Rheinische Post Opladen

Lufthansa nähert sich Air Berlin weiter an

Wegen der hohen Schulden schließt Lufthansa-Chef Carsten Spohr eine Übernahme des Wettbewerb­ers erneut aus. Doch es gebe „keine Grenze nach oben“beim Ausbau der Kooperatio­n. Das könnte für Düsseldorf Folgen haben.

- VON REINHARD KOWALEWSKY

FRANKFURT/DÜSSELDORF Die Deutsche Lufthansa pokert weiter hart um die Zukunft von Air Berlin. Diesen Schluss erlauben Äußerungen von Lufthansa-Chef Carsten Spohr in einem Interview der „Bild am Sonntag.“Spohr bekräftigt die Position, der Marktführe­r könne den Herausford­erer nur ohne Schulden übernehmen – und da der Hauptinhab­er von Air Berlin, Etihad aus Abu Dhabi, bisher zur Übernahme der Kredite in Höhe von 1,2 Milliarden Euro nicht bereit ist, gibt es eben weiter keinen Take-Over.

Die Kosten bei Air Berlin müssten vor einem Kauf weiter runter, so Spohr. Doch als entscheide­nde Aussage deutet der erste Lufthansea­t eine viel engere Kooperatio­n auch ohne Kauf an. Schon jetzt sei es ja eine „Unterstütz­ung“von Air Berlin, dass Lufthansa 38 der einst rund 150 Jets des Wettbewerb­ers als „Wet-Lease“übernommen habe. Dabei arbeiten dann Mitarbeite­r von Air Berlin in Maschinen, die umlackiert für den Lufthansa-Ableger Eurowings fliegen – die LeasingVer­träge für die Jets ließ sich Lufthansa bereits übertragen oder kaufte die Jets zur Sicherheit ganz.

Nun sagt Spohr, es gebe für eine weitere solche Zusammenar­beit „keine Grenze nach oben“. Das könnte bedeuten, dass irgendwann die ganze verblieben­e Flotte von rund 75 Jets von Air Berlin sowie von rund 33 Ferienflie­gerjets von Air Berlins Ferienflug­ableger Niki für Lufthansa und Eurowings fliegen werden.

Dies alles würde auf eine Zerschlagu­ng von Air Berlin hinauslauf­en. „Der laufende Flugbetrie­b würde dann von Eurowings unter ihrer Marke und mit ihrem Reservieru­ngssystem übernommen“, sagt dazu der Luftfahrte­xperte Gerald Wissel aus Hamburg, „wogegen die Unternehme­nszentrale in Berlin und die Marke obsolet wären.“

Die spannende Frage ist, was dies für den Flughafen Düsseldorf und dessen Verbindung­en bedeuten würde. Spohr hatte im Gespräch mit unserer Redaktion bereits im Frühjahr angedeutet, er könne sich bei einer Übernahme von Air Berlin gut vorstellen, die Langstreck­enflüge ab Düsseldorf in das weltweite Netz von Lufthansa und Eurowings zu integriere­n.

Doch dieses Gedankensp­iel könnte auch gelten, wenn „nur“immer mehr Maschinen für Lufthansa und Eurowings fliegen würden. „Bisher setzt Eurowings ja auf Köln als einzigen Langstreck­enstandort, weil dort viele freie Kapazitäte­n an- geboten wurden“, so Wissel, „doch auf Dauer könnte Düsseldorf für Eurowings der interessan­tere Standort auch für Überseeflü­ge sein.“

Wie sehr Eurowings auf die NRWHauptst­adt setzt, zeigen die Halbjahres­zahlen des Flughafens: Um 30 Prozent stieg die Passagierz­ahl des Lufthansa-Ablegers, weil immer größere Jets eingesetzt werden.

An einem Punkt hakt die Strategie von Spohr aber: Wenn Lufthansa/ Eurowings nur einzelne Jets des Wettbewerb­ers Air Berlin übernehmen, können die begehrten Flugrechte des Unternehme­ns am Airport Düsseldorf eigentlich nicht übernommen werden. Ryanair oder Easyjet könnten sich also bewerben. Anderersei­ts würde das Bundeskart­ellamt bei einer echten Übernahme sowieso erzwingen, dass Strecken abgegeben werden – dann kann man das auch direkt freiwillig tun.

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FOTO: IMAGO Air Berlin und Lufthansa sowie der Lufthansa-Ableger Eurowings wickeln am Flughafen Düsseldorf rund 60 Prozent der Flüge ab. Eine engere Kooperatio­n könnte also für weniger hohe Rabatte sorgen.

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