Rheinische Post Opladen

Landrat drückt bei Wupperbrüc­ke aufs Tempo und hofft auf schnelles Gutachten

Im Interview rät Tebroke allen Bürgern dringend, die Absperrung zu beherzigen.

- VON PETER CLEMENT

Herr Dr. Tebroke: In Woche eins nach der Brückenspe­rrung ist immer noch zu beobachten, dass Leute die Absperrung­en umgehen. Alle warnen, das sei gefährlich. Inwieweit ist die Sorge begründet, dass die Wupperbrüc­ke zusammenbr­icht?

TEBROKE Es ist seit längerer Zeit bekannt, dass die Brücke schadhaft ist. Daher wurden die turnusmäßi­gen Überprüfun­gen intensivie­rt. Bislang hatten die Gutachter prognostiz­iert, dass die Brücke den Belastunge­n noch fünf bis acht Jahre standhält. Aufgrund der nunmehr vorgefunde­nen größeren Schäden und des seinerzeit verbauten Materials besteht tatsächlic­h die Möglichkei­t, dass die Brücke von jetzt auf gleich einbricht. Ich kann verstehen, dass dies an manchen Stellen für Unverständ­nis sorgt, zumal bis vor kurzem noch Fahrzeuge bis 16 Tonnen über die Brücke fahren durften. Man darf sich das Schadensbi­ld aber nicht so vorstellen, dass sich vorhandene Risse langsam weiter ausbreiten oder verbreiter­n; vielmehr kann nach derzeitige­m Kenntnisst­and je nach weiterer Belastung die gesamte Tragfähigk­eit nicht gewährleis­tet werden. Deswegen erfolgt die jetzige Sperrung, um genau untersuche­n zu können, welche Belastunge­n noch möglich sind. Über die Ergebnisse werden wir laufend informiere­n. Bis dahin kann den Bürgern im Interesse ihrer eigenen Sicherheit nur dringend geraten werden, die Sperrung zu beherzigen.

Die Gutachter haben davon gesprochen, dass sie 6-8 Wochen für eine intensive Prüfung des Bauwerks benötigen. Das ist die Haupt-Erdbeerzei­t und damit eine kritische Phase für die Leichlinge­r Obstbauern, die insbesonde­re auch von ihrer Solinger Kundschaft leben. Sehen Sie eine Chance für ein engeres Zeitfenste­r?

TEBROKE Mir ist bewusst, dass die Sperrung für die Obstbauern und die anderen Unternehme­n, die auf die Brücke angewiesen sind, ein echtes Problem darstellt. Gemeinsam mit dem Städten Leichlinge­n und Solingen sind wir bestrebt, die Nachteile so gering wie möglich zu halten. Leider waren wir aus den genannten Gründen gezwungen, die Brücke unmittelba­r nach Bekanntwer­den der jüngsten Prüfergebn­isse zu sperren. Es tut mir leid, dass die Sperrung nun gerade in die Hochsaison der Erdbeerbau­ern fällt; hierauf hatten wir jedoch keinen Einfluss. Der Kreis hat gemeinsam mit der Stadt Solingen im engen Austausch mit den Gutachtern darauf hingewirkt, dass die Untersuchu­ngen mit höchster Priorität durchgefüh­rt werden. Derzeit wird mit Hochdruck an den Vorbereitu­ngen für die ausführlic­hen Belastungs­tests gearbeitet. Ich hoffe, dass die Gutachter schneller fertig werden. Darüber hinaus sind Umleitunge­n ausgeschil­dert, und der ÖPNV ist sichergest­ellt. Nähere Informatio­nen zu der Baumaßnahm­e werden auf Infotafeln und im Internet zur Verfügung gestellt.

Auch wenn es sich in ganz anderen Dimensione­n abspielt – die dramatisch­en Verschärfu­ngen von Schäden innerhalb kürzester Zeit lassen sich durchaus mit Leverkusen­s Rheinbrück­en-Problemati­k vergleiche­n. Ist zu befürchten, dass es bald auch an diversen anderen Stellen des Kreises Sperrungen geben wird?

TEBROKE Hier kann ich natürlich nur für diejenigen Brücken sprechen, für die der Kreis zuständig ist. Zusammen mit der Wupperbrüc­ke sind dies fünf Brücken – wenn man kleinere, technisch einfachere und demzufolge wenig anfällige Bauwerke außer Betracht lässt. Für die vier anderen Brücken kann ich diese Befürchtun­g ausdrückli­ch verneinen. In den vergangene­n Jahren haben wir diese Brücken bereits erneuert; die letzte Maßnahme dieser Art ist die Aggerbrück­e der K 37 in Vilkerath. Die Planungen sind in Abstimmung mit der Stadt Overath und den Anwohnern erfolgt und nahezu fertig; Baubeginn ist im kommenden Jahr.

Was halten Sie von dem Vorschlag aus Solingen, eine Behelfsbrü­cke zu installier­en?

TEBROKE Die Behelfsbrü­cke ist seit langem ein gemeinsame­s Vorhaben. Der Rheinisch-Bergische Kreis ist zusammen mit der Stadt Solingen für die Wupperbrüc­ke zuständig. Schon seit Beginn der Planungen für einen Neubau herrschte Einigkeit, dass für die Dauer der Bauzeit eine Behelfsbrü­cke installier­t wird. Daher wurden auch schon vor Bekanntwer­den der neuen Schäden die entspreche­nden Planungen vorangetri­eben und Fördermitt­elanträge vorbereite­t. Dadurch sind wir nunmehr in der Lage, den Bau der Behelfsbrü­cke vorzuziehe­n. Sie soll im März kommenden Jahres fertiggest­ellt sein. Auch hier werden wir alles unternehme­n, damit es vielleicht noch etwas schneller vorangeht.

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FOTO:UM Will Bau der Behelfsbrü­cke vorziehen: Landrat Hermann-Josef Tebroke.

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