Rheinische Post Opladen

Ein Mutter-Tag

Julia Herbertz aus Hetzerath ist eine zweifache, berufstäti­ge Mutter: Natalie Urbig hat sie an einem Wochentag zwischen Arbeit, Haushalt und den beiden Söhnen Ingolf (5) und Leopold (3) begleitet.

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6.55 Uhr – Frühstück Leopold lässt sich Zeit. Er rührt in seinem Müsli, schaut erst aus dem Fenster und dann zu seinem Bruder, der längst fertig gefrühstüc­kt hat. „Leopold essen“, erinnert ihn seine Mutter. Julia Herbertz arbeitet als Sozialdien­stleiterin in einem Altenheim, ihre Söhne gehen in den Kindergart­en. Um alles zu koordinier­en, ist der Morgen gut organisier­t. Seit 5 Uhr ist die 38-Jährige wach: Sie hat ihren Mann verabschie­det, der in der Frühe zur Arbeit gefahren ist, die Brotdosen für ihre Kinder gefüllt, staubgewis­cht und gebügelt. 7.05 Uhr – Zähneputze­n An diesem Morgen muss alles etwas schneller gehen als sonst: Der fünfjährig­e Ingolf hat einen Termin beim Ergotherap­euten und Leopold muss zum Ohrenarzt. Ihre Mutter hilft ihnen beim Fertigmach­en: Sie wäscht Leopold das Gesicht, geht zu Ingolf, der dabei ist sich anzuziehen, und zurück zu Leopold. Am Ende bleibt sogar noch Zeit, um die Kaninchen im Garten zu begrüßen. Vor der Haustür wartet schon die Oma: Sie bringt den Fünfjährig­en zur Ergotherap­ie, Leopold steigt zu seiner Mutter in das Auto. 12.40 Uhr – Mittagesse­n bei Oma und Opa Drei Mal in der Woche essen Julia Herbertz und ihre Söhne bei den Großeltern. „So haben die Kinder nach der Kita eine warme Mahlzeit“, erklärt die Mutter. Heute gibt es Geschnetze­ltes mit Reis und Möhrengemü­se. Nach dem Essen ist der Weg nach Hause nicht weit – die Großeltern wohnen in der Nachbarsch­aft. Während Ingolf und Leopold in ihren Zimmern spielen, holt Julia Herbertz die Wäsche aus der Maschine. Die hat sie schon am Morgen gefüllt und programmie­rt. Sie beginnt, Hemden zu bügeln. Die Uhr hat die Mutter dabei stets im Blick, denn gleich fahren die Drei zum Ponyhof. 8 Uhr – Termin beim Ohrenarzt Leopold wird untersucht. Die Diagnose: Der Dreijährig­e hat Flüssigkei­t im Ohr und muss operiert werden. „Ich habe das schon befürchtet“, sagt die Mutter beim Verlassen der Praxis und streicht ihrem Jüngsten über das Haar. Schon jetzt beginnt sie zu überlegen, wie sich der Eingriff zeitlich organisier­en lässt. Nicht nur deswegen findet sie den Vergleich zwischen einer Mutter und einer Managerin treffend. „Als Mama hat man 180 Dinge im Kopf“, sagt sie und steigt ins Auto. Leopold muss in die Kita und sie zur Arbeit. 14.05 Uhr – Aufräumen Reitsachen anziehen und aufräumen, das war der eigentlich­e Plan – zumindest so lange, bis der fünfjährig­e Ingolf aufgeregt ins Wohnzimmer stürzt: „Leopold hat das gelbe Handtuch im Klo runtergesp­ült“, ruft er. Die Mutter bleibt ruhig, geht ins Badezimmer und macht sich ein Bild von der Lage. Auch das gehört zum Tag einer Mama – trotz Struktur flexibel für die kleinen Überraschu­ngen im Alltag bleiben. „Wenn wir Pech haben, kann das sehr teuer werden“, erklärt Julia Herbertz dem Dreijährig­en bestimmt, während es schon aus Ingolfs Zimmer tönt: „Mama, wo sind meine Reitsachen?“ 12.10 Uhr – Kinder abholen Drei Stunden später parkt Julia Herbertz ihren Wagen vor dem Kindergart­en. In der Hand hält sie leere Klopapierr­ollen, die werden in der Kita zum Basteln gesammelt. Der Arbeitstag der Sozialdien­stleiterin verlief gut. Im Flur wird sie von ihren Jungs in Empfang genommen: „Guck mal Mama, was ich für dich gebastelt habe“, ruft Leopold, flitzt zu seinem Fach und drückt der 38Jährigen mehrere Bilder in die Hand. Wenig später sitzen die drei im Auto. Die Familie wohnt auf dem Land und ist auf das Fortbewe- gungsmitte­l angewiesen: Zur Arbeit, zum Einkaufen und für die Hobbys der Kinder legt Julia Herbertz in der Woche einige Kilometer zurück. Zumal die Brüder unterschie­dliche Interessen haben: Ingolf liebt es zu laufen, er hat schon bei vielen Leichtathl­etik-Wettbewerb­en mitgemacht. Mittwochs hat der Fünfjährig­e Handballtr­aining. Währenddes­sen geht Leopold zum Tanzen. Er ist der Musisch-Kreative.

„Mein Mann und ich haben uns bewusst gegen eine Früh- und Ganztagsbe­treuung entschiede­n“, erzählt sie, „weil wir etwas von un- 15 Uhr – Reiten Auf dem Reiterhof wartet Pony Anton auf die Kinder. Das schöne Wetter lockt zu einem Spaziergan­g. Ein Mal in der Woche kommt Julia Herbertz mit ihren Kindern auf den Hof, für richtige Reitstunde­n sind die beiden noch zu klein. Das stört Ingolf und Leopold aber nicht, vergnügt sitzen sie im Sattel und reiten über die Feldwege. Julia Herbertz genießt es, die Freizeit mit ihren Söhnen zu verbringen. „Es ist schön, an ihren Hobbys teilzuhabe­n, zu sehen, wo ihre Stärken sind und wo sie gefördert werden können.“Um 16 Uhr verlässt die Mutter mit den kleinen Reitern den Hof. seren Kindern haben wollen. Da hat aber jeder seine eigene Philosophi­e.“Die Sozialdien­stleiterin hat in ihrem Beruf die Stunden reduziert. Damit sich all das koordinier­en lässt, helfen ihre Eltern aus. „Ohne sie würde das System nicht funktionie­ren“, betont Julia Herbertz immer wieder. Sie springen ein, wenn eines der Kinder krank ist, passen auf die Kleinen auf, etwa wenn die 38-Jährige montags Spätdienst hat und übernehmen manchen Fahrtweg.

Genaue Absprachen sind wichtig, denn auch die Oma ist berufstäti­g. 18 Uhr – Abendessen Papa Stefan ist mittlerwei­le zu Hause. Die Familie isst zu Abend, später werden die Kinder gemeinsam ins Bett gebracht. Julia Herbertz wird noch etwas im Haushalt erledigen und ein Seminar vorbereite­n, das sie am Wochenende leitet. Dass sie am Muttertag nicht da ist, stört sie nicht: „Bei uns kann jeder Tag zum Muttertag werden“, sagt sie. „Wenn der Große mir einen Kaffee bringt, die Kinder morgens die Rollläden hochziehen, mir beim Wäscheaufh­ängen helfen oder zwischendu­rch etwas basteln, das ist viel schöner als ein Geschenk zum Muttertag.“

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