Rheinische Post Opladen

Schüler-Ausflug ins Jahr 1913: 25 Minuten Zeit für ein Bad

- VON TOBIAS BRÜCKER

LEVERKUSEN Viele Menschen verspüren beim Gang in den Keller ein beklemmend­es Gefühl. Es ist irgendwie unbehaglic­h da unten. Wenn man als Viertkläss­ler aber den bisher unbekannte­n Keller der eigenen Schule inspiziert, ist die Aufregung groß. Und für den Anfang einer Reise in die Vergangenh­eit ist dieser Ort genau der richtige. Die 4b der Gemeinscha­ftsgrundsc­hule (GGS) Dönhoffstr­aße machte sich jetzt auf eine Zeitreise, die sie vom alten Badehaus anno 1913 ihrer Schule zum Stadtarchi­v brachte. Organisier­t wurde die Aktion von KulturStad­tLev im Rahmen der „Kulturstro­lche“.

Im untersten Stockwerk der Schule an der Dönhoffstr­aße kriechen Rohre an der Decke entlang. Sofort fällt der Blick auf eine Magd am Telefon. In alten Gewändern sitzt sie auf einem abgenutzte­n Tisch. Es scheint ums Baden in den alten Mauern zu gehen. Aber wie passt das zusammen? Die Gruppe möchte es herausfind­en, zieht mit der Geheimnisv­ollen in den nächsten Raum.

Dort gibt es hölzerne Kabinen, rund zehn an der Zahl. Darin untergebra­cht: eine Badewanne, neben der eine kleine Bank angebracht ist. An der Kabinenwan­d hängt ein klei- ner, oft leicht kaputter Spiegel. Es handelt sich dabei um ein Badehaus, in dem sich Menschen wuschen. 25 Minuten hatten die Leute Zeit, circa zehn Pfennig kostete ein Bad. „Man kann sich kaum vorstellen, dass Menschen bis in die 1970er hier badeten“, sagt Anke Holgersson von der KulturStad­tLev. Sie leitet den Schüleraus­flug, der gerade erst anfängt. Die „Kulturstro­lche“erkunden geschichtl­ich ihre Umgebung, gehen in Theater, besuchen öffentlich­e Einrichtun­gen. „Ich finde dieses Angebot toll. So können auch Kinder aus benachteil­igten Familien Kultur erleben“, sagt Klassenleh­rerin Dagmar Regener – ehe der ganze Tross in einen Bus steigt, der die Gruppe in der Zeit weiter zurück- bringen soll.

In Wirklichke­it geht es nach Opladen, zum Stadtarchi­v. Dort, im mit großen, bunten Fenstern versehenen Rhein-Wupper-Saal, beginnt eine Rallye, die sich rund um die Geschichte der Schule in Wiesdorf dreht und durch das Allerheili­gste des Archivs führt. Personen haben hier zumeist keinen Zutritt.

Holgersson lächelt. Zur GGS Dönhoffstr­aße gesellt sich seit kurzem die GGS Herderstra­ße. Das sind die zwei Grundschul­en, die zu den „Kulturstro­lchen“gehören.

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FOTO: KULTURSTAD­T Die Badediener­in empfing die Kinder im Keller.

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