Rheinische Post Opladen

Mit den Streetwork­ern zurück ins Leben

Sarah Schmitt und Christian Vallo helfen jungen Erwachsene­n, die ohne Unterstütz­ung auf der Straße landen würden.

- VON CRISTINA SEGOVIA-BUENDÍA

LEVERKUSEN „Eigentlich arbeiten wir, damit es uns nicht gibt“, sagt Christian Vallo (41) ganz beiläufig im Gespräch. Er ist einer von insgesamt zwei Streetwork­ern der Stadt. Mit seiner Kollegin Sarah Schmitt (36) kümmert er sich um Beratung und Betreuung junger Erwachsene­r, die – aus welchen Gründen auch immer – aus der Obdachlosi­gkeit kommen oder akut davon bedroht sind. Unter anderem sind sie für ein Wohnprojek­t in Schlebusch zuständig, wo zeitgleich bis zu sechs junge Erwachsene ab 18 Jahren für einige Monate wohnen können, bis sie selbst auf eigenen Beinen stehen.

„In der Regel bleiben unsere Klienten zwischen sieben und 15 Monate bei uns“, verrät Schmitt. In dieser Zeit werden die jungen Männer und Frauen von den Sozialarbe­itern begleitet und aufs Leben vorbereite­t: „Wir klären mit ihnen, wie sie ihren Lebensunte­rhalt finanziere­n können.“Im Wohnprojek­t muss für das Zimmer eine kleine Nutzungsge­bühr gezahlt werden. Regeln müssen eingehalte­n werden. Ein erster Schritt in die Selbststän- digkeit. „Für ihren Lebensunte­rhalt sind sie komplett selbst zuständig“, berichtet die Streetwork­erin. Manche gingen noch zur Schule oder befänden sich in einer Ausbildung, andere seien arbeitslos oder nähmen an einer Maßnahme des Jobcenters teil.

Die Aufgabe der Sozialarbe­iter ist es hier, ihre Klienten Stück für Stück auf das selbststän­dige Leben vorzuberei­ten. Lektionen, die Jugendli- che eigentlich von den Eltern zu Hause lernen. Doch nicht jedes Kind hat dieses Glück.

Ihre Klienten, sind sich die beiden Streetwork­er einig, hätten nach ihrer Zeit im Wohnprojek­t eine faire Chance verdient. Doch eine Wohnung zu finden, sei nicht nur wegen des angespannt­en Marktes ein Problem. Junge Leute – ohne eigenes Einkommen, mit Unterstütz­ung vom Staat – erhielten nur selten einen Mietvertra­g. „Wir unterstütz­en unsere Klienten dabei, aber anrufen müssen sie schon selbst“, sagt Sarah Schmitt.

Mit einer Aktion heute in der Wiesdorfer Fußgängerz­one, von 9 bis 14 Uhr, wollen sie gezielt Vermieter ansprechen, um über ihre Arbeit zu berichten und Vorurteile abzubauen. Denn unter ihren Klienten, sagen beide voller Stolz, gebe es auch viele Erfolgsges­chichten. Vallo: „Dafür muss man ihnen nur eine Chance geben.“

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FOTO: STADT Streetwork­er Sarah Schmitt und Christian Vallo sind die Ansprechpa­rtner für junge Erwachsene mit Schwierigk­eiten in Leverkusen.

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