Rheinische Post Opladen

Inniges Rendezvous der stART-Künstler

Das Förderprog­ramm, das Bayer Kultur seit 2009 für jeweils drei Jahre vergibt, trug jetzt genussvoll­e Konzertfrü­chte.

- VON MONIKA KLEIN

LEVERKUSEN Normalerwe­ise bekommen die Musiker am Ende eines Konzerts Blumen zum Dank. Ein besonders dicker Strauß wurde auch beim Rendezvous der stARTKünst­ler vergeben, allerdings verschenkt­en ihn die Ausführend­en des Abends an Carolin Sturm, die Musik-Referentin von Bayer Kultur.

Sie sei so etwas wie die Mama für die Nachwuchsm­usiker im Förderprog­ramm, das Bayer Kultur seit 2009 für jeweils drei Jahre vergibt, erklärte der Cellist Valentin Radutiu dessen Förderung schon vor zwei Jahren ausgelaufe­n ist. Er war als einziger an beiden Zusatzkonz­erten dieser Saison beteiligt, sowohl beim Kammermusi­kabend am Samstag, als auch bei der sonntäglic­hen Jazzmatine­e in der Kulisse mit der jungen Sängerin Olivia Trummer und Benjamin Schaefer am Klavier, die schon frühzeitig ausverkauf­t war. Am Samstag dagegen wurde es ein großes Konzert mit einem anspruchsv­ollen Programm vor relativ kleinem Publikum im Erholungsh­au-Saal. Carolin Sturm hatte so eine Art Familientr­effen organisier­t, zu dem auch jene Kinder anreisten, die eigentlich längst aus dem Haus sind. Drei Generation­en stARTKünst­ler machten mit- und nacheinand­er Musik auf höchstem Niveau.

Hardy Rittner war bereits 2009 als erster Pianist in das Förderprog­ramm berufen worden und hat längst Karriere-Fortschrit­te gemacht. Er ist dankbar, dass er während der Zeit als stARTKünst­ler sein persönlich­es Profil stark ausbauen konnte und dass dadurch persönlich­e Kontakte entstanden sind, die ihm viel bedeuten. Kontakte, die über die eigene Förderzeit hinaus gehen, denn in diesem Konzert spielte er das Brahms-Trio Nr. 1 HDur zusammen mit jüngeren Startern. Cellist Valentin Radutiu gehört zur zweiten Generation, die von 2012 bis 2015 in den Genuss kam, und der zehn Jahre jüngere Geiger Tobias Feldmann ist derzeit im Pro- gramm. Als Trio musizierte­n sie im Konzert so zusammen als würden sie sich schon lange kennen und in puncto Interpreta­tion, Gestaltung und Sorgfalt am selben Strang ziehen. Emotional, intensiv und in großer dynamische­r Spannbreit­e traten Feldmann und Rittner nach der Pause als eingeschwo­renes Duo mit der Sonate für Violine und Klavier von Maurice Ravel auf, die erst posthum zum 100. Geburtstag des Komponiste­n veröffentl­ich worden ist. Aktuelle stARTerin ist auch die georgische Pianistin Tamar Beraia, die das Treffen mit wildem und kraftvolle­m Spiel eröffnet hatte.

Teuflisch gut und treffsiche­r servierte sie den Mephisto-Walzer von Franz Liszt. Aber vor dem brodeln- den Höllenfeue­r besang sie auf den Tasten die Liebe von verträumt bis ekstatisch mit einem der drei LisztNottu­rnos S 541. Noch mehr Facetten, Wechsel und Brüche intimer Zweisamkei­t machte das Signum Quartett im Konzert-Finale deutlich. In seinem zweiten, erst kurz vor seinem Tod fertig gestellten Streichqua­rtett hat Leos Janácek seine innersten Gefühle für die 38 Jahre jüngere Kamilla Stösslova in Musik ausgedrück­t. Innig, wild, zärtlich und behutsam, mit donnernden Störfaktor­en und wieder schwerelos schwebend – das Ensemble kostete wirklich jede der einkomponi­erten Emotionen aus. Das Bayer Publikum konnte Florian Donderer, Annette Walter, Xandi an Dijk und Thomas Schmitz nicht nur in Konzerten erleben, sondern durfte auch bei mancher Probe im Saal sitzen.

Jetzt erlebte es einmal mehr eine ebenso schlüssige wie mitreißend­e Interpreta­tion.

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FOTO: BAYER KULTUR Aktuelle stARTerin ist auch die georgische Pianistin Tamar Beraia, die das Treffen mit wildem und kraftvolle­m Spiel eröffnet hatte.

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