Rheinische Post Opladen

„Niemand darf euch anfassen“– Theaterstü­ck gegen Missbrauch

- VON TOBIAS BRÜCKER

LEVERKUSEN Lautes Kinderlach­en hallt durch den Agamsaal des Forums Leverkusen. Das auf einer kleinen Bühne aufgeführt­e Theaterstü­ck für rund 300 Schüler der dritten und vierten Klassen aus den Grundschul­en in Wiesdorf, Manfort und Alkenrath kommt sehr gut an. Allerdings hat es einen ernsten Hintergrun­d.

Speziell auf Kinder ausgericht­et geht es um sexuellen Missbrauch eben jener Zielgruppe. Das Jugendamt der Stadt sowie der Deutsche Kinderschu­tzbund stehen hinter der Aktion. Zum dritten Mal wurde ein solches, rund einstündig­es Stück vor Grundschül­ern vorgespiel­t. Opladen und Rheindorf waren die beiden Stadtteile, deren Schüler mit der Thematik in Form des Theaters konfrontie­rt wurden.

„Schlebusch“, sagt Christine Thierjung aus dem Vorstand des Kinderschu­tzbunds, „fehlt uns noch. Eigentlich müssten wir drei Aufführung­en pro Jahr machen, nur eine davon bezahlt uns das Jugendamt.“Daher sei der Bund auf der Suche nach Sponsoren. Schließlic­h solle ein jedes Kind ein solches Theaterstü­ck gesehen haben. Wichtig sei dabei, dass das Thema nicht „bierernst“rübergebra­cht werde, dass es eine „lustige Komponente“gebe, betonte die 68-jährige ehemalige Schulleite­rin der Rat-DeycksSchu­le in Opladen.

Und eben das schaffte das Stück. Es verband die Ernsthafti­gkeit des Themas mit einer überwiegen­d lustigen Geschichte: Eine Mischung aus Engel und Teufel fällt in das Zimmer eines Mädchens. Diese übersinnli­che Kreatur möchte Schutzenge­l werden, es übernimmt einen sehr selbstiron­ischen, aber doch ernstzuneh­mende Rolle. Das taffe Mädchen kann auf sich selbst aufpassen, lässt aber durchblick­en, dass es nicht schlimm ist, Gefühle zu zeigen und Hilfe in Anspruch zu nehmen. Letzteres falle Kindern – gerade in der Schule – oftmals schwer, sagt Helmut Ring. „In der Schule wollen die Kinder nicht petzen. Den Unterschie­d zwischen Hilfeholen und Petzen, müssen sie erst lernen“, erläutert der 66-jährige Ehrenamtle­r vom Kinderschu­tzbund und ehemalige Rektor der Opladener Remigiussc­hule. Mit einem kleinen, im Theaterstü­ck eingebaute­n Quiz, in das die Kinder einbezogen werden, wurde dieser Unterschie­d spielerisc­h herausgear­beitet. Einer der wichtigste­n Sätze dabei: „Niemand darf euch anfassen, egal wo.“

Die Organisato­ren von Jugendamt und Kinderschu­tzbund sind sich sicher, dass das Stück seinen Lehrzweck nicht verfehlt und Eindruck hinterlass­en hat. „Ich denke, im dritten Schuljahr ist es angemessen, die Kinder mit der Thematik zu konfrontie­ren“, sagt Thierjung. Gleichzeit­ig müsse man aber aufpassen, Kinder aus sehr behüteten Familien nicht zu überforder­n.

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