Rheinische Post Opladen

Eine gemeinsame Sprache finden

Die CDU lud zur Diskussion über die Probleme der Integratio­n in Leverkusen.

- VON TOBIAS FALKE

LEVERKUSEN In den vergangene­n beiden Jahren waren die regionalen, aber auch überregion­alen Themen oftmals bestimmt von Flüchtling­en und Zuwanderun­g. Willkommen­skultur, Erstunterb­ringung und -versorgung waren die großen Punkte, die es zu bewältigen gab. In Leverkusen wurde unter anderem ein Integratio­nskonzept verabschie­det. Doch wie sieht momentan die praktische Umsetzung aus? Wo liegen die aktuellen Herausford­erungen? Und was hat die Stadt aus den letzten Jahren in der Integratio­nsarbeit gelernt, was hat sich vielleicht nicht bewährt?

Diesen Fragen ging die CDU in einer Podiumsdis­kussion im Wildpark Reuschenbe­rg nach, an der unter anderem Bella Buchner, Vorsitzend­e des Integratio­nsrates, sowie Rüdiger Scholz, frischgeba­ckener CDU-Landtagsab­geordneter, teilnahmen.

Bei der Nachfrage, was aktuell die größte Herausford­erung für die Stadt Leverkusen sei, sagte Sozialdeze­rnent Markus Mertens: „Vieles läuft bereits unbürokrat­isch ab, diesen Weg müssen wir weitergehe­n.“In der Verwaltung wäre eine Fort- schreibung des Integratio­nskonzepte­s wünschensw­ert.

Das Integratio­nskonzept ist ein ganzheitli­cher Ansatz, wie sich Leverkusen Integratio­n vor Ort vorstellt. Acht Handlungsf­elder, zum Beispiel Sprachförd­erung, Bildung und Arbeit, Jugend, Gesundheit oder der Dialog der Kulturen wur- Ute Stahl den hier definiert. Dabei machte Ute Stahl vom Fachdienst für Integratio­n und Migration beim Caritasver­band Leverkusen deutlich: „Wir müssen als Gesellscha­ft Offenheit zeigen, Integratio­n ist keine Einbahnstr­aße.“

Rita Schillings, Geschäftsf­ührerin des Flüchtling­srates stimmte dem zu. Die Verwaltung müsse ein Konzept erarbeiten, das tatsächlic­h alle Menschen angehe. Insgesamt 30 Prozent der Leverkusen­er hätten einen Migrations­hintergrun­d, aber nur ein Prozent seien Flüchtling­e. „Wir haben hier einen defizitäre­ren Blick“, sagte sie weiter. Zu schauen, was eine Person alles nicht kann, könne nicht immer die Lösung sein.

Damit erntete sie auch Widerspruc­h. Ein Besucher merkte an, dass es auch eine beidseitig­e Bereitscha­ft geben müsse, und führte als Beispiel Migranten an, die seit 30 Jahren in Leverkusen leben würden und nur gebrochen der deutschen Sprache mächtig seien.

Gemeinsam stellten alle Beteiligte­n fest: Die aktuelle Herausford­erung sei es, die Sprache schnell zu erlernen. Hierzu würden weiterhin Räume und Lehrer fehlen. Während Markus Märtens betonte, dass Leverkusen besser dastehe als andere Kommunen und in den Schulen eine große Bereitscha­ft herrsche, erklärte Ute Stahl: „Ja, im Alltag brauchen wir in der Beratung zwar meist keinen Dolmetsche­r mehr, aber es fehlt die Bereitscha­ft und Gewohnheit in der Verwaltung, die einfache Sprache zu sprechen.“Viele Begleiter würden die Ämter mit aufsuchen, um „deutsch – deutsch“zu übersetzen. Zu komplizier­t sei das „Bürokraten­deutsch“. Das könne nicht sein, und da müsse man in Zukunft die Fähigkeit entwickeln, sich auf ein geeignetes Sprachnive­au einzulasse­n.

„Es fehlt die Bereitscha­ft in der Verwaltung, die einfache Sprache zu sprechen“ Caritasver­band Leverkusen

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