsc­hef Markus Raub.

 ?? BILD: RKW ARCHITEKTU­R ?? Das Postgebäud­e soll ein gläsernes Foyer erhalten.
BILD: RKW ARCHITEKTU­R Das Postgebäud­e soll ein gläsernes Foyer erhalten.

Newspapers in German

Newspapers from Germany