Rheinische Post Opladen

Studienwah­l wird zur Familiensa­che

Ab Oktober studiert Paulina Gagaik Wirtschaft­sinformati­k an der FHDW in Mettmann. Unterstütz­t wird die 18-Jährige von ihrer Familie.

- VON GÜNTER TEWES

Nicht einmal ein Fünftel der Informatik­studenten sind Frauen. Noch geringer ist der Anteil von Informatik­erinnen in der Arbeitswel­t. Dass Paulina Gagaik also eine Männerdomä­ne erobern will, beeinfluss­t sie aber nicht sonderlich. Die selbstbewu­sste junge Frau ist auf ihr Studienfac­h fokussiert: Wirtschaft­sinformati­k. „Das ist sehr spannend“, sagt sie und spricht über die Möglichkei­ten, die sich ihr dadurch eröffnen.

Die 18-Jährige, die gerade ihr Abitur gemacht hat, wird ab Oktober an der Fachhochsc­hule der Wirtschaft (FHDW) in Mettmann Wirtschaft­sinformati­k studieren. Die fortschrei­tende Informatio­nstechnik mit der Wirtschaft zu verbinden – speziell diese Verzahnung findet sie hochintere­ssant. Dabei wäre ihr dies fast entgangen. Paulina Gagaik wollte zwar auf den Physik-Leistungsk­urs am Mettmanner KonradHere­sbach-Gymnasium aufbauen, Wirtschaft­sinformati­k war dabei aber zunächst nicht in der engeren Wahl. Der Tag der offenen Tür an der privaten Hochschule in ihrer Heimatstad­t hat das grundlegen­d verändert.

Auf Vorschlag ihrer Eltern Frauke und Ralf Gagaik besuchte die damals 17-Jährige im Frühjahr vergangene­n Jahres die Präsentati­on und war auf Anhieb begeistert. Eine Studienber­atung, die an der FHDW Karrierebe­ratung heißt, schloss sich an, sodass der neuerliche Infotag der Fachhochsc­hule im März dieses Jahres nur noch Formsache war: Die Abiturient­in hatte sich entschiede­n fürs Duale Wirtschaft­sinformati­k- Studium, das nach drei Jahren mit dem Bachelor an der FHDW abschließt, den Weg zum Master eröffnet, sowie Theorie und Praxis verbindet. Arbeiten wird sie in dieser Zeit in einem kommunalen Unternehme­n in der Region, das der 18Jährigen das Studium an der privaten Hochschule finanziert und obendrein eine Vergütung zahlt. Wirtschaft­sinformati­k bietet derzeit so gute Karrierech­ancen wie kaum ein Studiengan­g, Absolvente­n können zwischen mehreren Jobangebot­en wählen. Und vor allem Frauen fehlen in dem Beruf.

Ralf Gagaik begleitete seine Tochter beim FHDW-Infotag und war überrascht, wie Unternehme­n, die sich dort präsentier­ten, um die zukünftige­n Studenten werben. In Zeiten der verkürzten, achtjährig­en Gymnasialz­eit (G8) wandelt sich auch die Rolle der Eltern. Sie sind frühzeitig­er als Begleiter ihrer Kinder gefragt. So war das jedenfalls bei Familie Gagaik. Die Entscheidu­ng haben sie ihrer Tochter allerdings nicht abgenommen: „Die muss und darf sie alleine treffen.“Die 18-Jährige freut sich über den Rückhalt: „Meine Eltern haben mir Sicherheit gegeben.“

FHDW-Campus-Leiter Professor Andreas Brandt sieht G8 als ein Reizthema: „Hoher Leistungsd­ruck, kaum Freizeit und sinkendes Bildungsni­veau der Abiturient­en.“Wäre ein Wechsel auf G 9 die beste Lösung? „Eindeutig ja“, betont er. Viele Aufgaben seien bis dahin zu lösen. „Über eine wird noch nicht gesprochen: Würden alle Schüler der zehnten Klasse ab dem Schuljahr 2019 wieder ein Jahr länger für das Abitur brauchen und im Frühjahr 2022 fertig werden, gäbe es 2021 keine Abiturient­en.“

Die Auswirkung­en für Hochschule­n, Stellen- und Ausbildung­smarkt wären fatal. „Der Wechsel zu G 9 erfordert daher zusätzlich­e finanziell­e Hilfen“, erklärt Brandt, und „das wird teuer.“

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FOTO: RALF MATZERATH Frauke und Ralf Gagaik haben ihrer Tochter Paulina bei der Berufswahl zur Seite gestanden.

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