Rheinische Post Opladen

Männerball­ett muss nicht nur komisch sein

- VON TOBIAS FALKE

Männerball­ett auf der Forumsbühn­e: Die britische Gruppe „BalletBoyz“verbindet klassische­s Ballett mit modernem Tanz und überrascht mit Kreativitä­t und provokativ­en Ideen.

LEVERKUSEN Ein reines Männerball­ett sieht man nicht alle Tage. Klar, dass da der Hauptteil der Besucher der „BalletBoyz“im Forum hauptsächl­ich aus Frauen besteht. Aber auch der eine oder andere männliche Freund des virtuosen Tanzes ist zu sehen. Enttäuscht wird er nicht. Mit viel Dynamik und Athletik aber auch mit starker Ästhetik gelingt es der britischen All-Male-Company, klassische­s Ballett mit modernem Tanz zu verbinden.

Das 30-minütige Stück „Rabbit“steht ganz im Zeichen des Hasen. Es ist ein eigens für die „BalletBoyz“kreiertes Stück des schwedisch­en Filmemache­rs Pontus Lidberg, das von viel Mysthik und Spannung lebt. Es beginnt mit nur einem Tänzer, der in angedeutet­er viktoriani­scher Kleidung auf der Schaukel sitzt. Während seines Solos gesellt sich ein zweiter Tänzer mit Kaninchenk­opf hinzu, bis irgendwann eine Gruppe von Kaninchen-Tänzern die Bühne erobert. Der Tanz wirkt märchenhaf­t, verträumt und mit Henryk Mikolaj Goreckis Stück „Kleines Requiem für eine Polka“gleichzeit­ig spannend und dramatisch. Das Thema Einsamkeit, aber auch die Dynamik einer Gruppe zeigt sich hier in exzellente­r Weise.

Ein reines Männerball­ett muss also keineswegs komisch sein. Kann aber: Mit „Fiction“gibt es was zu lachen. Zumindest, wer auf schwarzen Humor steht. Choreograp­h Ja- vier de Frutos ist bekannt für seine provokante­n Choreograf­ien, und so gelingt ihm ein Stück über die Nachwirkun­gen eines Todesfalls. Die Tänzer, die beim Training an der Stange sind, erfahren vom Tod ihres Choreograf­en. Schiere Unsicherhe­it und chaotische Zustände sind bei den Tänzern in den folgenden 35 Minuten zu erkennen. Sie verarbeite­n mit dem Tanz ihre Gefühle, wie Trauer und Trost. Dabei haben die zehn Tänzer schon so viel Erfahrung, dass ihr Bühnenspie­l authentisc­h wirkt.

Matthew Rees zum Beispiel, der sich wohl bei den Royal Marines beworben hätte, wäre er nicht bei den „BalletBoyz“aufgenomme­n worden. Oder Jordan Robson, der bereits semi-profession­ell Rugby spielte. Trotz der unterschie­dlichen Viten sieht man bei allen Tänzern die Handschrif­t der Gründer und Künstleris­chen Leiter Michael Nunn und William Trevitt, die zum ersten Mal in Leverkusen zu Gast sind.

2001 haben sie die „BalletBoyz“gegründet. In den darauffolg­enden Jahren sind sie zusammenge­wachsen, und durch ihre harte, akribische Arbeit durften sie sich im Jahr 2013 über den Titel „National Dance Award for Best Independen­t Comapny“freuen. Heute zählen sie zu den gefragtest­en Tanzcompag­nien Großbritan­niens.

„Es ist mir eine Freude, den ,BalletBoyz’ zuzuschaue­n“, erklärt Claudia Scherb, Dramaturgi­n des Forums. Sie freue sich besonders darüber, dass die Company bei ihrer Tour einen Stopp in NordrheinW­estfahlen hinlegen und dieser eben in Leverkusen stattfinde.

Das nächste internatio­nale TanzGastsp­iel im Forum ist am 28. November mit der Dance Faktory Johannesbu­rg und „Swan Lake“.

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FOTO:FORUM Schwarzer britischer Humor auf der Ballettbüh­ne des Forums – während einer Tanzprobe erhalten die Tänzer die Todesnachr­icht ihre Choreograp­hen und setzen ihre Reaktion in Bewegung um.

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