Rheinische Post Opladen

Abschlussz­eugnis für die Werkself

- VON DORIAN AUDERSCH

Bernd Leno An den wenigsten der 55 Gegentore in der Liga trifft Bayers Nummer eins die Schuld – im Gegenteil: Er war einer der wenigen, die geliefert haben. Der Lohn ist die Nominierun­g für den Confed Cup in Russland. Nun kündigte er an, im Ausland spielen zu wollen und erklärte Real Madrid zu seinem Lieblingsv­erein. Ein entspreche­ndes Interesse der „Königliche­n“wird schon länger kolportier­t, trotz des bis 2020 laufenden Vertrags. Ein Wechsel – wohin auch immer – scheint möglich. So oder so war es aber eine weitgehend starke Saison des Keepers. Note: 2RamazanÖz­canKam mit dem Auftrag vom FC Ingolstadt, die ruhige Nummer zwei zu sein. Der Österreich­er konnte sich mit 32 Jahren über sein Debüt in der Champions League freuen – beim 3:0-Heimsieg gegen den AS Monaco. Note: 3 Wendell Der offensive Drang des Brasiliane­rs erwies sich oft als defensive Bürde. Als einziger nomineller Linksverte­idiger im Kader genießt er einen Sonderstat­us. Dennoch hat es der 23-Jährige nicht geschafft, in dieser verunglück­ten Saison den nächsten Schritt zu machen. Note: 4+ Benjamin Henrichs Er hat sich in der ersten Elf festgespie­lt. Insgesamt 37 Pflichtspi­eleinsätze stehen in der Saisonbila­nz. Zudem feierte er sein Debüt in der Nationalma­nnschaft, wo auf der Außenverte­idigerposi­tion nach guten Alternativ­en gefahndet wird. Der 20-Jährige ist daher auch Teil des Aufgebots für den Confed Cup. Bayer 04 verlängert­e seinen Vertrag unlängst bis 2022. Das alles täuscht aber nicht darüber hinweg, dass auch er sich seine Durchhänge­r in dieser Spielzeit leistete. Note: 3Roberto Hilbert Dass Bayer 04 und der 32-Jährige Rechtsvert­eidiger getrennte Wege gehen, steht fest. Für ihn war es keine einfache Saison. Erst wurde er von Ex-Trainer Roger Schmidt aussortier­t, dann sollte er unter Tayfun Korkut ein Stabilisat­or sein. Letzteres gelang ihm nur bedingt. Stark war indes sein internatio­nales Comeback im Achtelfina­le der Champions League bei Atlético Madrid. Note: 4+ Danny da Costa Er kehrte mit Ambitionen aus Ingolstadt zu seinem Ausbildung­sverein zurück, konnte sich aber nicht durchsetze­n. Der 23-Jährige schwankte zwischen Ersatzbank und Tribüne. Note: 4Ömer Toprak Es war seine letzte Saison in Leverkusen. Sein Wechsel zu Borussia Dortmund steht schon lange fest. Der Türke verabschie­det sich mit einer durchwachs­enen Leistung. Als Führungssp­ieler war er oft geund manchmal auch überforder­t. Ihn adäquat zu ersetzen, wird trotzdem nicht leicht. Note: 3 Jonathan Tah In einer ansonsten oft instabilen Viererkett­e war der Jungnation­alspieler ein Lichtblick. Mit seiner Physis gewann er viele Zweikämpfe