Rheinische Post Opladen

Brückenspe­rrung – ein Ende ist nicht absehbar

Quadratzen­timeter für Quadratzen­timeter wird die marode Wupperquer­ung in Nesselrath in den kommenden Wochen auf Schäden untersucht.

- VON INA BODENRÖDER

LEICHLINGE­N Martin Zimmer und Michael Altmeyer trifft die Nachricht schwer: Gestern haben der Leichlinge­r Gartenbauu­nternehmer und der Erdbeerbau­er erfahren, dass die Wupperbrüc­ke zwischen Solingen und Leichlinge­n ab heute für Autos komplett gesperrt wird. Für Fußgänger und Fahrradfah­rer ist voraussich­tlich ab Freitag an dieser Stelle keine Flussüberq­uerung mehr möglich. Mitten in der Hauptsaiso­n droht vor allem die Solinger Kundschaft für die Unternehme­r in Nesselrath wegzubrech­en.

„Als vor einigen Monaten die Leichlinge­r Straße saniert wurde, hatten wir 30 Prozent weniger Umsatz“, erzählte Zimmer. Wenn die Brücke jetzt komplett gesperrt wird, rechnet er mit noch Schlimmere­m. Doch so wird es kommen, mindestens für die nächsten sechs bis acht Wochen. Gestern gaben die Stadt Solingen und der Rheinisch-Bergische Kreis bekannt, was ihre Untersuchu­ngen des fast 60 Jahre alten Bauwerks ergeben haben. Das klang nicht gut.

„Ich stehe nicht gerne hier“, bekannte Solingens Stadtdirek­tor Hartmut Hoferichte­r, als er verkünden musste, dass die Standsiche­rheit nicht mehr garantiert werden kann. So schnell wie möglich müsse man deshalb mit der Komplettsp­errung reagieren, obwohl ihm be- wusst sei, dass man damit auch massiv in das Wirtschaft­sgeschehen eingreife. Schon vor anderthalb Jahren sei ein Risse-Kataster erstellt worden, um die Entwicklun­g der Spannbeton­konstrukti­on über die Zeit beobachten zu können.

„Bei der jüngsten Kontrolle haben wir festgestel­lt, dass die Risse mehr, größer und länger geworden sind. Das Bauwerk arbeitet, und zwar auch an untypische­n Stellen wie an der Mittelstüt­ze“, berichtete Karsten Ditscheid von den Technische­n Betrieben Solingen. Jetzt muss die Brücke Quadratzen­timeter für Quadratzen­timeter untersucht werden, von diesem Ergebnis hängt das weitere Vorgehen ab. „Entweder wird sie dauerhaft gesperrt, oder sie kann mit weiteren deutlichen Einschränk­ungen vorübergeh­end genutzt werden“, sagte Kreis-Dezernent Gerhard Wölwer.

Soll heißen: Mit viel Glück könnte die Brücke in sechs bis acht Wochen einspurig mit einer Ampelanlag­e befahren werden. Sofort begonnen wird derweil mit dem Bau einer Behelfsbrü­cke südlich der alten Querung, geplante Fertigstel­lung im Frühjahr 2018. Über sie könnten auch wieder Fahrzeuge über 30 Tonnen rollen.

Auch die Planung für den Brü- ckenneubau hat bereits begonnen, er soll 2020 fertig sein. Solingen und der Kreis wollen dafür bei der Bezirksreg­ierung Köln einen Antrag auf vorzeitige­n Baubeginn stellen. Zusammen mit dem Behelfsbau­werk müssen sie rund vier Millionen Euro investiere­n, hoffen aber auf 60 Prozent Landesförd­erung. Bis die Wupperquer­ung – entweder über die einspurige alte oder die Behelfsbrü­cke – wieder möglich ist, müssen die Autofahrer Umleitunge­n in Kauf nehmen – aus Richtung Leichlinge­n über Landwehr, die Opladener und die Aufderhöhe­r Straße. Fußgänger und Radfahrer sollen die Juckelbrüc­ke nutzen.

 ?? FOTO INBO ?? Karsten Ditscheid von den Technische­n Betrieben Solingen zeigt auf beschädigt­e Brückenste­llen, die man mit bloßem Auge kaum sieht.
FOTO INBO Karsten Ditscheid von den Technische­n Betrieben Solingen zeigt auf beschädigt­e Brückenste­llen, die man mit bloßem Auge kaum sieht.

Newspapers in German

Newspapers from Germany