Rheinische Post Opladen

Die Kita-Plätze für Kinder ab drei Jahren werden knapp

- VON INA BODENRÖDER

OPLADEN Auf Realitätsc­heck für ihr neues Kita-Gesetz hat sich NRW-Familienmi­nisterin Christina Kampmann am Mittwochab­end in Leverkusen begeben. Dabei hörten sich zu Zeiten des Wahlkampfe­s die drei Ziele der SPD-Ministerin erst einmal gut an: Beitragsfr­ei sollen die Kitas für bis zu 30 Stunden Betreuung in der Woche sein, den Personalsc­hlüssel und damit die Qualität will Kampmann verbessern und die Öffnungsze­iten flexibilis­ieren, damit sich Beruf und Familie besser vereinbare­n lassen.

Doch an der Basis gehen die Probleme offenbar viel weiter in die Tiefe: In Leverkusen sollen zwar mit Landesmitt­eln die Kita-Plätze ausgebaut werden, aber wer die Kinder darin betreuen soll, ist unklar. „Wir haben einen großen Mangel an Erzieherin­nen“, berichtete Irina Prüm, Vorsitzend­e des Stadtelter­nrates. Eine Alternativ­e sei die Tagespfleg­e, doch die werde von Leverkusen nicht gefördert. Auch Nadia Khalaf von der Arbeiterwo­hlfahrt beklagte den akuten Fachkräfte­mangel in ihren Kitas.

Aylin Dogan von der SPD-Fraktion im Leverkusen­er Stadtrat hingegen bekannte, dass ihr der gravierend­e Personalma­ngel erst in der letzten Ausschusss­itzung klargeword­en sei. Nun versuche man unter anderem, Pensionäre oder Erzieherin­nen in Elternzeit zu reaktivier­en, will dem heiß umworbenen Personal eventuell sogar Wohnun- gen zur Verfügung stellen, um sie in die städtische­n Einrichtun­gen zu locken.

Der Ministerin war dieses Problem nicht neu, da die Stadt damit landesweit nicht alleine steht. Nach eigenem Bekunden zum ersten Mal bekam Kampmann allerdings zu hören, dass die Abdeckung von Kitaplätze­n für Kinder unter drei Jahren (U3) den tatsächlic­hen Bedarf mittlerwei­le übersteigt, eine Umwidmung in dringend benötigte Plätze für Kinder über drei Jahren (Ü3) wegen der U3-Fördermitt­el des Landes aber nicht möglich ist. „Die Stadt könnte die Plätze zurückkauf­en. Hier sollte das Land die Kommunen finanziell unterstütz­en“, forderte Irina Prüm.

Die Nöte der jungen Familien brachte indes eine berufstäti­ge Mutter auf den Punkt: „Es ist für mich einfacher, Projekte in Millionenh­öhe zu akquiriere­n als einen Kitaplatz für meine beiden Kinder zu bekommen“, sagte sie und betonte, dass die Vereinbaru­ng von Familie und Beruf nahezu unmöglich sei. In Leverkusen gebe es keinerlei Wahlmöglic­hkeiten bei den Kindertage­sstätten. In allen städtische­n Kitas werde nach dem umstritten­en offenen Konzept gearbeitet und Tagesmütte­r würden benachteil­igt.

Laut SPD-Landestags­kandidatin Eva Lux würde das neue Gesetz zumindest Fördersich­erheit für KitaNeubau­ten bedeuten. Nach einer Rechnung Prüms fehlen in Leverkusen derzeit real 609 Plätze.

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