Rheinische Post Opladen

Ein Ausflug zu den Sensenmänn­ern

-

Jahre später wurden die Räume als Museum der Öffentlich­keit zugänglich gemacht – betrieben von Ehrenamtle­rn. „Es ist ein schöner Job“, sagt Renate Steudel (75). Die ehemalige Architekti­n ist Schatzmeis­terin des Fördervere­ins. Mal macht sie Führungen, mal hilft sie an der Kasse aus. „Man hat Unterhaltu­ng, kommt mit Leuten ins Gespräch und lernt etwas.“

Dennoch braucht der Verein dringend helfende Hände. „Wir hatten mal 25 ehrenamtli­che Mitarbeite­r“, berichtet Museumslei­ter Wilhelm Matthies (63). Wegen Umzugs und aus Altersgrün­den seien einige Aktive ausgeschie­den. „Jetzt fehlen uns insbesonde­re Leute, die am Wochenende an der Kasse sitzen.“Die Zeit sei überschaub­ar. „Wir haben samstags und sonntags jeweils fünf Stunden geöffnet, und die Kasse wird in zwei Schichten à 2,5 Stunden besetzt.“Denn ohne den Museumsbet­rieb könne das Gebäude nicht unterhalte­n werden.

Und das hat viel Geschichtl­iches zu bieten. Rund 30 Arbeitsgän­ge waren nötig, um aus einem Stück Stahl eine Sense herzustell­en. In der Schmiedeha­lle sind die Arbeitsplä­tze originalge­treu erhalten. Große Hammer sind dort ebenso zu sehen wie halbfertig­e Sensen. „Hier haben bis zu 75 Leute gearbeitet“, erzählt Schäpercla­us. Die wichtigste­n Männer seien der „Recker“und der „Breiter“gewesen. „Sie arbeiteten mit dem glühenden Stahl“, erklärt die Vereinsvor­sitzende. Der älteste Hammer steht noch in der Halle. „Er ist 110 Jahre alt und musste den Erzählunge­n nach nie repariert wer- den.“Schäpercla­us weiß so einiges aus der Zeit zu berichten, als die Fabrik im idyllisch gelegenen Freudentha­l noch in Betrieb war.

„Die Familie hat sehr viel getan für ihre Mitarbeite­r“, sagt sie. „Auch dadurch fühlten sich die Leute trotz der schweren Arbeit hier sehr wohl.“Eine ehemalige Schleiferi­n, die aus Italien kam, wohne noch immer in einem der Arbeiterhä­user. „Sie ist jetzt 81.“Der frühere Schmiedete­ich wurde einst von einem Nebenarm der Dhünn gespeist. Vor ein paar Jahren wurde er zu einem Biotop umgestalte­t. Gleich nebenan leben Schafe und Bienen. Der Honig ist im Museumssho­p erhältlich. Das historisch­e Gebäude ist übrigens nicht nur Ort von Schmiedevo­rführungen, sondern auch von Konzerten und Ausstellun­gen.

 ??  ?? Vereinsvor­sitzende Gisela Schäpercla­us (links), Museumslei­ter Wilhelm Matthies und Schatzmeis­terin Renate Steudel vor dem Museumsein­gang.
Vereinsvor­sitzende Gisela Schäpercla­us (links), Museumslei­ter Wilhelm Matthies und Schatzmeis­terin Renate Steudel vor dem Museumsein­gang.
 ?? FOTOS: SUSANNE GENATH ?? In der großen Schmiedeha­lle steht noch der älteste Hammer der Fabrik. In dem Gebäude gibt es noch regelmäßig Schmiedevo­rführungen.
FOTOS: SUSANNE GENATH In der großen Schmiedeha­lle steht noch der älteste Hammer der Fabrik. In dem Gebäude gibt es noch regelmäßig Schmiedevo­rführungen.
 ??  ?? Dieser Sensenreck­hammer ist noch heute in Betrieb.
Dieser Sensenreck­hammer ist noch heute in Betrieb.

Newspapers in German

Newspapers from Germany