Mit Löws 100. Sieg ins Halbfinale
Deutschland steht nach einem 3:1 gegen Kamerun unter den besten vier des Confed-Cups. Nächster Gegner ist Mexiko.
SOTSCHI (dpa) Joachim Löw klatschte auf dem Rasen in Olympiastadion von Sotschi jeden seiner jungen Spieler ab und bedankte sich für den Jubiläumssieg. Der 100. Erfolg als Bundestrainer wurde von seinem blutjungen Perspektivteam mit dem Gruppensieg beim Confed Cup veredelt. Nach dem 3:1 (0:0) gegen den ausgeschiedenen Afrikameister Kamerun trifft der Fußball-Weltmeister im Halbfinale am Donnerstag wiederum in Sotschi auf Mexiko. Ein strapaziöser Umzug bleibt dem DFB-Team damit erspart.
Turnier-Neuling Kerem Demirbay (48.) und zweimal Timo Werner (66. und 81.) erzielten vor 30.230 Zuschauern im 150. Länderspiel in der Amtszeit von Löw die Tore. Kamerun kam nur noch durch Vincent Aboubakar zum zwischenzeitlichen Anschlusstreffer (78.). Für eine Peinlichkeit sorgte indes der kolumbianische Schiedsrichter Wilmar Roldán, der nach einem Videobeweis zunächst dem falschen Kameruner Spieler wegen groben Foulspiels die Rote Karte zeigte. Erst nach erneuter Intervention des Video-Assistenten wurde Ernest Mabouka und nicht Sebastien Siani des Feldes verwiesen.
Mit dem Halbfinaleinzug ist das Experiment des Bundestrainers, ohne fast alle Weltmeister in Russland anzutreten, bereits aufgegangen. Auch der Titelgewinn ist absolut möglich, zumal da Mitfavorit Chile beim 1:1 gegen Australien Schwächen offenbarte.
„Die Leistungssteigerung im zweiten Durchgang war auch notwendig. Die erste Halbzeit war kein gutes Spiel von uns. Wir hatten dann das frühe Tor auf unserer Seite, das vieles leichter gemacht hat“, sagte Kapitän Julian Draxler und ergänzte mit Blick auf den Gruppensieg: „Ein Tag mehr Pause ist gut für uns, und auch dass wir den Reisestress nach Kasan nicht haben, ist ein Vorteil.“
So richtig zufrieden konnte auch Löw erst in der zweiten Halbzeit sein, weil die ersten 45 Minuten noch eine zähe Angelegenheit waren. Dabei löste Demirbay mit einem satten 16-Meter-Schuss in den Winkel den Knoten im deutschen Spiel, nachdem er durch eine wunderbare Hacken-Vorlage von Draxler in Szene gesetzt worden war. Zuvor hatte Demirbay bis zu seinem Tor noch unglücklich agiert und oftmals wie ein Fremdkörper gewirkt. Mit dem Tor löste der Mann mit der Nummer zehn aber die Verkrampfung im deutschen Spiel.
Und auch Werner, der ebenfalls neu ins Team gerückt war, kam zu seinen ersten Turniertoren. Unmittelbar nach der Verwirrung um die Rote Karte traf der Leipziger per Kopf nach Flanke von Joshua Kimmich zum 2:0. In der Schlussphase beseitigte der Stürmer zudem nach Zuspiel des Leverkuseners Benja- min Henrichs letzte Zweifel am Weiterkommen.
Es werde kein Selbstläufer, hatte Löw im Vorfeld gewarnt und zunächst auch Recht behalten. Insbesondere im ersten Durchgang blieb im Offensivspiel vieles Stückwerk. Die auf vier Positionen veränderte DFB-Auswahl offenbarte einige Abstimmungsprobleme und Ungenauigkeit im Spielaufbau. Die Defensive um den umsichtigen Abwehrchef Niklas Süle hatte indes weitaus weniger Probleme zu be- wältigen als noch im zweiten Gruppenspiel gegen Chile (1:1).
Neben Demirbay hatte Löw erstmals beim Confed-Cup auch Marvin Plattenhardt das Vertrauen geschenkt. Und Löw nutzte das letzte Gruppenspiel, um auch Henrichs und Amin Younes im zweiten Durchgang zu einem Turnier-Einsatz zu verhelfen. Damit sind alle Feldspieler des deutschen Teams bereits zum Einsatz gekommen, nur Torwart Kevin Trapp durfte in Russland noch nicht spielen.