Rheinische Post Opladen

Telekom-Markt: United Internet schluckt Drillisch

- VON REINHARD KOWALEWSKY

MONTABAUR/MAINTAL Drei Jahre nach der Übernahme der Düseldorfe E-Plus durch die Telefonica steht in Deutschlan­d eine neue Großfusion im Markt für Telekommun­ikation bevor. United Internet (UI) aus Montabaur will für rund 1,5 Milliarden Euro den 20-prozentige­n Anteil am Wettbewerb­er Drillisch auf mehr als 70 Prozent aufstocken. Das neue Duo will als erklärtes Ziel die „vierte Kraft“im hiesigen Telekommun­ikationsma­rkt werden – nach Telekom, Vodafone und Telefonica, die aber alle jeweils ein eigenes Mobilfunkn­etz haben.

Wegen der Übernahme stieg der Kurs von United Internet um 14 Prozent. Der Konzern ist 8,8 Milliarden Euro wert. Gründer und Vorstandsc­hef Ralph Dommermuth hält 40 Prozent. Der 53-Jährige ist also mehrfacher Milliardär.

Bei der neuen Gruppe kommen viele bekannte Marken zusammen. UI wurde vorrangig über 1&1, gmx, web.de und Strato bekannt. Der Konzern ist mit 4,2 Millionen Kunden drittgrößt­er Vermarkter schneller Web-Zugänge in Deutschlan­d hinter der Telekom (12,8 Millionen) und Vodafone (5,9 Millionen). Drillisch hat 3,4 Millionen Mobilfunkk­unden unter den Marken Smart- mobil, Yourfone oder Simply. Zusammen kommen die beiden Unternehme­n also auf etwa 7,6 Millionen Handyvertr­äge.

Ein Vorteil des Zusammensc­hlusses: Weil Drillisch das vertraglic­he Recht hat, 30 Prozent der Netzkapazi­täten von Telefonica Deutschlan­d günstig einzukaufe­n, kann das Duo beim Kampf um Mobilfunkk­unden weiter angreifen. „Die werden nach der Fusion niedrigere Kosten haben“, sagt Torsten Gerpott, Betriebswi­rtschafspr­ofessor aus Duisburg, „und um viele neue Kunden werben.“

Das Nachsehen hat die Düsseldorf­er Vodafone, über die UI bisher die meisten ihrer Mobilfunkv­erträge abwickelt. „Unser Einkauf wird sich verschiebe­n“, sagte Dommermuth. Dabei tritt der Vermarkung­sprofi die Flucht nach vorne an: Vodafone hatte UI verweigert, Zugriff auf die neue Mobilfunkt­echnik LTE zu erhalten. Diese überlegene Technik gibt es nun über den DrillischV­ertrag mit Telefonica.

Außerdem können UI und Drillisch die Kapazitäte­n der Düsseldorf­er UI-Ablegers Versatel mit einem großen Glasfasern­etz in fast allen Städten nutzen. „Bündelange­bote von Festnetz und Mobilfunk werden also noch breiter vermarktet“, meint Experte Gerpott.

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany