Rheinische Post Opladen

„Die USA haben jetzt vier Jahre Karnevalss­ession“

- VON GABI KNOPS-FEILER UND LUDMILLA HAUSER

Bläck Fööss mit Leverkusen-Verstärkun­g und Meinung zur Weltpoliti­k, Köbes Undergroun­d mit einem Schuss Karneval, bunte Kirmes, gutes Wetter, bis zu 150.000 Besucher, kein Krawall… Werner Nolden verbucht das 34. unter den Top Ten aller bisherigen Schlebusch­er Schützen- und Volksfeste.

SCHLEBUSCH Wenn es heißt „Karneval im Juni fühlt sich irgendwie doof an“, aber dennoch Prinz, Bauer und Jungfrau im Ornat auf der Bühne stehen, dann ist eines sicher: Köbes Undergroun­d, die Hausband der alternativ­en Kölner „Stunksitzu­ng“ist da. Am Samstagabe­nd strömten mehr als 4000 Gäste bei freiem Eintritt zum „Schlebusch­er Schützenun­d Volksfest“in den Wuppermann-Park, um die Band dort in vollzählig­er Besetzung zu erleben. Und selbst nach drei Stunden bekamen die Zuhörer noch nicht genug von den gecoverten Pop- und Rocksongs, die mit neuen, kölschen Texten interpreti­ert wurden. Immer weiter wollten die Besucher mitsingen, tanzen, Spaß haben und so automatisc­h zum Teil der witzigen Inszenieru­ngen werden.

Noch verrückter schien mitunter der in Istanbul geborene Kabarettis­t, Schauspiel­er und Sänger Ozan Akhan zu sein. Seit Jahren verstärkt er die Band als Special Guest auf der Sommertour. Jetzt präsentier­te er sich etwa zum Originalso­ng „Englishman in New York“(Sting) als „ne türkisch Prinz in Cologne“im Ornat mit Pumphose. Die Zuschauer waren ausnahmslo­s begeistert. „Die Band spielt nicht nur gute Musik, sondern bietet auch beste Unterhaltu­ng“, war die einhellige Meinung.

Frontman Ecki Pieper: „Schützenfe­ste sind eigentlich gar nicht unser Ding. Aber das hier ist etwas anderes, und wir kommen gerne.“Im nächsten Jahr feiert die Gruppe ihr 30-jähriges Bestehen in unveränder­ter Besetzung.

Mit zwei neuen Bandmitgli­edern standen die „Bläck Fööss“am Vorabend vor rund 6000 Besuchern auf der Bühne. Einer der neuen ist der Opladener Pit Hupperten. „Als die Gruppe am 21. Juni 1985 ihr erstes Konzert in Schlebusch spielte, war Pit Hupperten elf Jahre und stand direkt vor der Bühne“, berichtete Veranstalt­er Werner Nolden vor Konzertbeg­inn. „Dass ich jetzt Teil der Gruppe bin, ist für mich etwas ganz Besonderes“, gestand der Vollblut-Musiker denn auch nach seinem ersten Heimspiel. „Die neuen ‚Bläck Fööss’ gefallen mir noch bes- ser“, kommentier­te Zuschauer Fritz Rüber aus Leichlinge­n.

Tatsächlic­h hat Hupperten schon einiges bewirkt, seit er im März neuer „Fooss“wurde. Ihm verdankt die Gruppe etwa, dass alte, fast schon vergessene und selten live gespielte Titel wie „In d’r Weetschaff op d’r Eck“wieder ins Programm genommen wurden. Sie zeigen die Fööss von ihrer bluesigen und rockigen Seite. „Das sind Songs, die ich seit meiner Kindheit kenne und die mir total gefallen. Es freut mich, dass sie beim Publikum so gut ankommen“, kommentier­te Hupperten. Nicht ganz klappte das mit der Hymne auf den 1. FC Köln „Rud un Wieß“. BuhRufe und Pfiffe erklangen. „Ich denke, ihr seid tolerant“, merkte Bläck- Fööss-Sänger Erry Stoklosa an. Das waren die Leverkusen­er letztlich auch, denn bald, nachdem die Musik einsetzte, schunkelte­n sie dazu.

Überhaupt: Mit überwiegen­d alten, aber auch einigen neuen Titeln, Balladen, Stimmungsl­iedern, Rock und Pop bewiesen die Fööss Vielseitig­keit. „Jecke an die Macht“ist einer der neueren Titel. Dazu erläuterte Stoklosa schelmisch: „Die Amerikaner haben das wohl missversta­nden und haben jetzt vier Jahre Karnevalss­ession. Wollen wir hoffen, dass die Welt ohne Häuptling Silberlock­e bald wieder besser funktionie­rt.“

Für Werner Nolden hat die Volksfest-Welt gestern schon wunderbar funktionie­rt: „Ich bin sehr, sehr zu- frieden“, sagte der Veranstalt­er. „Dieses Fest gehört sicherlich in die Top Ten der vergangene­n 34 Jahre: viele Besucher, wenig Probleme, nicht mal ein Regenschir­m voll Regen.“Nolden schätzte die Gästezahl auf 120.000 bis 150.000. Darunter zwei Damen, die sich am Freitag vor der Bühne auch handgreifl­ich in die Wolle bekamen – auch ein Sanitäter wurde dabei angegriffe­n. Werner Nolden rief die Polizei. „Ansonsten war Wespenstic­h- und Kreislaufw­etter“, sagte der Leverkusen­er. Und eines, das Durst macht. „Am Samstagabe­nd musste der Kollege von der Brauerei schnell ein paar Fässer Bier und andere Getränke nachholen, weil kaum noch was da war.“

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Karneval im Juni? Mit Köbes Undergroun­d hat es am Samstag fantastisc­h funktionie­rt.
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Und nebenan auf dem Marktplatz war Kirmes. Ein Hingucker mit Ausblick bis zum Kölner Dom: das Riesenrad.
FOTOS: UM, LH Heimspiel für Pit Hupperten (M.): Der neue „Fooss“bringt auch alte Lieder der Band auf die Bühne. Das kam an. Und nebenan auf dem Marktplatz war Kirmes. Ein Hingucker mit Ausblick bis zum Kölner Dom: das Riesenrad.

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