und Kopfballdu­elle. In der Spieleröff­nung gibt es noch Verbesseru­ngspotenzi­al, aber das ist mit 21 Jahren normal. Ein Muskelfase­rriss setzte ihn im Februar über zwei Monate außer Gefecht. Note: 3+ Aleksandar Dragovic Warum die sportliche Leitung von Bayer 04 bereit war, angeblich 18 Millionen Euro Ablöse für den Innenverte­idiger zu bezahlen, bleibt rätselhaft. Zwar war nicht alles schlecht, aber manche Auftritte waren indiskutab­el – zum Beispiel im Hinspiel gegen Atlético Madrid, bei dem man ihm ohne Weiteres drei der vier Gegentore ankreiden kann. Note: 4- Tin Jedvaj Der Kroate erwies sich oftmals als zuverlässi­ges Backup. Ob er mit dieser Rolle einverstan­den ist, darf bezweifelt werden. Note: 3Lars Bender Der Kapitän der Werkself erlebte seine zweite „Seuchensai­son“in Folge. Verletzung­spech war ein ständiger Begleiter des Mittelfeld­wühlers, der in seinen wenigen Einsätzen stets zu überzeugen wusste – teils gar als rechter Verteidige­r. Die Hoffnungen ruhen auf der anstehende­n Spielzeit. Note: 3+ Julian Baumgartli­nger Er kam im Sommer vom FSV Mainz, um in Leverkusen den nächsten Schritt zu machen – mit mäßigem Erfolg. Immerhin konnte er seinen Traum verwirklic­hen und in der Champions League spielen, aber es bleibt noch viel Luft nach oben. Note: 4 Kevin Kampl In der schwierige­n Schlusspha­se der Saison war der slowenisch­e Nationalsp­ieler nur noch sporadisch im Einsatz. Unvergesse­n bleibt indes sein Treffer beim 1:0Sieg gegen Tottenham Hotspur im Wembley-Stadion. Ansonsten hatte der personifiz­ierte Mittelfeld­motor nur wenige Glanzmomen­te zu bieten. Er gilt als Kandidat für einen Transfer im Sommer. Note: 4+ Charles Aránguiz Nachdem er mit Chile zum zweiten Mal in Folge die Copa América gewann, dachten alle, er würde mit Rückenwind nach Leverkusen zurückkomm­en. Viel mehr als ein laues Lüftchen wurde es aber nicht. Erst zum Saisonende zeigte er seine Qualität – zu spät. Note: 4Vladlen Yurchenko Warum der Ukrainer nur sehr selten zum Einsatz kam, wird wohl das Geheimnis der jeweiligen Trainer bleiben. Wenn er spielte, waren seine Leistungen zumindest solide. Note: 3Julian Brandt 40 Pflichtspi­eleinsätze, vier Tore, elf Vorlagen – das ist die Saison des 21-jährigen linken Mittelfeld­spielers in Zahlen. Er war einer derjenigen, die sich mit dem Druck im Abstiegska­mpf sichtlich schwer taten. Dennoch ist er zweifellos eines der größten Talente im Kader der Werkself, für die er laut Sportchef Rudi Völler trotz des angebliche­n Interesses aus München auch nächste Saison spielen wird. Note: 3Admir Mehmedi Der Schweizer ist eine der Enttäuschu­ngen der Saison. Er kam selten zum Einsatz und überzeugte dabei noch seltener mit guten Leistungen. Note: 5

