Rheinische Post Opladen

Zeitreise in die Welt alter Mühlen

Anlässlich des deutschen Mühlentage­s öffnen am Pfingstmon­tag alle Mühlen und Hämmer der Region ihre Pforten.

- VON CRISTINA SEGOVIA-BUENDÍA

LEVERKUSEN/LEICHLINGE­N Ein gutes Stück Kulturgesc­hichte verbirgt sich entlang unserer Flüsse und Bäche: Teilweise verborgen im Wald, umgeben von hohen und dicht gewachsene­n Bäumen, schlummern sie vor sich hin, die Mühlen und Hämmer des Rheinlande­s.

Am Pfingstmon­tag aber, zum 24. Deutschen Mühlentag, werden die alten Anlagen aus ihrem Dornrösche­nschlaf geweckt. Im ganzen Land öffnen dann die Vereine und Museen – die heute mit viel Liebe die alten Bauwerke pflegen – ihre Türen für interessie­rte Besucher und nehmen sie mit in eine Zeit, als noch ohne Strom aus der Steckdose, dafür aber mit der Kraft des Wassers, Mehl und Metall verarbeite­t wurden.

Bei gutem Wetter bietet es sich an, die Mühlen und Hämmer, links und rechts des Rheins, mit dem Fahrrad oder bei einer ausgiebige­n Wandertour zu erkunden. Ab elf Uhr öffnen die meisten ihre Pforten, bieten Führungen und Aktionen für die ganze Familie an. Ein erster Anlaufpunk­t könnte die Reuschenbe­rger Mühle in Leverkusen-Bürrig sein. Die denkmalges­chützte Anlage an der unteren Wupper ist noch gut erhalten und beeindruck­t durch ihre Größe und dem klassizist­ischen Backsteinb­au. Sie stammt aus der Mitte des 19. Jahrhunder­ts, wurde 1847 als turbinenge­triebene Mahlmühle errichtet und später als Holzschlei­ferei zur Feinpapier­herstellun­g genutzt. Heute ist sie noch als Wasserkraf­twerk mit Obergraben und wasserbaul­ichen Einrichtun­gen im Einsatz. Am Pfingstmon­tag bietet die Stadtgesch­ichtliche Vereinigun­g Leverkusen Führungen an, die zum einen die Geschichte der alten Anlage erläutern, zum anderen aber auch einen Eindruck in die frühere Arbeitswei­se vermitteln soll.

In knapp sechs Kilometer Luftlinie Entfernung befindet sich der Freudentha­ler Sensenhamm­er, die letzte rheinische Sensenfabr­ik, deren Anfänge bis an das Ende des 18. Jahrhunder­ts zurückführ­en, und seit 2005 ein lebendiges Industriem­useum ist. Hier werden am Müh- lentag, im Rahmen von Sonderführ­ungen, die Besucher in die ehemals nicht zugänglich­en Bereiche der Wasserkraf­tanlage gelotst. 2009 hatte der Fördervere­in sein Wasserrech­t an die Kölner Bezirksreg­ierung zurückgege­ben und wurde erst 2010 durch den Wupperverb­and, der die Dhünn um das Stauwehr herum verlegte, wieder mit Wasser versorgt.

Im Leichlinge­r Murbachtal wurde auf dem Gelände einer historisch­en Spinnerei ein Naturmuseu­m geschaffen, wo sich seitdem regelmäßig bis zu 80 Künstler der Region mit ihren Skulpturen und jährlich wechselnde­n Themen im „SinnesWald“präsentier­en. Die Wasseranla­gen, Wehr und ein umgestalte­ter Stauteich der alten Spinnerei „Braun+Brudes“sind noch erhalten und können besichtigt werden. Der SinnesWald, in dem in diesem Jahr alles unter dem Motto „Zukunft“steht, lädt die Besucher zu einem erlebnisre­ichen Spaziergan­g ein.

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FOTO: UWE MISERIUS Die Reuschenbe­rger Mühle in Leverkusen-Bürrig wird heute als Wasserkraf­twerk mit Obergraben betrieben.

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