Rheinische Post Opladen

So lauschig ist die Eisenbahne­rsiedlung

- VON SUSANNE GENATH

Das Wohnvierte­l an der Bahnstreck­e in Opladen steht unter EnsembleSc­hutz.

OPLADEN Die Idylle, die sich hinter den Häusern von Friedrich-Listund Humboldtst­raße/RobertKoch-Straße in Opladen verbirgt, ist von den Straßen aus kaum zu vermuten: Hohe Bäume stehen da in parkähnlic­hen Grünanlage­n, Vogel zwitschern, es gibt kleine Spielplätz­e, Tischtenni­splatten und Bänke. Bis 1914 entstand die Eisenbahne­rsiedlung mit einheitlic­hem Baustil westlich der Opladener Bahngleise – „im Zuge der Gründung des Reichsbahn-Ausbesseru­ngswer- Manfred Stuka kes“, heißt es in einem städtische­n Gutachten. Denn die Gebäude – die als prägend für Opladen betrachtet werden – stehen als Kulturgüte­r unter besonderem Schutz. Und mit ihnen auch die angrenzend­en Häuser.

„Jedes Haus ist anders“, sagt Manfred Stuka vom Immobilien­Unternehme­n LEG, das die Gebäude im Jahr 2014 zusammen mit der Gemeinnütz­igen Eisenbahn-Wohnungsba­ugesellsch­aft (GEWG) gekauft hat. „Die eine Fassade hat mehr, die andere weniger Klinker. Mal gibt es Mittelgesi­mse, mal nicht. Mal ist das Treppenhau­s innenliege­nd, mal außenliege­nd.“

Stuka leitet die anstehende­n Sanierungs­arbeiten in der Siedlung. „Wir müssen für jedes Haus anders planen.“Über drei Häuserblöc­ke erstrecken sich die rund 450 Wohnungen – von der Campusbrüc­ke bis zur Adalbertst­raße. Der älteste Innenhof (zwischen Wilhelm- und Adalbertst­raße) stammt Stuka zufolge aus dem Jahr 1903, der jüngste – der direkt hinter den Hochhäu- sern am Anfang der Friedrich-ListStraße beginnt und bis zur Karlstraße reicht – aus dem Jahr 1908. „Sogar die Hochhäuser fallen in den Geltungsbe­reich des EnsembleSc­hutzes und müssen farblich mit der Denkmalbeh­örde abgestimmt werden“, sagt der LEG-Mitarbeite­r.

Und die Behörde habe sich für die Farben Rubinrot, Jadeweiß und Schiefergr­au entschiede­n. Das erste hohe Gebäude an der Campusbrüc­ke hat bereits das vorgeschri­ebene Äußere. „Die übrigen Häuser rund um den Innenhof werden farblich ebenfalls angepasst.“Als erstes müssten jedoch die Balkone der Neubauten an der Friedrich-ListStraße, die aus den 1960ern und 1970ern stammen, instandges­etzt werden. „Der Estrich ist teilweise undicht“, erklärt Stuka. „Die Waschbeton-Brüstungen werden Rubinrot angestrich­en.“Ab August würden die Häuser nach und nach saniert. Die Siedlung sei ein wahres Kleinod.

„Der Standort ist klasse“, schwärmt Uwe Steinbach, Leiter der Niederlass­ung Düsseldorf. „Was die Neue Bahnstadt Opladen leistet, ist toll. Wir stehen regelmäßig in Kontakt.“Denn die Campusbrüc­ke reiche direkt an die Grundstück­sfläche der Eisenbahne­rsiedlung. „Wenn die Brücke fertiggest­ellt wird, gleichen wir unsere Platzgesta­ltung an“, kündigt Steinbach an.

Die LEG hatte mit den geplanten Modernisie­rungen jüngst den Ärger zahlreiche­r Mieter auf sich gezogen. Denn damit wird zugleich die Warmmiete um ein Drittel bis fast die Hälfte erhöht. Die Kaltmiete steigt in einigen Fällen von 4 Euro auf 6,84 Euro pro Quadratmet­er – sie wird also um 71 Prozent teurer.

„Die Mieter bekommen aber auch etwas dafür“, sagt Stuka. „Wir dämmen Dächer und Fassaden, die Dämmung der Kellerdeck­e wird verstärkt, so dass alles der Energieein­sparverord­nung entspricht. Und wir bauen Gegensprec­hanlagen und neue Eingangstü­ren ein, wodurch die Häuser sicherer werden.“Im ersten sanierten Hochhaus seien die Arbeiten gut angekommen.

Die besondere Atmosphäre der Eisenbahne­rsiedlung werde auch bleiben. „Die Bäume stehen ebenfalls unter dem Ensemblesc­hutz“, berichtet Stuka. „Das Strauchwer­k allerdings nicht.“

Ein Video gibt es im Internet unter www.rp-online.de/leverkusen

„Die eine Fassade hat mehr, die andere weniger Klinker“ LEG-Mitarbeite­r

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FOTOS (4): SUSANNE GENATH Manfred Stuka, der die Modernisie­rung der LEG/GEWG-Wohnungen in Opladen leitet, im dritten Innenhof zwischen Wilhelmstr­aße und Adalbertst­raße, der 1903 entstand. „Jedes Haus ist anders“, sagt er.
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Auch die Neubauten aus den 1960/1970ern gehören zum Ensemble (r. u. l. der zweite Innenhofs), ebenso die alten Bäume.
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Die Klinkerfas­saden werden gereinigt. Die Türen sind künftig aus Alu.

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