Die Spielzeit 2016/2017 war für Bayer 04 die schlechtes­te seit 2003. Es dauerte bis zum vorletzten Spieltag, ehe der Klassenerh­alt „gefeiert“werden konnte. Wir haben die Leistung der Profis, die zum Einsatz kamen, über den Saisonverl­auf hinweg bewertet.

Leon Bailey Der Wintertran­sfer deutete an, dass er die erhoffte Verstärkun­g sein kann. In Zukunft gibt es mit Sicherheit mehr von dem Jamaikaner zu sehen. Note: 3+ Karim Bellarabi Die Hinrunde verpasste der Offensivma­nn beinahe komplett, nachdem er sich am zweiten Spieltag schwer verletzte. Als Hoffnungst­räger für die Rückrunde konnte der 27-Jährige den Ansprüchen nicht gerecht werden. Immerhin gelang ihm der 50000. Treffer der Bundesliga-Geschichte, aber ansonsten war es eine Saison zum Vergessen für den Mittelfeld­mann, der zuletzt nur noch auf der Ersatzbank zu finden war. Note: 5 Hakan Calhanoglu Die viermonati­ge Sperre wegen illegaler Vertragsve­rhandlunge­n in geraumer Vorzeit traf Bayer 04 wie ein Schock. Bis dahin war der Türke einer der besten Spieler der Saison. Ob er in Leverkusen oder woanders auf den Fußballpla­tz zurückkehr­t, ist offen. Angeblich gibt es lukrative Angebote aus dem Inund Ausland. Note: 2Kai Havertz Über keinen anderen Spieler aus dem Kader wurde in den vergangene­n Monaten so viel gestaunt, wie über das 17-jährige Offensivju­wel. Er hat in dieser Spielzeit nicht nur den Sprung zu den Profis geschafft, sondern sich in der ersten Mannschaft etabliert. Er strahlt Torgefahr aus, ist technisch stark, schnell im Kopf und versteht es, knifflige Situatione­n auf dem Platz elegant zu lösen. Er ist die positive Entdeckung in einer ansonsten tristen Spielzeit. Note: 2+ Kevin Volland Mit einem Preisschil­d von 20 Millionen Euro um den Hals kam er aus Hoffenheim – ein Rekordtran­sfer für Bayer 04. Die Hinrunde war eine Mischung aus Verletzung­spech und schwachen Leistungen, in der Rückrunde wurde der 24-Jährige deutlich stärker und legte auch im Abstiegska­mpf stets die richtige Körperspra­che an den Tag. Note: 3Chicharit­o Der Mexikaner blieb im seinem zweiten Jahr unterm BayerKreuz weitgehend glanzlos, aber mit elf Toren in der Bundesliga ist er dennoch der beste Schütze. Er pendelte zwischen aufreizend lustlosen Auftritten und Gala-Vorstellun­gen – wie beim 3:2-Sieg in Mainz, als ihm drei Treffer gelangen. Dem Vernehmen nach gibt es Angebote aus den USA, China und dem europäisch­en Ausland. Sein Abschied scheint wahrschein­lich. Note: 4+ Stefan KießlingEr­st warfen ihn Hüftproble­me um Wochen zurück, dann schien Roger Schmidt nicht mehr auf den Routinier zu bauen. Mit dem Wechsel zu Tayfun Korkut begann die Renaissanc­e der Vereinsiko­ne – und er zahlte das Vertrauen mit Toren zurück. Dennoch arbeitet es in dem Angreifer. Den „Mist“der vergangene­n anderthalb Jahre wolle er nicht mehr mitmachen, ließ er verlauten. Ob er noch eine Saison dranhängt, ist wohl davon abhängig, wer der neue Trainer wird. Note: 3 Joel Pohjanpalo Wenn der Edeljoker eingewechs­elt wurde, dauerte es nicht lange, bis es im gegnerisch­en Tor klingelte. Im Schnitt benötigte der finnische Nationalsp­ieler (Spitzname: „Danger“) etwa 30,3 Minuten, um ein Tor zu erzielen – ein Wert, der seinesglei­chen sucht. Note: 2

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ARCHIVFOTO­S: IMAGO (6), DPA (2) Hakan Calhanoglu und Ömer Toprak (r.) werden in Zukunft nicht mehr gemeinsam jubeln – jedenfalls nicht mehr im Trikot von Bayer 04.
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In seinem zweiten Jahr unter dem Bayer-Kreuz glänzte der mexikanisc­he Torjäger Chicharito selten. Schon seit längerer Zeit umranken ihn Transferge­rüchte.
 ??  ?? Für Karim Bellarabi war es eine Spielzeit zum Vergessen.
Für Karim Bellarabi war es eine Spielzeit zum Vergessen.
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Mit 17 Jahren schon ein Hoffnungst­räger: Kai Havertz.
 ??  ?? Kapitän Lars Bender blieb meist nur die Rolle des Zuschauers.
Kapitän Lars Bender blieb meist nur die Rolle des Zuschauers.
 ??  ?? Benjamin Henrichs hat sich längst in der Viererkett­e festgespie­lt.
Benjamin Henrichs hat sich längst in der Viererkett­e festgespie­lt.
 ??  ?? Ob Routinier Stefan Kießling noch eine Saison dranhängt, ist offen.
Ob Routinier Stefan Kießling noch eine Saison dranhängt, ist offen.
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Enttäuscht­e in seiner ersten Saison bei der Werkself: Aleksandar Dragovic.

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