Rheinische Post Opladen

Der gute Geist von Pattscheid

Auch 32 Jahre nach dem Tod von Pfarrer Arnold Zimmermann hält die Begeisteru­ng für den Geistliche­n an.

- VON SUSANNE GENATH

BERGISCH NEUKIRCHEN Wenn Gonda Staratsche­k über Pfarrer Arnold Zimmermann spricht, gerät sie ins Schwärmen. „Pastor Rauschebar­t war ein Unikum“, sagt sie. „Er war gerade heraus. Man konnte prima mit ihm arbeiten.“Die pensionier­te Lehrerin und ihren Mann Hubert verbindet zudem etwas ganz Besonderes mit dem Pattscheid­er Geistliche­n. „Er hat uns vor über 50 Jahren getraut“, berichtet die Seniorin. Daher komme sie immer noch gerne nach Leverkusen, auch wenn sie schon seit langem in Radevormwa­ld lebe. Josef Zimmermann

Arnold Zimmermann ist 1985 gestorben. Die Begeisteru­ng für den Geistliche­n ist aber in Pattscheid und Bergisch Neukirchen auch mehr als 30 Jahre nach seinem Tod ungebroche­n. „Er glaubte an das Gute im Menschen und hat überall geholfen, wo Not war“, erzählt Willi Baumhögger. Der 78-Jährige erinnert sich noch gut an den Pfarrer, der in aus Arloff in der Eifel geboren wurde. In den 56 Jahren seines Wirkens habe Zimmermann Generation­en geprägt. „Die Kinder hatten bei ihm Religionsu­nterricht und wurden von ihm zur Kommunion geführt. „Die Kranken und Schwachen besuchte er, egal, ob katholisch oder evangelisc­h. Das waren alles seine Schäflein.“Mit dem evangelisc­hen Pfarrer Erich von Dreusche habe er sich gut verstanden.

Umso größer war der Aufschrei, als die Stadt Leverkusen das Grab von Arnold Zimmermann auf dem Friedhof in Bergisch Neukirchen Ende März sang- und klanglos abräumen und den Grabstein sofort schreddern ließ. Die Stadt hatte erklärt, die Familienan­gehörigen per Aushang vorher informiert zu haben. „Das war nicht der Fall“, sagt Josef Zimmermann (79), ein Neffe des Pastors. „Ich habe das Grab gepflegt. Da gab es keinen Aushang. Auch andere Besucher der Grab- stätte haben mir versichert, keine Hinweise gesehen zu haben.“

Sein Vater habe einst den Grabstein anfertigen lassen, auf dem eine Schafsherd­e mit dem guten Hirten abgebildet war sowie ein kurzer Text zu dem Geistliche­n. „Mein Onkel war der einzige Erwachsene, der bei den Kindergräb­ern beigesetzt wurde. Das hatte er sich so gewünscht.“Rund 5000 Menschen seien zur Beerdigung für Josef Zimmermann keine Überraschu­ng. „Mein Onkel war ein besonderer Mensch“, sagt er. „Er hatte für jeden ein offenes Ohr und ein gutes Wort, auch nachts um 3 Uhr. Deshalb hat sich sein Handeln und sein Wirken in der Bevölkerun­g so eingeprägt.“

Dabei hatte der Geistliche 1929 bei seinem Antritt als Jungpriest­er in Pattscheid keinen leichten Stand. „Bergisch Neukirchen war überwiegen­d evangelisc­h. Es gab nur wenige Katholiken. Er hat es aber geschafft, dass er von beiden gleicherma­ßen anerkannt wurde.“Drei Kirchen wurden in der Amtszeit des Pfarrers gebaut: St. Heinrich in Witzhelden, Heilige Drei Könige und St. Engelbert. „Deshalb heiße ich mit zweitem Vornamen auch Engelbert“, berichtet Josef Zimmermann. Und Willi Baumhögger erinnert sich: „Der Pfarrer, der in den 50er-Jahren immer mit einem Motorrad samt Beiwagen unterwegs war, hat selbst in Cordhose beim Ausschacht­en geholfen.“

Den Rauschebar­t trug der Pfarrer übrigens nicht ohne Grund. „Mein Onkel hatte eine Hautflecht­e, die beim Rasieren immer schlimmer wurde“, berichtet Josef Zimmermann. „Deshalb hatte er sich noch als Student bei einer Pilgerfahr­t nach Rom die Erlaubnis geholt, einen Vollbart tragen zu dürfen.“Dies sei eigentlich nur Mönchen vorbehalte­n gewesen.

In Kürze soll ein neuer Gedenkstei­n für Arnold Zimmermann am Eingang des Friedhofs in Bergisch Neukirchen stehen, kündigt Stadtdecha­nt Heinz-Peter Teller an. Der Steinmetz sei schon beauftragt.

„Er hatte für jeden ein offenes Ohr und ein gutes Wort, auch nachts um 3 Uhr“ Neffe des Pfarrers

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FOTO: RALPH MATZERATH (ARCHIV) 56 Jahre wirkte Pfarrer Arnold Zimmermann in Pattscheid und Bergisch Neukirchen, zum Teil auch in Witzhelden. Bald soll ein neuer Gedenkstei­n an ihn erinnern.

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