So lauschig ist die Eisenbahnersiedlung
Das Wohnviertel an der Bahnstrecke in Opladen steht unter EnsembleSchutz.
OPLADEN Die Idylle, die sich hinter den Häusern von Friedrich-Listund Humboldtstraße/RobertKoch-Straße in Opladen verbirgt, ist von den Straßen aus kaum zu vermuten: Hohe Bäume stehen da in parkähnlichen Grünanlagen, Vogel zwitschern, es gibt kleine Spielplätze, Tischtennisplatten und Bänke. Bis 1914 entstand die Eisenbahnersiedlung mit einheitlichem Baustil westlich der Opladener Bahngleise – „im Zuge der Gründung des Reichsbahn-Ausbesserungswer- Manfred Stuka kes“, heißt es in einem städtischen Gutachten. Denn die Gebäude – die als prägend für Opladen betrachtet werden – stehen als Kulturgüter unter besonderem Schutz. Und mit ihnen auch die angrenzenden Häuser.
„Jedes Haus ist anders“, sagt Manfred Stuka vom ImmobilienUnternehmen LEG, das die Gebäude im Jahr 2014 zusammen mit der Gemeinnützigen Eisenbahn-Wohnungsbaugesellschaft (GEWG) gekauft hat. „Die eine Fassade hat mehr, die andere weniger Klinker. Mal gibt es Mittelgesimse, mal nicht. Mal ist das Treppenhaus innenliegend, mal außenliegend.“
Stuka leitet die anstehenden Sanierungsarbeiten in der Siedlung. „Wir müssen für jedes Haus anders planen.“Über drei Häuserblöcke erstrecken sich die rund 450 Wohnungen – von der Campusbrücke bis zur Adalbertstraße. Der älteste Innenhof (zwischen Wilhelm- und Adalbertstraße) stammt Stuka zufolge aus dem Jahr 1903, der jüngste – der direkt hinter den Hochhäu- sern am Anfang der Friedrich-ListStraße beginnt und bis zur Karlstraße reicht – aus dem Jahr 1908. „Sogar die Hochhäuser fallen in den Geltungsbereich des EnsembleSchutzes und müssen farblich mit der Denkmalbehörde abgestimmt werden“, sagt der LEG-Mitarbeiter.
Und die Behörde habe sich für die Farben Rubinrot, Jadeweiß und Schiefergrau entschieden. Das erste hohe Gebäude an der Campusbrücke hat bereits das vorgeschriebene Äußere. „Die übrigen Häuser rund um den Innenhof werden farblich ebenfalls angepasst.“Als erstes müssten jedoch die Balkone der Neubauten an der Friedrich-ListStraße, die aus den 1960ern und 1970ern stammen, instandgesetzt werden. „Der Estrich ist teilweise undicht“, erklärt Stuka. „Die Waschbeton-Brüstungen werden Rubinrot angestrichen.“Ab August würden die Häuser nach und nach saniert. Die Siedlung sei ein wahres Kleinod.
„Der Standort ist klasse“, schwärmt Uwe Steinbach, Leiter der Niederlassung Düsseldorf. „Was die Neue Bahnstadt Opladen leistet, ist toll. Wir stehen regelmäßig in Kontakt.“Denn die Campusbrücke reiche direkt an die Grundstücksfläche der Eisenbahnersiedlung. „Wenn die Brücke fertiggestellt wird, gleichen wir unsere Platzgestaltung an“, kündigt Steinbach an.
Die LEG hatte mit den geplanten Modernisierungen jüngst den Ärger zahlreicher Mieter auf sich gezogen. Denn damit wird zugleich die Warmmiete um ein Drittel bis fast die Hälfte erhöht. Die Kaltmiete steigt in einigen Fällen von 4 Euro auf 6,84 Euro pro Quadratmeter – sie wird also um 71 Prozent teurer.
„Die Mieter bekommen aber auch etwas dafür“, sagt Stuka. „Wir dämmen Dächer und Fassaden, die Dämmung der Kellerdecke wird verstärkt, so dass alles der Energieeinsparverordnung entspricht. Und wir bauen Gegensprechanlagen und neue Eingangstüren ein, wodurch die Häuser sicherer werden.“Im ersten sanierten Hochhaus seien die Arbeiten gut angekommen.
Die besondere Atmosphäre der Eisenbahnersiedlung werde auch bleiben. „Die Bäume stehen ebenfalls unter dem Ensembleschutz“, berichtet Stuka. „Das Strauchwerk allerdings nicht.“
Ein Video gibt es im Internet unter www.rp-online.de/leverkusen
„Die eine Fassade hat mehr, die andere weniger Klinker“ LEG-Mitarbeiter