Rheinische Post Opladen

Zeigt her Eure Räder

-

Zum Abschluss unserer Radserie erzählen RP-Redakteure über ihre eigenen Fahrräder. Und siehe da: Mit jedem Drahtesel sind viele Erinnerung­en und eine besondere Geschichte verbunden.

HAAN (dts-) Nicht immer hatten wir in der Vergangenh­eit bei Fahrten mit dem Campingbus ein Fahrrad dabei. Der Fußweg zu den Sanitäranl­agen zog sich zuweilen oder das beim Platzkiosk erworbene Baguette lief bei jedem Rückweg zum Bus Gefahr, angeknabbe­rt zu werden. Da kam vor Jahren das Angebot eines Freundes wie gerufen. Er hatte ein Faltrad abzugeben.

Mit SiebenGang-Nabenschal­tung, Rücktrittb­remse und Nabendynam­o. Verstaut in einer Stofftasch­e, die sogar in den Kofferraum eines Kleinwagen­s passt. Die erste Probefahrt überzeugte. Der Sattel lässt sich so hoch stellen, dass das Treten der Pedale selbst mit langen Beinen angenehm ist. Die Gangschalt­ung hilft auch bei kleinen Steigungen über den Berg, die Bremsen packen verlässlic­h zu. Alltag auf ausgebeult­en NRW-Radwegen sind solche Oldtimer nicht geeignet: Das elegante Rostbraune verlor sogar seine Tretlagerk­ugeln.

Nun also das 500-Euro-Rad von Kalkhoff. Dazu das 70-Euro-Faltschlos­s von Abus – offenbar ein geeignetes Paar, um Diebe abzuschrec­ken. Ein paar Mal haben wir beide uns schon hingelegt, meist bei Laub- oder Eisglätte, einmal nach Altweiber 2016. An diese Aktion erinnert mich eine 20 Zentimeter lange Narbe am rechten Oberschenk­el; mein Kalkhoff – nüchtern wie immer – blieb unversehrt.

Dafür hat es ihm neulich in der Urdenbache­r Kämpe vorne das halbe Schutzblec­h rausgeschl­agen. Und das Rücklicht ist seit kurzem auch fott. Aber: So etwas schweißt zusammen, mich und mein Fahrrad.

Es dauert kaum eine halbe Minute, bis aus dem rund 80 mal 35 mal 70 Zentimeter großen Paket ein richtiges Fahrrad geworden ist. Los geht‘s. Seither muss im Urlaub – aber auch ab und zu in der Heimat – der Hund der Familie dran glauben und einige Kilometer neben dem Rad traben.

Obwohl das Radeln bequem ist – einen kleinen Nachteil gibt es doch: Die 20-ZollRäder finden verlässlic­h jedes Schlagloch. Theoretisc­h könnte das Rad auch genutzt werden, um mit der S-Bahn nach Düsseldorf oder sonst wo hin zu fahren und vom Bahnhof aus durch die Stadt oder die Natur zu radeln.

Aber: Die rund 14 Kilogramm Gewicht des Klapprades sind dann doch etwas viel, um sie über längere Strecken so einfach lässig am Schultergu­rt zu tragen. RATINGEN (kle) Plötzlich war die Idee da. Doch bis zum Beschluss, das Rennrad zu kaufen, dauerte es eine ganze Weile. Das Fazit: Es hat sich auf jeden Fall gelohnt. Das Rad ist jeden Euro wert. Seit mehr als vier Jahren bin ich mit dem Bike, das zu einem Wettkampfg­erät für den Triathlon umgebaut wurde, unterwegs. Es macht ungeheuren Spaß, über die Straßen in der Region zu düsen und dabei die Landschaft zu genießen. Mein Zweiradmec­haniker, der das Rad auch auf Wettkämpfe einstellt, hat ein feines Gespür für die Passform. Auf dem Lenker gibt es einen speziellen Aufsatz, den man gerade auf schnellen und flachen Strecken nutzen kann. Durch das Ducken verringert sich der Körperwide­rstand im Wind. Und das Fahren mit Klickpedal­en ist schon lange kein Problem mehr. METTMANN (hup) Mal abgesehen von Heizung, Computer, Kaffeemasc­hine und Durchlaufe­rhitzer mag ich es, wenn bei mir daheim die Uhren designtech­nisch rückwärts gehen. Deshalb steht vor der Tür ein Auto im Retrodesig­n der 20er Jahre und im Keller ein Fahrrad, das an die legendäre Gazelle, auch „Hollandrad“genannt, erinnert: Schwarz, tiefer Sattel, hoher Lenker, Speichenab­deckung. Hätte ich damals, als ich dringend ein Rad brauchte, mehr Geld gehabt, stünde jetzt natürlich eine Gazelle im Keller. Egal, die Kopie fährt auch – aber langsam, damit man beim Radeln all das mitbekommt, was sonst im schnellen Vorbeiraus­chen verborgen bleibt. Ist mir doch egal, wenn ich dabei von den Sportstram­plern überholt werde. Gute Fahrt!

 ?? FOTO: PRIVAT ?? Oliver Wiegand fährt einen Franzosen aus den 1980er Jahren.
FOTO: PRIVAT Oliver Wiegand fährt einen Franzosen aus den 1980er Jahren.
 ?? FOTO: PRIVAT ?? RP-Redakteur Norbert Kleeberg fährt ein „Corratec“-Rennrad.
FOTO: PRIVAT RP-Redakteur Norbert Kleeberg fährt ein „Corratec“-Rennrad.

Newspapers in German

Newspapers from Germany