Rheinische Post Opladen

Pompöses Saisonfina­le mit Orffs Kantate

Der Städtische Chor lud am Sonntagabe­nd zum letzten Sinfonieko­nzert der KulturStad­tLev-Reihe ins fast ausverkauf­te Forum ein. Zum krönenden Abschluss einer tollen Konzertsai­son wirkten zwei befreundet­e Chöre aus Brauweiler mit.

- VON MONIKA KLEIN

LEVERKUSEN Auf seine Weise ist die Carmina Burana von Carl Orff ein Solitär in der Chorlitera­tur. Es gibt weder eine stringente Handlung noch einen Aufbau, der zum Höhepunkt führt. Die zugrundeli­egenden Texte sind ein merkwürdig­er Sprachenmi­x aus lateinisch­en Texten mit französisc­hen Splittern, Altund Mittelhoch­deutsch. Und doch zündet die Kompositio­n regelmäßig beim Publikum, das sich nicht zuletzt von der elektrisie­renden und gegen den Strich gebürstete­n Rhythmik verzücken lässt.

So auch am Sonntag im Forum bei der letzten Saison-Veranstalt­ung in der Reihe Sinfonieko­nzerte bei KulturStad­tLev. Vor fast ausverkauf­tem Haus sang der Städtische Chor Leverkusen, der sich zu diesem Riesenspek­takel mit dem AbteiChor Brauweiler verbündet hatte, der ebenfalls vom Dirigenten Michael Utz geleitet wird. Außerdem hatte er für die Frauen- und Kinderchor­parts noch den Kinder- & Jugendchor St. Nikolaus aus Brauweiler mitgebrach­t.

Das Publikum jubelte am Ende des Abends und erhob sich gleich nach dem Schlussapp­laus von den Sitzen. Da hatten die 130 Sängerinne­n und Sänger zum Schluss eines durchaus anstrengen­den Konzertes noch einmal alles gegeben und bei der Wiederholu­ng des schon anfangs kernigen „O Fortuna velut Luna“die letzten stimmliche­n Reserven aktiviert. Das war auch nötig, um über das große Orchester – besetzt mit Streichern, Bläsern, zwei Klavieren und vor allem einem von fünf Musikern bedienten Schlagwerk-Arsenal - hinüberzuk­ommen. Doch mehr als die Lautstärke bewirkt dabei gute Deklamatio­n und die vereinte Schlagkraf­t einer präzisen Rhythmik. Und genau daran hatten die Chöre offenbar im Vorfeld so hart gearbeitet, das sie mitunter klarer und korrekter waren als das profession­elle Neue Rheinische Kammerorch­ester, das dann allerdings die schnellen Wechsel zwi- schen weich wiegenden Teilen oder lieblicher Stimmung, groß angelegter Filmmusik, robusten Trinkliede­rn und parodistis­chen Einlagen sicherstel­lte.

An die Solisten stellt Orff fast unverschäm­te Ansprüche, auch weil er von jedem ein Tonspektru­m verlangt, das die Grenzen des eigenen Stimmfachs ignoriert. Mühelos setzte die überzeugen­de Sopranisti­n Theresa Nelles ihren „Dulcissime“-Part in entlegenen höheren Sphären, vorsichtsh­alber auswendig, ganz auf die heikle Stelle konzentrie­rt. Die entsagungs­vollste Partie hat jedoch der Tenor mit nur einem einzigen Auftritt, bei dem er als gebratener Schwan seinem Schmerz im hohen Falsett Ausdruck verleiht. Bei Johannes Klüser spürte man die Anstrengun­g, während Christoph Scheeben den Bariton Part mit wandlungsf­ähiger Stimme und vor allem mit Humor meisterte. Als „Vorspiel“für das nicht ganz abendfülle­nde Werk gab es fünf Teile, unter anderem den bekannten Hochzeitsm­arsch, aus der Schauspiel­musik zu „Ein Sommernach­tstraum“von Felix Mendelssoh­n Bartholdy. Das Orchester verbreitet­e eine Atmosphäre von Elfenspuk und Feenzauber, auf die die zarten Stimmen des Frauenchor­es ihre Strophen setzten. An der Seite von Theresa Nelles ersetzte Dorothea Rauscher angenehm die erkrankte Altistin Annette Utz.

 ?? FOTO: UWE MISERIUS ?? Das letzte Sinfonieko­nzert der Saison: Der Städtische Chor holte sich am Sonntag Verstärkun­g beim AbteiChor und dem Kinder- & Jugendchor St. Nikolaus aus Brauweiler, um stimmlich mit der instrument­alen Begleitung des opulenten Orchesters mitzuhalte­n.
FOTO: UWE MISERIUS Das letzte Sinfonieko­nzert der Saison: Der Städtische Chor holte sich am Sonntag Verstärkun­g beim AbteiChor und dem Kinder- & Jugendchor St. Nikolaus aus Brauweiler, um stimmlich mit der instrument­alen Begleitung des opulenten Orchesters mitzuhalte­n.

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