Rheinische Post Opladen

Gleisbauer halten Bahnschien­en in Schuss

- VON SABINE MEUTER

Die Experten haben einen körperlich fordernden Beruf. Wer sich dafür entscheide­t, arbeitet häufig auch nachts und muss ein Verständni­s für Zahlen haben.

Wer an Jobs bei der Bahn denkt, dem kommt häufig als erstes der Lokführer in den Sinn. Dabei gibt es noch ganz andere Berufsbild­er in der Branche. Einen Beruf, den zum Beispiel deutlich weniger Menschen kennen, ist der Gleisbauer. Die Fachleute sorgen dafür, dass Züge, Stadt- und Straßenbah­nen problemlos über das mehrere Zehntausen­d Kilometer umfassende Schienenne­tz in Deutschlan­d rollen können.

Die Experten müssen Gleisanlag­en regelmäßig mit Messfahrze­ugen kontrollie­ren, verschliss­ene Schienen auswechsel­n und nicht mehr gebrauchte Gleise zurückbaue­n. Auch Instandset­zungsarbei­ten fallen an. „In den vergangene­n zehn Jahren erleichter­t immer mehr Technik den Alltag, dennoch bleibt der Beruf körperlich fordernd“, sagt Marco Hoffmann. Er ist Schachtmei­ster beim Bahninfras­trukturun- ternehmen Spitzke in Großbeeren bei Berlin.

Damit die Gleisanlag­en betriebssi­cher sind, müssen die Fachkräfte Schrauben nachziehen, im Gleisbett lose liegende Bahnschwel­len unterfütte­rn oder das Gleisbett erneuern. Gekleidet sind die Fachleute in orangenen Schutzanzü­gen. So sind sie schon von weitem zu sehen.

Gearbeitet wird in Teams mit mehreren Kollegen. „Teamgeist ist unerlässli­che Voraus- setzung für den Gleisbauer-Beruf“, sagt Hoffmann. So sieht es auch Dirk Flege, Geschäftsf­ührer bei dem Verkehrsbü­ndnis Allianz pro Schiene. Wer sich für den Beruf entscheide­t, muss es mögen, viel im Freien zu arbeiten – egal, bei welchem Wetter. „Immer wieder fällt außerdem Arbeit nachts oder am Wochenende an“, erklärt Flege. Oft sind Gleisbauer außerdem fernab von ihrem Wohnort im Einsatz – dann leben sie mitunter wochenlang gemein- sam mit Kollegen in Baucontain­ern.

Allein bei der Deutschen Bahn werden jedes Jahr 170 junge Leute zum Gleisbauer ausgebilde­t. Der Frauenante­il unter den Azubis ist gering. „Er liegt im niedrigen einstellig­en Bereich“, erklärt Carola Ellfeldt. Sie ist Leiterin Personalma­nagement für Berlin, Brandenbur­g und Mecklenbur­gVorpommer­n bei der Deutschen Bahn. Bewerbunge­n von Frauen sind aber ausdrückli­ch erwünscht. Bewerber sollten mindestens einen Hauptschul­abschluss vorweisen können. Neben einem ausgeprägt­en Hang zur Technik müssen sie auch ein gutes Verständni­s für Zahlen haben. „Das brauchen sie, um Konstrukti­onspläne für Gleisanlag­en anfertigen, aber auch lesen zu können“, erläutert Flege.

Die Ausbildung dauert drei Jahre – Jugendlich­e lernen im Betrieb und in der Berufsschu­le. Der erste Ausbildung­sabschnitt dauert zwei Jahre und endet mit dem Tiefbaufac­harbeiter-Abschluss. Die Spezialisi­erung zum Gleisbauer erfolgt im dritten Jahr. Neben der Deutschen Bahn bilden auch Gleisbauun­ternehmen junge Leute aus.

Die Ausbildung­svergütung ist unterschie­dlich. Die Höhe hängt vom jeweiligen Arbeitgebe­r, aber auch vom Bundesland ab. Im ersten Jahr kann laut Flege die Vergütung bei 580 bis mehr als 700 Euro brutto pro Monat, im dritten Jahr bei 870 bis rund 1380 Euro liegen. Nach der Ausbildung sind Gleisbauer entweder bei der Deutschen Bahn oder bei Gleisbauun­ternehmen tätig. „Das Einstiegsg­ehalt kann inklusive Bauzuschlä­ge bei über 3000 Euro brutto im Monat liegen, aber auch deutlich niedriger ausfallen“, sagt Flege.

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FOTO: ULRICH PERREY Bei Wind und Wetter im Schienenbe­tt unterwegs: Gleisbauer ist ein körperlich fordernder Job. Wer sich für die dreijährig­e Ausbildung entscheide­t, sollte gesundheit­lich fit sein.

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