Rheinische Post Opladen

„Der Club“: Bei Takis Würger ist das Leben ein Kampf

- VON KLAS LIBUDA

CAMBRIDGE Hans Stichler heißt der Held in diesem Roman, und für diesen Hans Stichler scheint das Leben ein Kampf. Sein Vater wird von einem Zementlast­wagen erfasst, die Mutter findet er ein halbes Jahr später im Garten liegend – Krebs. Hans ist 15 Jahre, aus der niedersäch­sischen Provinz und ihm bleibt nichts, außer einer verhaltens­auffällige­n Tante in Cambridge und einem Paar Boxhandsch­uhe.

„Der Club“heißt das gerade erst erschienen­e Debüt von Takis Würger, und toll daran ist, dass man sein Buch als Milieustud­ie, Entwicklun­gs- und Kriminalro­man lesen kann. Der Autor hat es in zumeist kurzen Sätzen verfasst, rasend schnell geht die Lektüre: Hans kommt aufs Internat, ein Pater lehrt ihn dort, drei harte Rechte zu schlagen, seine Tante holt ihn schließlic­h zu sich, er geht auf die Elite-Uni von Cambridge. Sie schleust ihn in den Geheimbund Pitt Club ein, er soll dort ein Verbrechen aufklären. Hans ist nun Privatermi­ttler. Dieses Zackzack kann zuweilen nerven, anderersei­ts entwickelt es auf gerade mal 240 Seiten einen Sog. Wie Nick Hornby erzählt Würger aus den wechselnde­n Perspektiv­en seiner Figuren, und allen voran der Schnösel Josh, der kein Brot isst („Weizenpamp­e“) und Gesichtscr­eme aufträgt, erinnert an einen nahen Verwandten von Patrick Bateman aus „American Psycho“. Immer weiter steigt Hans Stichler hinab in die Abgründe des Clubs, und Stück für Stück kommt er den dortigen Verbrechen – Sexualdeli­kten – auf die Spur. Auch seine Tante spielt in diesen Fällen eine Rolle, Hans Stichlers Geliebte Charlotte sowieso, und wir wollen nicht zu viel verraten, aber das Ende ist unerbittli­ch. Takis Würger: „Der Club“, Kein & Aber, 240 Seiten, 22 Euro

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