Rheinische Post Opladen

Neue Hilfe für Pflegebedü­rftige

- VON INA BODENRÖDER

LEVERKUSEN Der Kinofilm „Ziemlich beste Freunde“hat Millionen Zuschauer begeistert: Protagonis­t Philippe ist reich, adelig, gebildet – und vom Hals abwärts gelähmt. Er braucht rund um die Uhr Hilfe und engagiert deshalb Ex-Häftling Driss, obwohl der für den Job zunächst ungeeignet scheint. Durch die Freundscha­ft, die sich zwischen beiden entwickelt, nimmt Philippe wieder am Leben teil. Ein modernes Märchen? Vielleicht. Aber auch in Deutschlan­d können behinderte Menschen mit dem Geld, das ihnen als „Persönlich­es Budget“von Krankenkas­sen, Landschaft­sverband oder Stadt zusteht, ihre „eigenen“Pflegekräf­te engagieren. Dabei treten sie als Arbeitgebe­r auf, suchen sich das Personal selber aus und legen die Rahmenbedi­ngungen fest, in denen sie betreut werden möchten.

„Die Organisati­on läuft unabhängig von Pflegedien­sten oder -heimen. Dadurch haben die Klienten viel mehr persönlich­en Gestaltung­sfreiraum“, sagt Tobias Gumbrich, Inhaber des Leverkusen­er Dienstleis­ters SeBeKo. Der Name steht für „Selbstbest­immung, Begleitung und Kooperatio­n“, die Firma hilft Menschen bei der Organisati­on ihrer Pflege. Obwohl das Per- sönliche Budget seit 2008 jedem Behinderte­n unabhängig von Alter oder Schwere der Beeinträch­tigung zusteht, kennen viele Betroffene die Möglichkei­ten nicht. „Wir beraten und unterstütz­en vor einer Antragstel­lung für das ,Persönlich­e Budget’ und begleiten die Klienten während des gesamten Verfahrens bis zur Bewilligun­g“, erzählt Tobias Gumbrich.

Ist das Geld da, schaltet SeBeKo unter anderem Stellenanz­eigen für das Pflegepers­onal und nimmt an Besprechun­gen ihrer Klienten mit deren Mitarbeite­rn teil. Finanziert wird diese Arbeit aus dem Persönlich­en Budget.

Die Nachfrage danach nimmt im Moment derart zu, dass SeBeKo aus aktuell zwei Räumen in der Manforter Straße heraus in Leverkusen ex- pandieren will. „Wir sind 2014 mit nichts gestartet“, erzählt Tobias Gumbrich, in dessen Firma neben ihm und seiner Frau Dunja mittlerwei­le vier Angestellt­e arbeiten. Um keine teuren Fehler bei Investitio­nen und Organisati­on zu machen, vor allem aber, um zu erhalten, wofür seine Firma steht, hat er sich Hilfe geholt: Seit vier Monaten gibt der frühere Bayer-/Agfa-Manager Peter Wilhelmi als Wirtschaft­ssenior sein Wissen an den Junguntern­ehmer weiter. „Wir reden Klartext und sagen die Wahrheit, welche Chancen wir sehen“, erläutert der Senior sein Vorgehen. Durch seine Vermittlun­g zu Banken konnte SeBeKo zuletzt Treuhandko­nten für die Klienten einrichten, auch bei der Immobilien­suche streckt der Ehrenamtle­r derzeit aktiv seine Fühler aus. Dafür bekommt er eine Aufwandsen­tschädigun­g, nicht zu vergleiche­n mit den Kosten für einen Unternehme­nsberater.

„Dabei geht es nur darum, den Leistungen eine Wertigkeit zu geben und disziplini­ert zusammenzu­arbeiten“, betont Wilhelmi. So beschreite­t SeBeKo den Wachstumsp­fad, ohne das Profil der Firma aus dem Auge zu verlieren: „Unseren Klienten jederzeit persönlich gerecht zu werden“, wie Unternehme­nsgründer Tobias Gumbrich sagt.

 ?? FOTO: UWE MISERIUS ?? Junguntern­ehmer und Wirtschaft­ssenior: SeBeKo-Firmenchef Tobias Gumbrich hat sich für sein Unternehme­n Peter Wilhelmi von den Wirtschaft­ssenioren als Berater mit an Bord geholt.
FOTO: UWE MISERIUS Junguntern­ehmer und Wirtschaft­ssenior: SeBeKo-Firmenchef Tobias Gumbrich hat sich für sein Unternehme­n Peter Wilhelmi von den Wirtschaft­ssenioren als Berater mit an Bord geholt.

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