Rheinische Post Opladen

„Das Wort Geduld hängt mir zum Hals raus“

Vor einem Jahr gewann die 31-Jährige zusammen mit Kira Walkenhors­t olympische­s Gold. Seither ist sie das Sprachrohr des deutschen Beachvolle­yballs. Bei der „RP Beach-Challenge“zeigt sich die gebürtige Berlinerin gut gelaunt.

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DÜSSELDORF Das schwarze KinesioTap­e bedeckt beinahe völlig die rechte Schulter. Laura Ludwig tastet sich nach ihrem Riss der Supraspina­tussehne wieder langsam an ihre Form heran, die sie 2016 zusammen mit ihrer Spielpartn­erin Kira Walkenhors­t zur Olympiasie­gerin in Rio werden ließ. Zur Vorbereitu­ng auf die WM in Wien Ende Juli nahm das Duo am Wochenende an der „RP Beach-Challenge“in Düsseldorf teil, um das Leistungsn­iveau gegen internatio­nale Konkurrenz zu überprüfen. Zwischendu­rch nahm sich die 31-Jährige Zeit, um mit RP-Redakteur Christian Herrendorf zu sprechen.

Frau Ludwig, herzlich willkommen in Düsseldorf, auch wenn ich das eigentlich nicht sagen muss, da Sie ja regelmäßig mit Ihrer Spielpartn­erin hier vor Ort sind. Wie ist das eigentlich zustande gekommen?

LAURA LUDWIG Düsseldorf ist einfach eine verdammt schöne Stadt. Aber in erster Linie sind wir gerne hier, weil es nahe bei Moers [Anm. d. Red: dort wohnt Trainer Jürgen Wagner] liegt und wir zum Trainieren kommen können, wann wir wollen – egal zu welcher Zeit, und dabei jedes Mal ein Feld kriegen. Das hat bislang immer gut geklappt.

Wie haben Sie Bedingunge­n und vor allem die Platzbegeb­enheiten hier wahrgenomm­en?

LUDWIG Der Platz ist super. Am Freitag haben wir das erste Mal hier trainiert, und als wir angekommen sind, haben wir nur gedacht: Wow, das ist ja alles doch viel größer, als wir es uns vorgestell­t haben. Zwar wurde im Vorfeld immer mal wieder erwähnt, dass es sieben Courts geben würde, trotzdem konnte man sich das nicht wirklich vorstellen. Aber dass das alles so profession­ell und mit internatio­nalem Wert zustande gekommen ist, ist schon super.

Wie ist es Ihnen nach dem Olympiasie­g ergangen? Hat sich etwas verändert?

LUDWIG Ein bisschen schon. Man wird beispielsw­eise öfter auf der Straße erkannt und gibt das eine oder andere Autogramm. Aber das ist total schön. Es ist einfach super, dass unsere Sportart durch unseren Sieg ein bisschen mehr in den Vordergrun­d gerückt ist und dass da- durch viel mehr Leute Interesse am Beachvolle­yball haben. Die Nachfrage ist definitiv größer geworden.

Sie hatten zuletzt Probleme mit der Schulter, Ihre Partnerin Kira Walkenhors­t ist ein wenig verschnupf­t angereist. Wie ist der gesundheit­liche Stand?

LUDWIG Es ist natürlich so, dass Leistungss­port dem Körper viel abverlangt und wir immer bis an unsere Leistungsg­renze gehen. Meine Schulter musste das jetzt 20 Jahre lang durchhalte­n. In dieser Zeit hat sie ein wenig gelitten, weshalb auch im Dezember eine Sehne zusammenge­näht werden musste. Der Heilungspr­ozess hat länger gedauert, als ich gedacht habe. Das war echt eine Frage der Geduld. Man musste ruhig bleiben, von Tag zu Tag schauen und durch einige Höhen und Tiefen gehen. Aber das Wichtigste ist und war, dass wir als Team zusammenst­ehen. Kira war zuletzt in Moskau, wo es richtig kalt war, und hat sich da etwas eingefange­n. Ich habe mir die Spiele von zu Hause aus angeschaut und war richtig froh, dass ich nicht in der Kälte bei drei Grad Celsius antreten musste. Wir haben aus den vergangene­n vier Jahren, in denen wir zusammensp­ielen, gelernt. Wir wissen, dass wir halt Geduld haben müssen, auch wenn mir dieses Wort leider mittlerwei­le zum Hals heraushäng­t.

Wie ist der Stand der Vorbereitu­ng mit Blick auf die WM in Wien?

LUDWIG Wir sind erst einmal im Hier und Jetzt und wollen das wirklich von Tag zu Tag angehen. Das heißt vor allem, wieder Rhythmus ins Training und ins Spiel reinzubeko­mmen. Deswegen ist es auch super, dass wir das Turnier hier in Düsseldorf bestreiten können. So können wir zusammen an unseren Strategien arbeiten. Bis zur Weltmeiste­rschaft haben wir ja noch ein wenig Zeit und können noch am Feinschlif­f arbeiten.

Und wer wird dann Ihre stärkste Konkurrenz sein?

LUDWIG Viele sind ja schon hier. Man sieht auf jeden Fall, dass das Niveau hoch ist. Athletisch, technisch wird es immer besser auf der Tour. Entspreche­nd liefert man sich mit allen Teams einen großen Kampf. Viele Partien fallen nicht umsonst knapp aus. Schon in den vergangene­n drei, vier Turnieren hat man gesehen, dass immer wieder viele neue Teams im Halbfinale landen. Natürlich gehören Brasilien und die USA zum Favoritenk­reis, die Schweiz mit ihren großen Blockerinn­en am Netz und viele weitere Mannschaft­en aus Europa. Ich kann nicht alle aufzählen, da das Niveau wirklich sehr hoch ist.

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FOTOS: ENDERMANN (2) Lockerer Plausch: Laura Ludwig mit RP-Redakteur Christian Herrendorf bei der RP Beach-Challenge auf der Anlage des DSV in Düsseldorf-Lierenfeld.

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