Die Ich-AG
DÜSSELDORF Natürlich ist auch die Arbeitswelt längst von dieser Flüchtigkeit erfasst, die zugleich Chance wie Ungewissheit bedeutet und das moderne Leben ausmacht. Arbeitsbiografien verlaufen nicht mehr nach erwartbaren Mustern. Menschen landen nicht mehr „irgendwie“in Positionen, die ihnen sicher sind, gleichbleibende Anforderungen stellen und dem Einzelnen das Gefühl geben, angekommen zu sein. Vielmehr muss der Arbeitnehmer heute selbst im Blick haben, ob seine Leistungen den Anforderungen im Job entsprechen. Er muss bereit sein, sich ständig anzupassen, sich selbst darum kümmern, wie er sich weiterentwickeln kann. Der Einzelne ist zum Unternehmer seiner selbst geworden – das reicht von der Werbe- bis zur Entwicklungsabteilung der Ich-AG. Selbstvermarktung und Eigenmanagment bei der Karriereplanung sind selbstverständlicher Teil jedes qualifizierten Jobs.
Längst genügt es also nicht mehr, bloß seine Arbeit gut zu machen. Der Angestellte muss aus seiner eigentlichen Rolle heraustreten, sich selbst vermehrt in den Blick nehmen, muss seine Stärken und Schwächen kennen und beobachten, wie sich sein Berufsfeld entwickelt.
Angestellte, die sich flexibel zeigen, die gut vernetzt sind und Aufbrüche wagen, können sich Job um Job in ein Feld vorarbeiten, das ihnen optimal entspricht. Doch das verlangt Analysevermögen, die Fähigkeit zur ehrlichen Selbstreflexion und Freude an einer gewissen Umtriebigkeit. Es verlangt auch, sich nicht zu bescheiden zu geben, sondern herauszustellen, was man kann und wohin man will. Das liegt nicht jedem. Unabhängig von fachlicher Qualifikation. Verkaufen hat in konsumkritischen Zeiten ohnehin keinen guten Ruf. Da erscheint „Selbstverkaufe“manchem als Zumutung. Der Einzelne wird gezwungen, sich selbst wie eine Ware zu behandeln und einen beachtlichen Teil seiner Energie darauf zu verwenden, sich selbst in bestes Licht zu rücken und am eigenen Fortkommen zu feilen.
Karriereberater sehen das anders: „Trommeln hat schon immer zum Handwerk gehört, Selbstvermarktung ist nichts Neues“, sagt Michael Groß, mehrfacher Olympiasieger und Weltmeister im Schwimmen, der heute eine Beratungsgesellschaft für TalentManagement leitet. Selbstdarstellung dürfe aber nicht zum Selbstzweck werden. „Selbstinszenierung ist im digitalen Zeitalter leichter geworden, jeder träumt davon, wenigstens für eine Minute Star zu sein, aber in der Karriere setzen sich am Ende immer noch Qualität und Substanz durch.“Dass das nicht immer gilt, räumt Groß ein. „Natürlich erleben auch die besten Leute, dass ihre