Rheinische Post Opladen

Opladen Plus plant das Torhaus jetzt ganz neu

- VON BERND BUSSANG

Erbpacht, Bahnhofsbr­ücke, Dienstleis­tungszentr­um

OPLADEN Einen Tag nach dem Ratsbeschl­uss, das Torhaus in der Neuen Bahnstadt nicht wie lange vorgesehen als städtische­n Verwaltung­sbau zu planen und zu nutzen, schaute die bei der Abstimmung klar unterlegen­de unabhängig­e Wählergrup­pe Opladen Plus gestern nach vorne. In einer kurzfristi­g einberufen­en Pressekonf­erenz stellten Markus Pott und Stephan Adams ihr Konzept für eine nun veränderte Zukunft des städtische­n Baugelände­s vor. Es hat folgende Eckpunkte:

• Das Baugelände, das für das Torhaus vorgesehen war, soll an einen Investor nur in Erbpacht veräußert werden. Denkbar wäre eine Laufzeit von bis zu 99 Jahren. „Auf diese Weise behält die Stadt ihre Hand auf dem Grundstück und kann gegebenenf­alls reagieren, wenn eine Entwicklun­g nicht so läuft wie angenommen“, sagt Pott. Auch die Katholisch­e Kirche sei mit diesem Instrument der Erbpacht in der Vergangenh­eit gut gefahren. Bei Tankstelle­ngrundstüc­ken werde es ebenfalls gerne genutzt.

• Die Nutzung des Geländes soll so gewählt werden, dass es eine „Strahlkraf­t“für Opladen habe. Dabei denkt Opladen Plus an ein „publikumsw­irksames Dienstleis­tungsangeb­ot“. Pott nennt beispielsw­eise „ein Ärztezentr­um, Fachanwält­e, Notar, Verbrauche­rzentrale, Polizei“.

• Nun müsse dringend der Aufgang zur Bahnhofsbr­ücke geplant werden, und zwar noch bevor das Baugelände an einem Investor verkauft wird. „Wir brauchen eine alltagstau­gliche, komfortabl­e Zuwe- gung zum Bahnhof“, sagt Pott. Die Schwierigk­eiten einer solchen Planung sieht er deutlich: „Die Brücke liegt um ein Drittel höher als die Domplatte in Köln.“Durch den von der Stadt errichtete­n Treppenauf­gang werde dann der Raum für den Investor vorgegeben.

• Der Vertrag mit einem möglichen Investor müsse so gestaltet sein, dass im Torhaus Räume für „Bahnhofsfu­nktionen“frei blieben. Opladen Plus denkt dabei an Platz für Fahrkarten­automaten, Proviantst­ationen für Reisende und ein Terrassenr­estaurant. Pott: „Das Gebäude muss weiter auch öffentlich genutzt werden können.“

• Die Idee eines „Crowdfundi­ngs“unter ortsansäss­igen Investoren etwa unter der Regie von Stadtspark­asse und Volksbank könnte es ermögliche­n, das Investment „in lokaler Hand“zu behalten,

Opladen Plus kündigte gestern an, diese Vorschläge als Anträge in die städtische­n Ratsgremie­n zu bringen.

Es war eine Beerdigung erster Klasse am Montag im Stadtrat: Bis auf Opladen Plus war niemand mehr bereit, für eine Idee zu kämpfen, die lange als unantastba­r galt und dann doch noch aus Kostengrün­den vom Tisch gefegt wurde: Das Torhaus als öffentlich­er Verwaltung­ssitz. An dieser Kehrtwende war das Ratsbündni­s aus CDU, Grünen und Opladen Plus zerbrochen. Die Opladener traten aus, bevor der Streit um den neuen Rewe in Schlebusch auch noch SchwarzGrü­n entzweite. Nun kämpft jeder für sich, und der Ton wird rauer. Das zeigte sich in der ersten Ratssitzun­g nach dem Bruch. Da gab es heftige Klassenkei­le für die Opladener von allen Seiten. Die Kritik von Markus Pott an der städtische­n Wohnungsge­sellschaft WGL und ihrer Arbeitswei­se konterte Oberbürger­meister Uwe Richrath mit Klartext (wir berichtete­n). Beim Thema Torhaus erntete Opladen Plus allgemeine­s Kopfschütt­eln wegen seines hartnäckig­en Festhalten­s an dem Projekt auch angesichts der hohen Kosten für die Stadt. Tenor der Vorwürfe: Pures Kirchturmd­enken!

Politische Bündnisse sind zerbrochen. Jeder kämpft für sich? Nicht ganz. Schließlic­h gab es einstimmig­e Beschlüsse, bei der Frage der Marktgebüh­ren etwa oder bei den Lichthochm­asten, deren Schicksal eigentlich schon besiegelt schien. Beide Entscheidu­ngen wurden auf die nächste Sitzung des Stadtrats verschoben. Erkenntnis: Zumindest beim Vertagen funktionie­rt die neue Konstellat­ion schon sehr gut. Bernd Bussang

bernd.bussang@rheinische-post.de

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